Mülheim. . Den Stadtverordneten Hermann Stollen ärgert der trockene Bachlauf. Man muss insgesamt über Trennsysteme nachdenken, argumentiert die Stadt.

Zwischen Galopprennbahn und Golfwiese verläuft der Fuß-/Radweg sehr idyllisch, und eigentlich müsste dort auch ein Bächlein fließen. Tut er aber nicht, der Halbach, dessen Bett man zwischen den Brombeerhecken erahnt, und das seit zehn Jahren nicht. Das Wasser kommt gar nicht bis zur Straße „An der Rennbahn“, wo man das trockene Bachbett gut sehen kann.

Hermann Stollen (64) ärgert das ungemein. Der Anwohner ist nicht nur alteingesessener Speldorfer, sondern sitzt auch für die Grünen im Stadtrat, ist umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Da hat man schon einen kritischen Blick auf Renaturierungsmaßnahmen. Die am Halbach-Bett wurde vor zehn Jahren als Ausgleichsmaßnahme für das ursprünglich geplante Espera-Gelände angelegt.

Das renaturierte Bachbett ist „aufwändig und schön gemacht“, lobt Stollen, allein: Es fließt unter üppigen Brombeerranken kein Wasser. Kann es auch nicht: Der Halbach wurde in den 1960ern unterhalb der Ruhrorter Straße verrohrt, und wird bis heute durch ein Rohr zur Kläranlage Duisburg-Kaßlerfeld geführt, wo er Schmutzwasser verdünnen sollte.

Renaturiertes Halbach-Bett

Gespeist werden könnte das renaturierte Halbach-Bett heute allenfalls vom Buschbach, der parallel zur Golfwiese fließt, aber meist schon vor der Mündung ins neue Halbach-Bett versickert. Der Hal­bach hätte gut zehnmal so viel Wasser, so Hermann Stollen. Es wäre, meint er, doch zu prüfen, wo man den Halbach freilegen und ihn in sein altes/neues Bett fließen lassen könnte. Stollen kann zeigen, wo die alten Rohre zutage treten, etwa an der Ecke der Firma Gottfried Schulz: „Es müsste von hier bis Schulz relativ unkompliziert sein, den Bach wieder aufzugraben.“

Hermann Stollens Kommentar zum renaturierten Bachbett: „Aufwendig, aber völlig nutzlos. Ohne die Bachentflechtung ist das für mich keine Ausgleichsmaßnahme.“ Jürgen Zentgraf sieht die Auflage der Bezirksregierung zur Ausgleichsmaßnahme hingegen formalrechtlich erfüllt. Der Leiter des Umweltamtes erinnert daran, dass es die erste Ausgleichmaßnahme überhaupt war, die die Stadt – nach Ratsbeschluss von 1990 – je gemacht habe. Wie berichtet, ist die Entflechtung der Bäche gewünscht und auch langfristig vorgesehen, derzeit sind nur Mittel für die entsprechende Planung vorhanden.

Ganzen Rohrverlauf untersuchen

„Wir müssen“, so Zentgraf, „den ganzen Rohrverlauf untersuchen, es ist ja ein Kanal.“ Später solle kein Schmutzwasser in den Bach fließen. „Wir wollen das richtig angehen.“ Diese Situation käme in der Stadt mehr als dutzendfach vor. „Dort einen Bach rauszunehmen, ist nicht zielführend.“ Bereiche, die gemeinsam entwässerten, müsste man auch zusammen behandeln, dabei insgesamt und langfristig über Trennsysteme nachdenken.