Mülheim. . Unter dem Titel „Gesellschaftsspiele“ kommen im Mülheimer Ringlokschuppen beim Impulse Theater Festival neun Inszenierungen auf die Bühne.
Das Theater bringt Menschen zusammen. In der Antike war es identitätsstiftender Unterhaltungsort der Gesellschaft. Heute sucht die Freie Theaterszene Gesellschaft, hinterfragt, wer sie eigentlich repräsentiert und wie sie sich auf die Bühne bringen lässt. Verschiedene Antworten darauf geben die Stücke, die beim Impulse Theater Festival des NRW Kultursekretariats vom 11. bis 20. Juni im Ringlokschuppen auf die Bühne kommen.
Neun Inszenierungen
Die Frage „Wie politisch ist freies Theater in Inhalt und Form?“ stellt Florian Malzacher als Künstlerischer Festivalleiter bei der Pressekonferenz in den Raum. Die neun Inszenierungen, die während der Impulse in Mülheim auf die Bühne kommen, geben vielfältige Antworten. Da ist etwa das „Gob Squad Arts Collective“, das das Festival eröffnet: Donnerstag, 11. Juni, 19.30 Uhr. In „Western Society“ beschäftigen sich die Akteure, allesamt aus der weißen Mittelschicht, mit der Tatsache, dass ihre homogene Gruppe für die moderne Gesellschaft nicht mehr repräsentativ ist.
Konzert, Busfahrt und Gespräche
Die Klänge der Krise haben Maiden Monsters in Griechenland gesammelt. Das Ergebnis ist eine Konzertperformance, die Freitag, 12. Juni, 22.30 Uhr, am Ringlokschuppen gezeigt wird.
Köln und Ramallah verbindet Künstler Phil Collins mit „Our position vanishes“: Studenten beider Städte kreieren einen Soundtrack, der in Bussen gespielt wird. „Building Conversation“ heißt das Projekt Lotte van den Bergs, inspiriert von Gesprächstechniken aus aller Welt.
Die europäische und die afrikanische Gesellschaft stellen Gintersdorfer/Klaßen am Samstag, 13. Juni, 19.30 Uhr, gegenüber. Für „Das neue schwarze Denken – Chefferie“ erweiterten Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen ihre ivorisch-deutsche Kerntruppe. Einen persönlichen Abend („Riding on a cloud“, Samstag, 19. Juni, 19.30 Uhr) inszeniert Rabih Mroué mit seinem Bruder, der als Kind während des Bürgerkriegs im Libanon schwer verwundet wurde und die Fähigkeit verlor, die Realität in Worten und auf Bildern wiederzuerkennen. Milo Rau gibt derweil der Frage, was junge Menschen zum terroristischen Fanatiker macht, an die westliche Gesellschaft zurück. Am Freitag, 19. Juni, 19 Uhr, suchen die Akteure Antworten bei sich. Dieses Stück wird als einziges im AZ aufgeführt.
Aktionen in den Festival-Partnerstädten
Komplettiert wird das Festival durch „Die Aufführung“ von Herbordt/Mohren (12. Juni, 19.30 Uhr), „Ibsen: Gespenster“ von Markus&Markus (12. Juni, 21.30 Uhr), „Anonymous P.“ von Chris Kondek und Christiane Kühl (18. Juni, 19.30 Uhr), „Sounds like war: Kriegserklärung“ von andcompany&Co. (18. Juni, 21.30 Uhr) sowie „Der Ur-Forst“ von Hendrik Quast und Maika Knoblich am Extraschicht-Samstag, 20. Juni, 18 Uhr. Letzteres ist einmalig, alles andere ist mehrmals zu sehen.
Ergänzt wird das durch Projekte. In den Festival-Partnerstädten Köln und Düsseldorf ist je eine Aktion geplant, zudem startet in Kooperation mit Urbane Künste Ruhr in der Dezentrale an der Leineweberstraße die „Silent University Ruhr“. Dieses auf mehrere Jahre angelegte Projekt des kurdischen Künstlers Ahmet Öğüt bietet eine Wissensplattform für Akademiker, die aus ihren Heimatländern flüchten und in Deutschland nicht lehren dürfen. Sie sind eingeladen, Vorträge zu halten.