Mülheim. . Drei Mülheimer berichten, wie sie am Donnerstag zur Arbeit kamen. So schlimm wie befürchtetwar es nicht. Sogar mit dem Zug erreichten sie (irgendwann) das Ziel. Der Stau auf der A 40 war fast wie immer.

Leer waren die Bahnsteige am Donnerstag im Hauptbahnhof, aber nicht ausgestorben. Und so schlimm, wie mancher Pendler befürchtet hatte, traf der Streik der GDL die Mülheimer nicht. Denn: Einige Züge, viele S-Bahnen und die U-Bahnen fuhren, zum Teil allerdings im ausgedünnten Takt. Im Ballungsraum Ruhrgebiet bestand zudem die Möglichkeit, auf Straßenbahnen und Busse auszuweichen. Oder auf den Pkw. Morgens zwischen 7 und 8 Uhr sah es auf der A 40 in Höhe von Heißen aber eigentlich aus wie immer - der übliche Frühstau eben.

Wer schlau war, hatte schon am Vorabend auf der Internetseite der Bahn den Notfahrplan studiert und sich eine alternative Verbindung herausgesucht. Wie etwa Klaus Boddenberg, der täglich mit dem Zug nach Krefeld zur Arbeit fährt.

"Die Planung bei der Bahn funktioniert diesmal ganz gut"

„Ich bin einfach eine Viertelstunde früher aus dem Haus gegangen, schon um 6 Uhr, um eine andere Regionalbahn als sonst nach Duisburg zu nehmen“, berichtet er. Dort stieg er um in den Regionalexpress Richtung Mönchengladbach, der auch in Krefeld hält. Sein Fazit: „Ich habe nicht länger gebraucht als sonst, musste nur etwas früher aufstehen.“ Für den Rückweg habe er sogar eine Direktverbindung entdeckt. „Die Planung bei der Bahn funktioniert diesmal ganz gut“, so sein Fazit.

Weichen die Pendler auf U- und Straßenbahn aus?

Auf die städteübergreifenden Linien U18 nach Essen, 901 nach Duisburg und 110 nach Oberhausen seien bereits bei den letzten Streiks nicht so viel Leute ausgewichen, „wie man vermuten würde“, so MVG-Sprecherin Sandra Stobbe. Es habe sowohl in Mülheim als auch in Essen kein erhöhtes Fahrgastaufkommen gegeben. „Die Leute suchen sich wahrscheinlich Alternativen“, so Stobbe.

Die Taktung der U-Bahn- und Straßenbahnlinien wegen des Streiks zu erhöhen, sei deswegen keine Option, über die man nachdenken müsse. Stattdessen stütze man sich auf die Erfahrungen bei den vergangenen Bahnstreiks und halte den Normalbetrieb ein.

Eine Taktverdichtung könnte die Stadt in Auftrag geben, wenn die städteübergreifenden ­Linien tatsächlich völlig überfüllt wären. Auch die Bahn könnte einen Schienenersatzverkehr bei der MVG ordern, für den sie aber bezahlen müsste.

Nicht ganz so unproblematisch verlief für Rolf Jahn die Fahrt zum Büro in Duisburg-Friemersheim. Einen der wenigen verkehrenden Züge nach Duisburg verpasste er. „Also bin ich mit der Straßenbahn zum Duisburger Hauptbahnhof gefahren. Dort musste ich 25 Minuten warten. Dann konnte ich die Nord-West-Bahn nach Rheinhausen nehmen, die ja eine Privatbahn ist.“ Das Resultat: Er kam fast eine Stunde zu spät. Ärgerlich, aber kein Problem für einen Angestellten mit Gleitzeit.

"Ganz normal"

Und wie erging es den pendelnden Autofahrern? Gab es Mega-Staus auf der A 40? Gabriele Bäcker, die an der Uni Bochum tätig ist, kann das nicht bestätigen: „Die acht Kilometer Stau, die noch um 8 Uhr im Radio gemeldet wurden, hatten sich um 8.30 Uhr aufgelöst“, erzählt sie. Rausfahren und Schleichwege nutzen musste sie also nicht, obwohl es „schon etwas voller war als sonst“. Ihre Fahrzeit: 43 Minuten - also „ganz normal“.

Irgendwie trifft der Streik die drei Pendler aus Mülheimer aber doch: Ihre internationalen Gäste, die am Donnerstag vom Leipziger Flughafen gen Heimat fliegen wollten, schickte Gabriele Bäcker vorsichtshalber schon Mittwoch los mit der Bahn. Zu Recht, denn Ausfälle im Fernverkehr gab es einige. Klaus Boddenbergs Sohn, der in Göttingen studiert und Freitag nach Mülheim kommen will, ist froh, dass er schon vor zehn Tagen eine Fahrkarte für den Fernbus kaufte: Ganz plötzlich sind die Tickets nämlich doppelt so teuer. Und Rolf Jahn hat für Samstag schon eine Planänderung im Kopf: Zum Heimspiel des MSV Duisburg will er ausnahmsweise mit dem Auto statt mit der Bahn anreisen - damit er zum Anpfiff auch da ist.