Mülheim. . Die Stadt will in Heißen und Dümpten 28 neue Wohnungen von der SWB anmieten. Die Mieter müssten ausziehen. 2016 könnte es auch Wohncontainer geben.
Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen zwingt die Stadt erneut zum Handeln. Sie will von der Wohnungsbaugesellschaft SWB bis zu 28 weitere Wohnungen zur Unterbringung von Neuankömmlingen anmieten. Das hat der Rat am Donnerstag in einer Sondersitzung bei vier Gegenstimmen beschlossen.
Wie bereits an der Gustavstraße in Styrum sollen nun an der Mellinghofer Straße 282 und am Frohnhauser Weg 131-135 laut Planung ab Sommer bis zu 130 Flüchtlinge in vier Häusern zentral untergebracht werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es für manche Menschen, die aus völlig anderen Kulturkreisen nach Deutschland kommen, nicht sinnvoll ist, sie dezentral unterzubringen“, begründet Sozialdezernent Ulrich Ernst die Maßnahme.
Die Eingewöhnung vor Ort soll durch das „bewährte Konzept der 24-Stunden-Begleitung mit Concierge und durch Sozialarbeiter“ ermöglicht werden, sagt Ernst. Damit die Stadt die Wohnungen anmieten und Flüchtlinge einziehen können, müssen aber die Mieter zustimmen. Fast alle der vorgesehenen Wohnungen sind derzeit noch belegt. Die SWB will die Mieter von einem Umzug „überzeugen und ihnen neue, attraktive Wohnungen anbieten“, kündigt Geschäftsführer Ulf Lennermann an und verspricht, dass den Betroffenen „keine finanziellen Nachteile entstehen“. Zum Umzug gezwungen werde ohnehin niemand.
Überwiegend Lob aus der Politik für bisheriges Vorgehen der Verwaltung
Das Vorhaben der Verwaltung stieß in der Ratssitzung überwiegend auf Zustimmung. Wolfgang Michels (CDU) machte deutlich, dass die Fraktion die Pläne mittragen werde – „es darf allerdings kein moralischer Druck auf die Mieter ausgeübt werden“, so der Fraktionsvorsitzende. Dieter Wiechering (SPD) lobte besonders die Transparenz seitens der Verwaltung „auf dem erfolgreichen Weg“. Lothar Reinhard (MBI) sieht beim Vorhaben in Heißen und Dümpten „nicht die Gefahr, dass jemand mit Zwang seine Wohnung verlassen soll.“ Man müsse das Vorhaben „ausprobieren und sich notfalls etwas anderes überlegen.“
Die Stadt wolle Flüchtlinge auch weiter bevorzugt in Wohnungen unterbringen, so Ulrich Ernst. Die SWB habe die Zusage für 50 weitere dezentrale Wohnungen gegeben. Für 2016 müsse man aber erstmals auch mit Wohncontainern planen. Voraussichtlich sollen sie an drei noch nicht bekannten Orten stehen und jeweils bis zu 150 Personen beherbergen. Das Vorhaben soll dem Rat vor der Sommerpause zur Entscheidung vorgelegt werden.
SWB will betroffene Anwohner vom Umzug überzeugen
28 Wohneinheiten will die Stadt von der SWB an der Mellinghofer Straße 282 und am Frohnhauser Weg 131-135 für fünf Jahre anmieten. Über diesen Plan habe man jeden betroffenen Anwohner am Donnerstagabend persönlich an der Haustür versucht zu informieren, berichtet SWB-Geschäftsführer Ulf Lennermann.
An beiden Standorten seien bereits jeweils vier Wohnungen an Flüchtlinge vermietet. An der Mellinghofer Straße sollen weitere acht hinzukommen. Der Einzug der ersten Flüchtlinge ist hier für den Sommer geplant. Am Frohnhauser Weg verteilen sich die 20 Wohnungen, die noch angemietet werden sollen, auf drei Häuser. Hier rechnen Stadt und SWB im Herbst mit dem Einzug. „Sollten einige Mieter länger für den Auszug benötigen, lässt sich auch darüber reden“, sagt Ulf Lennermann.
Alternative Wohnungen reserviert
Er ist sich bewusst, dass man den Betroffenen mit dieser Bitte viel abverlange. Klar sei: „Wir können und wollen niemanden zum Umzug zwingen. Wer dort wohnen bleiben möchte, kann das selbstverständlich tun.“ Mit ihrer jahrelangen Erfahrung will die Wohnungsbaugesellschaft dennoch versuchen, die Mieter zu überzeugen – einige Alternativ-Wohnungen zur Auswahl seien für sie bereits reserviert. „Wir werden uns jeden Fall genau anschauen und gute, individuelle Lösungen finden – und falls nötig, auch finanzielle Entlastung ermöglichen“, verspricht er.
Die Umzüge werde die SWB organisieren und bezahlen. Bei einer Mieterversammlung soll das Vorhaben im Detail erläutert werden. Die Mieter könnten sich bei Fragen und Problemen an beiden Standorten bald an ein Service-Büro wenden, sagt Lennermann zu. Bei der Auswahl der Wohnhäuser habe man zudem darauf geachtet, alte Menschen und Familien mit Kindern außen vor zu lassen, „damit Anwohner nicht ganz aus ihrer Lebensmitte gerissen werden.“
Die Wohnungen, die für die Flüchtlinge frei werden sollen, sagt Lennermann, „entsprechen qualitativ dem Marktstandard.“ Ein bis drei Zimmer stünden zur Verfügung, so dass sowohl Einzelpersonen als auch Familien untergebracht werden können.
Lennermann ist zuversichtlich, dass die Nachbarschaft mit den Flüchtlingen, die an der Gustavstraße in Styrum gut funktioniere, auch in Heißen und Dümpten möglich gemacht werden könne.