Mülheim. . Thorald vom Berg (BUND) betont die Belastung für die Umwelt. Die Europäische Union will jetzt den Verbrauch der Plastiktragetaschen senken.

Plastiktüten belasten die Umwelt . Trotzdem geht der Trend immer mehr zur Tragetasche aus Plastik. „Das ist eine unheilvolle Entwicklung“, sagt Thorald vom Berg, der Sprecher der Mülheimer Umweltschutzorganisation BUND. „Das Umweltbewusstsein war vor 10, 20 Jahren anders. Damals waren Plastiktüten verpönt. Inzwischen hat sich das maßgeblich geändert.“

Plastiktüten sind für die Unternehmen günstiger, die Nachwirkungen für die Umwelt seien aber zu gravierend, als dass man sie ignorieren könne, sagt vom Berg. „Sind Plastiktüten erstmal hergestellt, bleiben sie auch.“ Im Pazifischen Ozean treibe eine Plastikmüllfläche so groß wie Frankreich und Deutschland zusammen.

Plastiktütenverbrauch soll um drei Viertel sinken

Nun soll nächste Woche ein Beschluss der EU in Kraft treten, der vorgibt, dass die Mitgliedstaaten ihren Plastiktütenverbrauch bis Ende 2018 auf unter 25 Prozent verringern. „Ursache dafür ist der hohe jährliche Durchschnittsverbrauch von 176 Tüten pro Bürger,“ berichtet Arno Bischof, wissenschaftlicher Mitarbeiter des EU-Abgeordneten Jens Geier. Die Richtlinie gibt vor, dass nur noch 40 Tüten pro Bürger zugelassen sein sollen.

Das parlamentarische Verfahren zu diesem Beschluss sei abgeschlossen, nun müsse man die einwöchige Einspruchsfrist abwarten. „Wir rechnen aber nicht mit Protesten der Mitgliedsstaaten“, sagt Bischof. Von der Richtlinie betroffen seien billige, große Einkaufstüten, bei denen die Materialdichte 15 bis 50 Mikrometer beträgt. „Wie die jeweiligen Maßnahmen zur Tütenverringerung aussehen, ist Regierungen selbst überlassen“, sagt Bischof. „Ob sie das mit Gebühren oder mit Alternativmaterialien erreichen ist unwichtig.“

Umdenken der Bürger ist erforderlich

Dafür müssen auch die Bürger umdenken. Für sie sind die Tüten eine selbstverständliche Serviceleistung. „Unsere Kunden erwarten das kostenlose Angebot einer Tragetasche, ist das doch in unserer Branche üblich“, erklärt Sonja Schröder-Galla, die Pressesprecherin von Deichmann. Ein adäquater Ersatz für diese sei noch nicht gefunden worden. „Die Ökobilanz von Papiertragetaschen ist über die gesamte Lebensdauer des Produkts in den meisten Fällen schlechter, als die Ökobilanz einfacher, besonders dünner Plastiktüten“, sagt Schröder.

Die Aktion „Mülheim räumt auf“ der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) arbeitet vor allem mit Schulen zusammen. „Letzes Jahr haben 2000 Leute mitgemacht, darunter 72 Schulklassen“, erklärt Anja Fuhrmann, Mitarbeiterin der MEG. „Unter dem Müll, den die Schüler sammeln, befinden sich natürlich auch weggeschmissene Plastiktüten.“