Mülheim. Die Stadt plant diverse Neu- und Umbauten von Kindertagesstätten – um endlich die massive Überbelegung bestehender Einrichtungen abbauen zu können.

Die Zahlen sind bemerkenswert: Damit auch wirklich für jedes Kind, das betreut werden soll, ein adäquater Platz zur Verfügung steht, haben die Mülheimer Kindertagesstätten derzeit eine Überbelegung von rund 200 Plätzen zu verkraften. Weitere 200 Plätze wurden an Interimsstandorten geschaffen, also in Einrichtungen, die vorübergehender Natur sind und daher wohl nicht immer optimal. Um herunterzukommen von diesen Zahlen, plant die Stadt diverse Neu- und Ausbauten.

Besonders schlecht, so berichtet Jugendamtsleiterin Lydia Schallwig, ist die Lage in der Innenstadt. Dort leben die meisten Kinder – und es gibt, relativ gesehen, die wenigsten Plätze. Das selbstgesteckte Ziel, allen Eltern ein zufriedenstellendes Angebot zu machen, sei dort somit am schwierigsten zu erreichen.

Neubau an der Auerstraße

Ein Neubau an der Auerstraße soll erste Abhilfe schaffen: Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2016 geht dort eine städtische Kita mit 38 Plätzen für Kinder unter drei (U 3) und 68 Plätzen für solche über drei (Ü 3) an den Start. Sechs Gruppen sollen entstehen, doch müssen dort künftig auch die Kinder aus der Einrichtung Zunftmeisterstraße unterkommen. Aktuell sind das 47 Ü 3er.

Neubau an der Bruchstraße

Nahe der Grundschule an der Bruchstraße in Eppinghofen soll es ab dem Kindergartenjahr 2016/17 ebenfalls eine neue Einrichtung geben. Noch ist laut Lydia Schallwig aber unklar, wer Träger sein könnte. Die Zielgröße sind hier 75 Plätze – 25 als U 3 – in sechs Gruppen.

Pläne für die Kohlenstraße

Noch nicht völlig in trockenen Tüchern ist ein Vorhaben an der Kohlenstraße: Erstmals will dort möglicherweise das Deutsche Rote Kreuz als Träger einer Einrichtung auftreten und ab 2016 eine Kita ins Leben rufen mit 20 U 3- sowie 55 Ü 3-Kindern in vier Gruppen.

Neubau am Strippchens Hof

Als Träger einer Kita in Erscheinung getreten sind in der Stadt bislang auch noch nicht die „Kinderzentren Kunterbunt“ aus Nürnberg. Das ändert sich Anfang 2016 am Strippchens Hof in Broich mit einer neuen sechsgruppigen Kita mit immerhin 104 Plätzen, davon 34 für U 3.

Ausbau der Sonnenblume

An der August-Schmidt-Straße betreibt die Evangelische Kirche derzeit die Kita Sonnenblume mit 22 Ü 3-Plätzen in einer Gruppe. Justus Cohen, Vorsitzender des Presbyteriums, verkündete nun, dass die Einrichtung übergeht in die Trägerschaft einer Tochter der Graf Recke-Stiftung aus Düsseldorf und dass sie ausgebaut wird: Ab August 2015 werden dort bereits zwei Gruppen angeboten und ab August 2016 sogar fünf. Dann werden rund 100 Kinder Unterschlupf finden.

Und was tut sich sonst?

Wie es mit dem integrativen Haus der kleinen Leute am Klöttschen weitergeht, das jetzt 30 Kinder besuchen und das ebenfalls zur Evangelischen Kirche gehört, ist weiter unklar. Ab August 2016 soll ein freier Träger her; findet man keinen, will die Stadt einspringen. Sie kann sich gut vorstellen, die Kita mit ihrer Einrichtung an der Uhlandstraße zu verbinden. Und die Villa Kunterbunt? Die zieht in den Sommerferien um vom Priesters Hof an den Kuhlendahl. Dort gibt es dann Platz für 72 Kinder, darunter 18 U 3er.

Neubau ist ein aufwendiges Projekt

Neue Kitas auf den Weg zu bringen, ist alles andere als einfach, sagt Jugendamtsleiterin Lydia Schallwig. Ganz am Anfang gelte es, ein passendes Grundstück zu finden, was in der zugebauten Innenstadt besonders schwierig sei. Längst nicht jede Fläche ist geeignet für einen Kindergarten. Im Idealfall ist das Grundstück so groß, dass neben dem neuen Gebäude Platz für ein üppiges Außengelände bleibt.

Da die klamme Stadt beim Bau schlecht selbst tätig werden kann, gelte es als nächstes, einen Investor zu gewinnen, der das Grundstück erwirbt und das Bauvorhaben realisiert. Dessen Kosten ließen sich etwa über Mieteinnahmen refinanzieren – „die Stadt garantiert im Regelfall eine Mindestlaufdauer von 20 Jahren“, so Schallwig.

Manchmal bringt Investor den Träger mit

Auch die Suche nach einem Träger ist nicht eben leicht. Das zeigt sich an den Beispielen im Text oben. Manchmal, sagt Lydia Schallwig, bringe der Investor direkt einen Träger mit. Das helfe natürlich ungemein. „Andernfalls braucht es viel Zeit, um alles so zusammenzubringen, dass es wirklich passt.“

Von den Interimsstandorten werde man sich übrigens erst trennen, wenn das leidige Thema Überbelegung durch ist. Alles andere sei kontraproduktiv, so Schallwig.