Die Ungewissheit ist für die Unternehmen im Eisenbahnerstreik im Gütertransport wohl das größte Problem. Die Logistiker stehen unter Hochdruck. Ist die Strecke frei, wird in den Stellwerken und an den Schranken gearbeitet? Fällt die Antwort positiv aus, könnte man ganz anders reagieren als bei einer blockierten Strecke. „Die Strecken sind befahrbar“, sagt ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Die Züge stehen in den Güterbahnhöfen, wo sie umfahren werden können. „Wir hoffen, dass es so bleibt, aber man weiß ja nie, was denen einfällt.“

Bei Siemens hat man nach Streik-Erfahrungen einen Plan B entwickelt und setzt verstärkt auf Schiff und Straße. „Liefertreue ist für uns wichtig und die Pünktlichkeit hat dabei einen ganz hohen Stellenwert“, sagt Siemens-Sprecher Georg Lohmann. Schon frühzeitig eingestellt auf den Streik haben sich auch die Mannesmannröhren-Werke. „Am wichtigsten ist es, dass wir sicherstellen können, dass unsere Anlagen nicht still stehen, denn sonst wird es richtig teuer“, sagt Salzgitter-Sprecher Bernhard Kleinermann. Für Mannesmann bedeute der Streik in erster Linie einen erhöhten Logistik- und Koordinationsaufwand. Die Versorgung mit Brammen und Vormaterial sei durch Lagerhaltung sichergestellt. Die Belieferung der Kunden könnte sich möglicherweise um ein paar Tage verzögern. Auch hier sucht man nach Alternativwegen. „Lokführer gibt es ja nicht nur bei der DB“, meint Kleinermann. Insgesamt glaubt er, „dass wir mit einem blauen Auge davon kommen.“

Die Hafenbahn der Betriebe der Stadt, die auch den Transport für 35 Hafenanrainer im Umkreis von etwa 30 Kilometern auf öffentlichen Gleisen übernimmt, konnte gestern trotz Streik problemlos fahren, wie deren Leiter Joachim Exner gestern erklärte. Die Bahnen konnten zu den Übergabepunkten in Oberhausen, Wedau, aber auch nach Uerdingen fahren. „Was nach diesen Übergabepunkten passiert, kann ich noch nicht sagen“, so Exner. Schon heute seien Behinderungen auf der Strecke möglich.

Langwierige Nachwirkungen

Das Chemieunternehmen DHC Solvent hat schon erhebliche Probleme. „Wir bekommen etliche Produkte nicht zu unseren Kunden“, sagt Geschäftsführer Andreas Kavouras. 20000 Tonnen Mineralölprodukte verlassen das Werk monatlich. er geht davon aus, dass ein wirtschaftlicher Schaden in einer Größenordnung von mehren Mitarbeitergehältern entsteht. Es akribisch zu berechnen, lohne nicht, weil es ohnehin unabänderlich sei. Er hofft, dass die Schweizer Bahn den Transport der Spezialprodukte übernehmen könne. Kavouras weist aber noch auf zwei Probleme hin. Selbst wenn der Streik am Montag beendet sei, würde es noch mehrere Tage dauern, bis der Verkehr wieder reibungslos funktioniere, so Kavouras. Der Personenverkehr habe erste Priorität, dann folgten komplette Züge und dann gemischte Züge. Zur dritten Kategorie gehörten die Kesselwagen der DHC. Wenn die Produkte schlechter zu den Kunden in Ludwigshafen gelangen, könne dies auch dazu führen, dass dort die Anlagen gedrosselt oder abgeschaltet werde müssen. So entsteht ein Dominoeffekt. „Das holt man dann auch nicht mehr auf.“