Mülheim-Styrum. Die Hobbygärtner haben das Brachland an der A 40 bereits aufbereitet, jetzt wird gesät und gepflanzt. Fast alle Parzellen sind vergeben. Ein gutes Miteinander ist den Teilnehmern wichtig.

Den Boden haben sie sorgfältig mit dem Handstampfer verdichtet, das Fundament und auch der Rahmen für das neue Gartenhäuschen stehen bereits. „Und wie geht’s jetzt weiter?“ Vier Köpfe stecken zusammen, brüten über der verzwickten Bauanleitung im neuen Styrumer Gemeinschaftsgarten - der „Oase Unperfekt“.

Der Name täuscht jedoch, denn es geht gut voran auf dem gut 2800 Quadratmeter großen Grundstück an der A 40: Auch Nieselregen und Autobahnrauschen können die Gemeinschaft aus Hobbygärtnern und Öko-Enthusiasten an diesem Samstagmittag nicht bremsen. Viele reizt es unheimlich, auf der ehemaligen Brachfläche nahe der Grenze zu Oberhausen einfach zu buddeln, zu pflanzen und sich – hoffentlich schon bald – zwischen Rhabarber und Radicchio über Kochrezepte auszutauschen.

Geschmack am Eigenanbau

Nicht nur Stadtmenschen, auch ein Kindergarten und das Generationennetzwerk, sowie Bewohner der nahen Flüchtlingsunterkünfte haben Geschmack am Eigenanbau gefunden. „Ich freu’ mich auf Erdbeeren und das Hochbeet“, meint Michael Maas, der als Stadtteilkoordinator an der Umsetzung der „Oase“ mitwirkt.

Wie gut diese Idee des „Urban Gardening“ – kurzum: Stadtgärtnern – ankommt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass bis auf eine Parzelle von etwa 70 Quadratmetern das ganze Grundstück bereits vergeben ist. Zwei Euro pro Quadratmeter und Jahr beträgt die Pacht, „gut 90 Prozent der Einnahmen kommen aber der Gemeinschaft zugute, indem davon Versicherungen, die Bewässerung und falls nötig auch Reparaturen bezahlt werden“, erläutert Maas.

„Der Gemeinschaftsgarten ist gut für den Stadtteil"

Vor gut einem halben Jahr war dieses Stadtgrundstück übrigens nur ein vor sich hin wucherndes Niemandsland, dank Einwilligung der Bezirksvertretung und vor allem dank Einsatz vieler Bürger ist heute ein Großteil der Fläche umgepflügt und aufbereitet, ein Weg ist angelegt. Im hinteren Teil sollen bald ein Insekten- und ein Wildbienenhotel mit Weide entstehen. Im just – in echter Teamarbeit errichteten – Gartenhäuschen kommen Schaufeln, Harke und Co unter, damit die Hobbybauer kein ‘schweres Gerät’ mitschleppen müssen – das erleichtert die Arbeit vor Ort.

Gesponsert wurde der Schuppen vom Energiekonzern RWE, Mitarbeiterin Petra Kox engagiert sich aber ebenso mit eigener Frauenpower für das Projekt: „Der Gemeinschaftsgarten ist gut für den Stadtteil Styrum. Mir gefällt besonders daran, dass Menschen verschiedenster Nationalität sich hier begegnen und voneinander lernen können.“

Spaß macht das Gärtnern offensichtlich allen, aber für Susanne Dickel, Leiterin der Initiative für Klimaschutz, dienen solche naturnahen Stadtgärten auch dem Klimaschutz, „darum unterstützen wir die Gemeinschaft hier als Träger, indem wir etwa die notwendige Bürokratie übernehmen“. Am 28. Mai wird die „Oase Unperfekt“ offiziell eröffnet, bis dahin soll möglichst alles gesät, und manches könnte vielleicht schon erntereif sein, hofft Susanne Dickel.