Mülheim. Die beiden großen Parteien tun sich schwer bei der Kandidatensuche. Die Amtsinhaberin äußert sich zu ihren Zukunftsplänen noch nicht, die CDU sucht noch nach einem Kandidaten.
MH-OB 2015. Mancher liest aus dem Nummernschild der Oberbürgermeisterin eine weitere Kandidatur für das höchste Amt der Stadt. Doch Dagmar Mühlenfeld hat sich auch zu Beginn des neuen Jahres nicht zu ihren Plänen geäußert, was einige Genossen beim Jahresempfang erwartet hatten. Tritt sie im September erneut an? Der neue Parteivorsitzende Ulrich Scholten hat zumindest von der „Oberbürgermeisterinnen-Wahl“ gesprochen als größte Herausforderung der SPD in 2015.
Die weibliche Form habe er bewusst gewählt, soll er auf Nachfrage einiger Gäste erklärt haben. Andere in der Partei machen sich bereits Gedanken: Wenn nicht sie – wer dann? Namen als Ersatz fallen einem kaum ein, wenn nicht der des Parteivorsitzenden selbst. Die Amtsinhaberin, die im März 64 Jahre wird und seit zwölf Jahren das Amt inne und dort auch viel bewegt hat, erklärte im vergangenen Jahr selbst einmal, dass sie noch unentschieden sei.
Personalabbau, Steuererhöhungen und weitere Belastungen
Wer will es ihr verdenken? Angesichts der Probleme, mit denen Städte wie Mülheim zu kämpfen haben, halten viele das Spitzenamt, das im Vergleich zu vielen Chefsesseln bei städtischen Töchtern mäßig bezahlt wird, längst nicht mehr für erstrebenswert. Der OB-Posten wird auch in den nächsten Jahren verbunden sein mit Personalabbau, Steuererhöhungen und weiteren Belastungen, die auf die Kommunen niederschlagen. Keiner weiß es besser als Dagmar Mühlenfeld selbst, die als Sprecherin des überregionalen Bündnisses „Raus aus den Schulden“ für eine solide Finanzausstattung der Kommunen kämpft.
Es ist nicht nur die SPD, die hinter der Kandidatenfrage noch ein Fragezeichen setzt. Die CDU hatte auf Peter Vermeulen, den Bau- und Umweltdezernenten, gehofft und gesetzt, bis der nach politischen und verwaltungsinternen Streitigkeiten sich für eine Kandidatur in seiner Heimatstadt Krefeld entschied. Bitter für die CDU, denn Vermeulen hätte mit der Unterstützung anderer politischer Kräfte rechnen können. So bleibt die CDU auf der Suche, auch wenn mit dem Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort einer aus ihren Reihen schon vor Monaten seinen Hut in den Ring geworfen hat. Der Jurist ist in der Stadt bekannt, gilt als verwaltungserfahren, genießt im Rathaus einen guten Ruf, doch: „Wir überlegen und suchen noch, es ist alles völlig offen“, sagt CDU-Parteigeschäftsführer Thomas Mehlkopf-Cao. Wie die WAZ erfuhr, soll es aus der CDU von Einzelnen ein ,Besser-nicht’ zu Steinfort gegeben haben, dem eine zu große Nähe zur Amtsinhaberin nachgesagt wird. Eine Alternative ist nicht in Sicht.
Grüne verweigern Unterstützung
Die Grünen überlegen, ob sie einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken, Namen gibt es nicht. „Wir würden einen neutralen, unabhängigen Kandidaten oder eine Kandidatin unterstützen“, sagt Parteisprecher Peter Loef. Voraussetzung: Die zentralen grünen Eckpunkte in der Stadtpolitik müssten berücksichtigt sein. Wen die Grünen nicht unterstützen würden, steht indes fest: Dagmar Mühlenfeld. Bei ihr vermisst man eine politische Offenheit und kritisiert eine Hinterzimmer-Politik, die auch andere der Amtsinhaberin vorwerfen.
Die FDP würde einen Kandidaten aufstellen, gäbe es zeitgleich eine Kommunalwahl. Aber so? Würden wir mit einem Kandidaten nicht unnötig Geld rauswerfen, fragt der Kreisvorsitzende Christian Mangen angesichts der geringen Chancen. Endgültig soll eine Art kleiner Parteitag die Frage klären. Die Linke, die AfD – aus dem weiteren politischen Mülheim hat noch keiner die Hand nach dem Chefsessel im Rathaus ausgestreckt. Erst nach Aschermittwoch rechnen viele mit Klarheit.