Mülheim. Mit „Western Society“ lieferte Gob Squad eine schillernde Show zur Eröffnung des Theater-Festivals der freien Szene im Ringlokschuppen. Und das Publikum war am lauen Sommerabend in Partystimmung.

Als ein Abend wie eine bunte Überraschungstüte vor vollem Haus feiert das Theater-Festival „Impulse“ im Ringlokschuppen eine furiose Eröffnung. Wo passiert es denn sonst im Theater, dass sich das Publikum schon während der Aufführung kugelt, lacht, spontan applaudiert und sich locker einlässt. Am Ende wird lautstark mit Bravo-Rufen und den Füßen abgestimmt.

In ihrer glitzernden Show betreiben Gob Squad Nabelschau im wahrsten Sinne, drehen mit der Einladung ins Wohnzimmer der „Western Society“ spielerisch längst überholte Familienbilder in die Realität. Bei dieser schön schrägen Performance in Gold aus Schauspiel, Video-Bildern und mit dem Sound der 80er Jahre bringt die deutsch-britische Truppe sich selbst und das ganze multimediale Besteck richtig zum Einsatz: auf der Folie eines Heimvideos einer Familienfeier aus Santa Barbara, Kalifornien, das wegen seiner Banalität der am wenigsten geklickte Beitrag im Internet ist.

Aber von wegen langweilig. Rasant, spritzig und urkomisch auf die Spitze getrieben, nimmt Gob Squad das Publikum ruckzuck mit. Sogar bis mitten auf die Bühne, wo sieben Zuschauer – ausgelost durch Kuscheltierwurf in die Menge – am Ende Hauptdarsteller der eigentlich trivialen Familienfeier werden. Die Flasche am Hals, ständig Torte in sich hineinstopfend, schlüpfen sie in die Umrisse des Lebens anderer Menschen. Eine Frage zieht sich bandschleifenartig durch den ganzen Abend: Was machen wir eigentlich hier?

Festival mit Nachhaltigkeit

Das Impulse-Festival mit den herausragenden Produktionen der Freien Theaterszene und Programm geht bis 20. Juni: www.festivalimpulse.de

Die „Silent University“ in der Dezentrale wurde gestern als nachhaltige Einrichtung eröffnet: eine Plattform zum Wissensaustausch für Migranten.

Open-Air vor schöner Müga-Kulisse

Dies wissen die zahlreichen Besucher beim Impulse-Auftakt sehr wohl. Meist jüngere Zuschauer sind es, teils mit Bussen aus den Festival-Partner-Städten Düsseldorf und Köln angekarrt. Sie haben auch nach der Vorstellung an diesem lauen Sommerabend noch Spaß bei kühlen Getränken und Gesprächen Open-Air vor schöner Müga-Kulisse. Wie international dieses Festival ist, zeigt sich allein schon am Sprachen-Gewirr: junge Impulse im theaterträchtigen Mülheim.

Sechs Reden sind eigentlich nach dem Auftakt-Stück bei der offiziellen Eröffnung vorgesehen. Die werden aber wegen des wunderbaren Abends und einem Publikum in Partylaune kurzerhand gestrichen, verkündet Ringlokschuppen-Leiter Matthias Frense.

Florian Malzacher, Impulse-Kurator, lässt es sich aber nicht nehmen, das von „Raumlabor Berlin“ erfrischend und funktional umgestaltete Lokal hervorzuheben, das bis zum 20. Juni als Festival-Zentrum dient, um es danach seiner alten Bestimmung als Kneipe zu übergeben. „Ein Raum, der bleibt, und für Beständigkeit steht wie auch der Ringlokschuppen.“

Ein bunt-gemischtes junges Völkchen feiert neben Theater auch Party bis weit nach Mitternacht.