Mülheim. . Die ehemalige Lederfabrik am Kassenberg wird abgerissen. Ab Ende 2016 entsteht dort ein Haus mit Tiefgarage und Südbalkonen.

Von der einst größten Lederstraße Deutschlands ist am Kassenberg und an der Düsseldorfer Straße nicht mehr viel geblieben. Am Ende des Kassenbergs stehen die letzten drei Fabrikantenvillen. An der Düsseldorfer Straße die Fabrikgebäude Möhlenbeck, Abel und Lindgens. Dort, wo der Kassenberg nah ans Ruhrufer rückt, wird gerade das Gebäude einer weiteren, ehemaligen Lederproduktionsstätte abgerissen. Auf dem Pampusgelände entstehen demnächst 23 Eigentumswohnungen mit Ruhrblick.

Das alte Mauerwerk mit Sandmörtelfugen ist staubig. Immer wieder hält ein Arbeiter den Wasserschlauch in den Schutthaufen, den der Baggerführer mit seiner Schaufel beim Abbruch erzeugt. In Containern werden die zerkleinerten Fabrikreste samt der Dachteile verladen und abgefahren.

"Alles ist hochwassersicher"

„Wir rechnen noch mit etwa vier Wochen, bis wir alle Teile der alten Pampusgebäude abgerissen haben“, erläutert dazu Ernst Schüller von Ten Brinke Vertrieb. Der deutsche Ableger der niederländischen Baugruppe möchte anschließend am Ruhrufer 23 Eigentumswohnungen neu errichten. Der andere Zweig Ten Brinkes entwickelt Gewerbeimmobilien. Diese Abteilung baut häufig für die Rewe-Gruppe Einzelhandelsmärkte, wie im Depot Speldorf.

Kein Denkmalschutz

Das Gebäude, welches der Abrissbagger gerade in Schutt legt, stammt aus dem Jahr 1888 Es gehörte zu den wenigen historischen Bauten am Kassenberg.

Denkmalschutz bestand für dieses Lederfabrikgebäude nicht, sagt dazu Jürgen Liebich, der Leiter des Amts für Stadtplanung, Bauaufsicht und Stadtentwicklung.

Der Neubau am Kassenberg entsteht fast als Gegenstück zum seit Jahren vorhandenen Komplex mit Eigentumswohnungen auf der Nordseite der Fußgängerbrücke am Altruhrarm. Dieses Wohnquartier bekommt ebenfalls eine Tiefgarage mit mindestens 23 Stellplätzen. „Alles ist hochwassersicher angelegt“, beschreibt Ernst Schüller. Sonst hätten sich dort vor mehr als 100 Jahren die Lederfabrikanten auch nicht angesiedelt. Der gesamte Neubaukomplex werde nach den aktuell geltenden Standards der Energieeinsparung errichtet.

Kein Angaben zum Quadratmeterpreis

„Die 23 Eigentumswohnungen haben Südbalkon und Größen von 106 bis 206 Quadratmetern (im Penthouse). Über der Tiefgarage bauen wir drei Etagen plus Dachgeschoss“, erläutert Ernst Schüller. Über Quadratmeterpreise für das Wohnen mit Ruhrblick möchte der Vertriebsmann von Ten Brinke nicht reden. Schüller: „Den erhalten Interessenten bei einem Gespräch.“ Auch über die komplette Investitionssumme schweigt sich der Bauträger aus. Ende des Jahres 2016 sollen die neuen Eigentümer einziehen, steht im Zeitplan.

Außer Lindgens produziert nun kein Unternehmen mehr Leder am Kassenberg. Einer der bedeutendsten Mülheimer Wirtschaftszweige ist in der Stadt fast ausgestorben.