Mülheim.. Vor zwei Jahren wurde der Bühlsbach in Mülheim renaturiert, der verseuchte Boden ausgetauscht.
Vor zwei Jahren hat die Stadt den Bühlsbach zwischen Nachbarsweg und Langenfeldstraße aus seinem Rohrlauf befreit, ließ die leer stehende alte Lederfabrik abreißen und sanierte den mit Altlasten verseuchten Boden. Das sah zunächst ziemlich aufgeräumt aus, und viele Anwohner vermissten üppiges Grün. Inzwischen könnte man die Brombeeren, die am Rande des längst überwachsenen Geländes wuchern, unbesorgt essen.
Und wer sich durch die Dornen kämpft – das ist erlaubt, auch wenn es keinen offiziellen Weg gibt – findet zwischen typischer Vegetation einen natürlich plätschernden Bachlauf vor, wenn es genug geregnet hat. Derzeit ist der Bach trocken. „Viel Wasser geht noch durch den Kanal ab“, erklärt Landschaftsplaner Gerald Angstmann, der sich über die natürliche Entwicklung der Aue freut und selbst erstaunt ist über das rasche Wachstum. Der Fachmann erkennt die vielen Schösslinge und andere typische Auen-Pflanzen, die gut gedeihen, darunter Moose, Klee und Seggen, Weiden, Erlen. Der so selten gewordene Röhricht markiert für aufmerksame Betrachter den gewundenen Bachlauf. Seit 2005 ist die Aue des Bühlsbachs Landschaftsschutzgebiet. „Was sich hier selbst ausgesät hat ist zum Teil schon viel größer als unsere Initialpflanzungen“, sagt Angstmann.
Naturerleben mitten in der Stadt
Viel Vogelgezwitscher hört man hier, und die Bienen summen. Die Natur fühlt sich wohl. Und sie hat sich durchgesetzt: Unerwünschte Arten wie Springkraut und Herkulesstaude gibt es nicht.
Manche Anwohner, die sich vor zwei Jahren kritisch äußerten, hätten lieber einen Park vor der Haustür gehabt. Für Bau und Pflege einer Grünanlage hat die klamme Stadt allerdings kein Geld übrig. Von den 265.000 Euro, die unter anderem der Aushub und Abtransport des mit Schwermetallen verseuchten Erdreichs letztlich kostete, hat das Land NRW 80% übernommen. Wanderweg samt Brücke über den Bühlsbach gibt es mangels Finanzierung wohl auch in naher Zukunft nicht, bedauert Gabriele Wegner, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes – „eine fünfstellige Summe ist die unterste Grenze, ohne die Brücke.“ Das Naturerleben mitten in der Stadt bekomme man aber jetzt schon – und ein Trampelpfad mache der Natur nichts aus. „Das ist doch ein richtiger Abenteuerspielplatz für Kinder“, meint Gabriele Wegner. „Wir müssen in der Stadt eben Naturschutz und Erholung zusammenbekommen.“ Wie es eben auch in der Saarner Aue versucht wird. Auch am Bühlsbach wird in 20, 30 Jahren ein Auenwald aus Erlen und Eschen entstehen, wenn man der Natur weiter ihren Lauf lässt, prognostiziert Angstmann. Dann werden die (sonnenliebenden) Brombeeren verschwunden sein.