Mülheim. Nach zwölfeinhalb Jahren im Amt will Dagmar Mühlenfeld im Herbst nicht mehr kandidieren. Der Partei schlägt sie Ulrich Scholten als Nachfolger vor.
Am 20. Oktober ist Schicht. OB Dagmar Mühlenfeld steht für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. „Ich bin mir in den letzten Wochen bewusst geworden, dass meine Lebensplanung nun auf Veränderung eingestellt ist“, sagt sie am Montagmittag vor Medienvertretern. Am Abend informierte sie den SPD-Vorstand und schlug als Nachfolger Ulrich Scholten vor.
Sie gesteht, dass der Gedanke sich noch „fremd“ anfühle. Dennoch: Sie wirkt sehr gelöst, als sie über ihren Abschied vom höchsten städtischen Amt spricht. Sie erzählt, dass es ihr gut gehe, schwärmt von den vielen Begegnungen mit Bürgern in den vergangenen Jahren und betont mehrfach, dass sie lange abgewogen habe. Es sind familiäre Gründe, die sie für den Wechsel ins Privatleben anführt, der Wunsch nach mehr Zeit für sich und für die Familie, vor allem für den Enkel, für die eigene Mutter, natürlich für den Mann und die Freunde. 20 Jahre lang habe ihr die Familie den Rücken gestärkt, als sie Spitzenpositionen bekleidete – erst als Leiterin der Luisenschule, dann zwölfeinhalb Jahre als Oberbürgermeisterin. „Ich will ein Stück zurückgeben.“ Außerdem wird sie im März 64 Jahre – dann noch einmal fünf Jahre? Fünf Jahre 16, 17 Stunden Tage?
Zufriedener Rückblick
Dagmar Mühlenfeld blickt zufrieden zurück. Ob sie eine Entscheidung bereue, wird sie gefragt, und sie schüttelt sofort den Kopf. Sie ist mit sich im Reinen, habe viel Positives erreicht. Sie erinnert daran, als sie noch Lehrerin war und im Gymnasium etliche Räume nicht mehr genutzt werden konnten, weil sie mehr Abstellkammern mit Schimmelbildung waren als zweitgemäße Klassenräume. Dass in ihrer Amtszeit 168 Millionen Euro in die Modernisierung von Schulen und Kitas investiert wurden, macht ein wenig stolz. Den Bildungsstandort stärken, ausbauen, modernisieren — das war das große Ziele, das sie 2003 beim Amtsantritt ausgegeben hatte.
Die Sanierung des historischen Rathauses, der Neubau des Medienhauses, der bis zuletzt umstrittene Umbau der Ruhrpromenade, die Umsetzung eines 100-Häuser-Programmes für junge Familien, die nicht auf Reichtum gebettet sind, die Umgestaltung der Sportanlagen – Dagmar Mühlenfeld legt sehr selbstbewusst eine Bilanz vor, die aus ihrer Sicht zeigt: „Auch in finanziell schwierigen Zeiten lässt sich gestalten.“
Ihren Einsatz als Sprecherin des bundesweiten Bündnisses „Raus aus den Schulden“ setzt sie bis zum Herbst fort. Für die Stadt verfolge sie noch ein großes Ziel: Eine Lösung finden für den seit Jahren immer mehr verfallenden Kaufhof.
Der Nachfolger
Dagmar Mühlenfeld empfiehlt der Partei, Ulrich Scholten (57) als Nachfolger zu nominieren. Ihm traue sie die Fortsetzung ihrer Arbeit zu. „Ich bin sehr sicher, dass die SPD mit Ulrich Scholten als OB-Kandidat den Wahlkampf erfolgreich bestehen kann.“
Das Ratsmitglied Scholten war erst im Dezember mit 95,5 Prozent vom Unterbezirksparteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt werden. Beruflich ist Scholten derzeit Personalchef bei Salzgitter Mannesmann. „Wir müssen wieder die bestimmende politische Kraft in unserer Stadt werden“, hatte er beim Parteitag gefordert. Sein Ziel ist es, starre Partei-Strukturen abbauen, neue Brücken zu Bürgern, Verbänden, der Wirtschaft und auch anderen Parteien zu bauen. Am 18. April findet der offizielle Nominierungsparteitag der SPD statt.
Auch die CDU-Basis muss den OB-Kandidaten noch nominieren. Die Partei- und Fraktionsspitze hatten sich hier für Werner Oesterwind ausgesprochen.