Mülheim. . Das Forschungsprojekt „Sona“ endet nach drei Jahren. Die daraus entstanden „Mülheimer Bürgerlotsen“ setzen ihre Arbeit jedoch weiter fort.

Auf drei Jahre war das Projekt „Seniorenorientierte Navigation“ (Sona) der Fachhochschule Köln angelegt. Gemeinsam mit Mitarbeitern des Sozialamts wurde nach Wegen gesucht, älteren Menschen gezielt den Weg zu den für sie richtigen Ansprechpartnern zu weisen.

Entstanden ist so das auf ehrenamtlichem Engagement basierende Konzept der Mülheimer Bürgerlotsen. Das Forschungsprojekt endete am heutigen Dienstag – der Einsatz der Bürgerlotsen allerdings geht weiter und wird ausgeweitet.

Die Tatsache, dass Mülheim eine der statistisch ältesten Städte des Landes ist, hat sich herumgesprochen. Das Ergebnis dessen fasst Sozialplaner Jörg Marx flapsig zusammen: „Inzwischen landen Hubschrauberladungen mit Menschen, die uns erforschen wollen.“ Doch nicht alle dürfen. Für die Verantwortlichen in der Verwaltung steht fest. „Es muss für den Bürger einen Mehrwert geben.“

Vermittler bauen Brücken

Ein Beispiel dafür ist das Projekt der Kölner Fachhochschule. Dessen Grundidee ist, für Menschen ohne soziales Netz(werk) – also etwa Familie oder Nachbarschaft – Brücken dorthin zu bauen, wo sie Hilfe finden. Vom „Vermittlermodell“ spricht Prof. Dr. Herbert Schubert vom Institut für Angewandtes Management und Organisation in der Sozialen Arbeit. Das war der Ausgangspunkt, der in Mülheim weiterentwickelt und umgesetzt sowie von einem wissenschaftlichen Team begleitet wurde.

Die Bürgerlotsen sind das Ergebnis: Neun Ehrenamtliche engagieren sich derzeit. Mindestens einmal pro Woche bauen zwei, drei von ihnen mit Jörg Marx oder Ragnhild Geck von der Senioren- und Wohnberatung der Stadt im Forum ihren Stand auf und suchen das Gespräch mit älteren Mülheimern.

70 Vermittlungen von Januar bis April

Das offene Ohr, berichten die Ehrenamtlichen, nehmen viele gerne an. Dann gilt es, gut hin- und herauszuhören, ob und wo Hilfe benötigt wird. Da mag eine Seniorin berichten, dass sie nicht mehr gut in die Wanne kommt, oder ein Herr beklagt, Reparaturen nicht mehr selbst erledigen zu können. Oder der Dritte ärgert sich, dass er keinen Abfallkalender der MEG bekommen hat. Die Bürgerlotsen weisen ihnen den Weg zum richtigen Ansprechpartner – oder wenn sie selbst nicht gleich Rat wissen, wenden sie sich an fest benannte Ankerpersonen, Fachleute vor Ort, die sich der Sache annehmen. „Die Lotsen sind keine Anwälte der Beschwerdeführer“, betont Prof. Schubert. Sie verweisen lediglich auf die richtigen Anlaufstellen.

Von Januar bis April spricht Prof. Schubert von 70 Vermittlungen, die über die Bürgeragentur eingingen – „und das ist nur ein Kanal“. Jörg Marx spricht von insgesamt 30 Aktionen im Forum und je „vier bis fünf“ Anfragen pro Termin. Grund genug für die Verantwortlichen, das Projekt Alltag werden zu lassen. Aus neun Lotsen sollen 18 werden. Für Thomas Konietzka, stellv. Sozialamtsleiter, besticht es durch seine Schlichtheit: „Es geht einfach darum, jemanden zu haben, den man fragen kann.“