Mülheim. . Für das Projekt “Abschlag Schule“ öffnet in Mülheim der Golfclub am Raffelberg Jugendlichen der Willy-Brandt-Gesamtschule seit 2012 sein Grün.

Rund 500 Mitglieder zählt der Golfclub Mülheim an der Ruhr Raffelberg. Wie viele Styrumer darunter sind, ist nicht ermittelt. Aber: Aus diesem Stadtteil kommen regelmäßig Jugendliche der Willy-Brandt-Gesamtschule, um auf dem Grün zu trainieren, in Form einer freiwilligen AG.

„Abschlag Schule“ heißt das Projekt, deutschlandweit gesponsert von zwei Golfverbänden, daher kostenlos für die Kids. An die Willy-Brandt-Schule getragen wurde es 2012 von Astrid Bauernfeind-Herda, Lehrerin für Mathematik und Religion, die privat begeistert den schweren Schläger schwingt. In jedem Schuljahr trommelt sie für ihre Golf-AG, die jahrgangsübergreifend angeboten wird.

Bei der aktuellen Runde, die vergangene Woche zu Ende ging, waren sieben Jungs und vier Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren dabei. Zum Clubgelände am Raffelberg kamen sie jeden Donnerstagnachmittag per Bus oder mit dem Rad, in den Sachen, die sie auch auf dem Schulhof tragen. Angeleitet von Mathias Zeman, einem professionellen Trainer, wurde in jeder Jahreszeit an frischer Luft geübt, „nur wenn es ganz usselig war, fiel die AG aus“, sagt Astrid Bauernfeind-Herda. Ersatzweise wurden per Internet Theorie oder „Trick-Shots“ studiert, Kapriolen, die im Reglement nicht vorgesehen, in den Augen von Achtklässlern umso amüsanter sind.

"Den Jugendlichen fehlt noch der Weitblick"

Die Jugendlichen trainieren, was ihnen besonders imponiert, mitten im regulären Vereinsbetrieb. So steht der 15-jährige Sam Nhan, im roten Oberhemd, grüne Kopfhörer auf den Ohren, in einer Aufschlagbox der Driving Range, um lange Schläge zu üben. Während bei ihm noch öfter Luftlöcher oder Kullerbälle entstehen, lässt es nebenan ein älterer Herr in klassischer Golfkluft gekonnt zischen.

Sam trainiert unbeirrt weiter, findet es „schön, mal was anderes zu machen“, legt gleich den nächsten Ball aufs Tee. Zu Beginn sei es schwierig gewesen, berichten die Jugendlichen übereinstimmend, aber dann stellten sich rasch erste Erfolgserlebnisse ein. Und augenscheinlich hatten alle Spaß.

Warum es letzten Endes doch nicht zur Platzreife reichte, erläutert Trainer Mathias Zeman mit diplomatischen Worten: In spielerischer und technischer Hinsicht sei es schon okay. Aber? „Den Jugendlichen fehlt noch der Weitblick auf dem Golfplatz. Sie müssten stärker auf andere Spieler achten.“ Immerhin haben sie gelernt, dass Golf tatsächlich ein Sport ist, zu dem auch Muskelkater gehört. Typisch für Anfänger: „So ein leichtes Ziehen im Trizeps.“

Das bundesweite Projekt „Abschlag Schule“ wird finanziert durch die Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) und den Deutschen Golf-Verband (DGV), der auf diesem Wege Nachwuchssportler gewinnen möchte. Seit 1999 haben nach Angaben des DGV rund 130 000 Jugendliche daran teilgenommen. In Mülheim ist seit drei Jahren die Willy-Brandt-Gesamtschule dabei.

Weitere Infos und den Teilnahmeantrag zum Projekt findet man unter www.abschlag-schule.de.