Mülheim. Konditormeister Friedhelm Großenbeck bietet in Mülheim seinen Kunden jedes Jahr Glücksbringer zum Neujahr - darunter Schornsteinfeger und Hufeisen.
„Hier wird die Wurst zum Schwein.“ Mit flinken Fingern schaufelt Friedhelm Großenbeck eine Portion rosarotes Marzipan von der wurstartigen Masse in seine Hände, formt einen runden Ball daraus, knetet ein bisschen hier, modelliert ein wenig da und präsentiert einen niedlichen kleinen Schweinekopf - als Glücksbringer zum Neujahr.
Überhaupt hat das Stadtcafé Sander viele kleine Zuckergrüße zum neuem Jahr in der Schaufensterauslage drapiert. Da sind Schornsteinfeger, Hufeisen, Baumkuchen und natürlich Glücksschweine - flach und kugelrund mit Goldmünze oder Kleeblatt. „Wir fangen dafür mit der Produktion schon weit vor Weihnachten an“, weiß Inhaber Großenbeck und macht eine enthusiastische Geste als gäbe es für den fröhlich drein schauenden Mann nichts Größeres. Und in der Tat hält die Familie das Geschäft durch umsichtiges Gestalten durch die Jahrhunderte in ihrem Besitz. Und Großenbeck musste schon früh im Betrieb seines Vaters aushelfen. „Kam ich aus der Schule, habe ich sofort die großen Auslieferungstouren mit meinem Vater gemacht“, erinnert er sich.
Ein selbstverständliches Erbe
So war es eine Selbstverständlichkeit, dass der damalige Jungspund auch bei Zeiten das Geschäft übernehmen würde. „So wie auch schon mein Vater, mein Großvater und dessen Vater“, fügt Großenbeck hinzu. Seit 1760 sind die Backöfen in der hinteren Backstube im Betrieb. Damals noch unter warmem Feuer und heute elektrisch.
Was dem Konditormeister wichtig ist? „Wir haben Spaß an unserer Arbeit. Die gute Laune tragen wir immer im Herzen und im 19-köpfigen Team“, erklärt der 55-jährige gebürtige Mülheimer. Das und das wohlschmeckende Zuckerwerk tragen aus seiner Sicht zum jahrhundertelangen Erfolg bei. Aber auch Friedhelm Großenbeck merkt: „Das Geschäft funktioniert nicht mehr so einfach“. Der wegbrechende Einzelhandel und der Trend zum Onlineshopping ziehe die Traditionscafés in Mitleidenschaft. „Die Laufkundschaft bricht dadurch ebenfalls weg. Es kommen immer weniger Gäste, die nach getanem Einkauf Erholung und Ruhe bei Kaffee und Kuchen finden wollen.“
Deshalb lässt sich der nimmermüde Mann immer wieder neue kreative Ideen einfallen. „In unserem Geschäft darf man nicht still stehen.“ Deshalb holt sich der Geschäftsmann auch mal Ideen von seinen Mitstreitern in Süddeutschland. Der rege Austausch kurbele schließlich das Geschäft an. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich Friedhelm Großenbeck auch gern im Landesverband für Konditorei engagiert. „Mehr denn je brauchen wir eine Plattform für Neuerungen und Austausch in unserer Branche“, findet er.
Familienunternehmen mit Tradition
Wie es sich für ein Familienunternehmen in Tradition gehört, ist Ehefrau Anke Großenbeck (49) im Geschäft immer an der Seite ihres Mannes und lenkt die organisatorischen Geschicke im Laden. „Gerade erst ist wieder eine Spontanbestellung von 20 Torten rein gekommen“, ruft sie ihrem Mann zu. Nun müssen alle mit anpacken. Die Torten müssen verpackt und ausgeliefert werden.
Klar, dass Inhaber Großenbeck das selbst in die Hand nimmt. Was sich der 55-Jährige zum neuen Jahr wünscht? „Pläne haben wir viele“, reibt er sich jetzt schon wissend die Hände. Als allererstes soll die Konditorei einen neuen Anstrich erhalten. „Wir wollen Mitte des Jahres dem Verkaufsbereich einen neuen Look einhauchen“, sagt er. Und auch das Café geht dann moderner in die neue Wintersaison. Denn der Meister allen Zuckerwerks möchte wie auch seinen Vorfahren davor am Zahn der Zeit arbeiten.
Und so hofft er, auch sein Hobby, die Herstellung von Pralinen, weiter ausbauen zu können. Denn: „Die sind immer ein Renner für die Kunden.. Bis zu 80 Prozent Stammkundschaft hält Friedhelm Großenbeck in seinem Geschäft. „Da kann man schon ein paar besondere Trüffel entwickeln“, findet er. Und stellt lachend fest: „Na das passt ja. Die Schweine zu den Trüffeln habe ich ja schon.“