Mülheim. . Die MVG testet ab kommender Woche ein System, das Fahrzeiten digital und exakt anzeigt. Ab 2016 soll es stadtweit verfügbar sein – auch über die App.

Verärgerte Kunden an Haltestellen gehören fast zum Alltag. Einer ist Dirk Hammerschmidt, Mülheimer Bürger, der seinen Unmut manchmal per Mail herum schickt: „Wieder massive Verspätungen, locker über zehn Minuten. Die Anzeige zeigt was völlig anderes.“ Oder: „Überhaupt keine Abfahrtinformation zu der U18.“ Derartiger Unmut soll bald Vergangenheit sein.

Ab der nächsten Woche testet die MVG ein neues Funksystem, das Fahrgästen an Haltestellen, daheim am Computer oder unterwegs auf dem Handy per App exakt angibt, wann welche Bahn oder welcher Bus wo zu erwarten ist, wer wo Verspätung hat, wo welcher Anschluss noch möglich ist und wo der Kunden wie lange warten muss.

Mehr Service, mehr Zufriedenheit, weniger Ärger – das verfolgt die Mülheimer Verkehrsgesellschaft mit dem Leit- und Kommunikationssystem ITCS (Intermodal Transport Control Systems), so MVG-Sprecher Olaf Frei. Ende des Jahres, spätestens Anfang des nächsten Jahres soll es an allen ausgestatteten Haltestellen und auf allen Fahrzeugen zum Einsatz kommen soll.

Das System weiß immer, wo sich welcher Bus und welche Bahn aufhält

„Heute haben wir immer noch den analogen Funk und sind nicht in Lage, präzise Angaben über die Zeiten zu machen“, sagt Olaf Frei. An den Haltestellen werde im Grunde der Soll-Fahrplan angezeigt. Ein Unfall auf der Strecke oder ein Falschparker, an dem die Straßenbahn nicht vorbei kommt, all das, was zu Verspätungen führt, die Information darüber erreicht den Fahrgast bisher an der Haltestelle nicht. Und auch auf der MVG-App kommt diese Botschaft nicht an. Künftig schon: „Mit dem digitalen Funk werden wir die Ist-Zeit kommunizieren“, so Frei.

Dank der neuen Technik wird künftig jeder Fahrer die Leitstelle über mögliche Hindernisse und Abweichungen vom Fahrplan informieren können, von dort werden die Änderungen ins Netz eingespeist. Das System weiß zu jeder Zeit, wo sich gerade welcher Bus, welche Bahn aufhält. Fünf Funkmasten hat die MVG für das digitale Funksystem im Stadtgebiet errichten oder ausstatten lassen.

Die Umstellung auf das neue System bewerkstelligt die MVG gemeinsam mit den Verkehrsgesellschaften Essen, Duisburg und Düsseldorf. Investiert werden rund 37,5 Millionen Euro. Die Maßnahme wird vom Land über den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gefördert. Allein die drei Via-Städte – Essen, Mülheim und Duisburg – erhielten 16 Millionen. Eine Voraussetzung für die Förderung war in dem Fall auch die städteübergreifende Zusammenarbeit. Die Mülheimer Verkehrsgesellschaft muss einen Eigenanteil von rund vier Millionen Euro tragen.