Kamp-Lintfort. Auch das Kamp-Lintforter St. Bernhard hadert mit der umstrittenen Klinik-Suchmaschine aus dem Hause Lauterbach. Und das aus vielerlei Gründen.

Auch das Kamp-Lintforter St. Bernhard Hospital hadert - wie das Moerser Krankenhaus Bethanien (wir berichteten) - mit dem neuen Bundes-Klinik-Atlas des Gesundheitsministeriums. Der Atlas weise teils „erhebliche Mängel“ auf, heißt es von dort auf Anfrage. Das ist für den Laien zumindest sofort daran ersichtlich, dass das St. Bernhard mit einer Neukirchen-Vluyner Vorwahl auftaucht. Das weckt nicht gerade Vertrauen.

Ein Selbstversuch beim Bedienen des Klinik-Atlas im Hause habe allerdings auch ergeben, dass für das Kamp-Lintforter Krankenhaus im Bereich der Kardiologie vier Behandlungsfälle gelistet werden, und das auch nur, weil weniger aus Datenschutzgründen nicht genannt werden. „In Wirklichkeit hatten wir aber 2000 Fälle“, ordnet der Pressesprecher Jörg Verfürth ein. Wo genau der Fehler bei der Erfassung der Daten liegt, könne er nicht sagen. Auf eine E-Mail mit der Bitte um Korrektur sei eine standardisierte Antwort zurückgekommen: „ ...wegen der Vielzahl der Nachfragen“, und so weiter. Bedeutet: Das wird wohl noch dauern, bis interessierte Patientinnen und Patienten wenigstens mit der richtigen Telefonnummer versorgt werden.

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Der Klinik-Atlas weist für das St. Bernhard an Zertifikaten nur dieses aus: „EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung“. Dabei rühme sich das Haus auch mit einer „Zertifizierung als Chest Pain Unit im Bereich der Kardiologie oder mit den Kompetenzzentren der Klinik für Chirurgie, um nur noch diese beiden Beispiele zu nennen“, so Verfürth.

Hat St. Bernhard zu wenig Personal?

Der Pflegepersonalquotient, der anzeigen soll, wie viele Patientinnen und Patienten pro Pflegekraft versorgt werden müssen, wird beim St. Bernhard mit 56,36 angegeben und damit als „unterdurchschnittlich“ eingestuft. Auch das sieht man im Haus mit Vorbehalt: „Wir sind personell eigentlich auf einem guten Stand“, versichert Verfürth. Die Sana Kliniken in Wedau stehen übrigens laut Atlas mit 68,69 Patienten pro Pflegekraft und dem Urteil „weit unterdurchschnittlich“ noch schlechter da.

Aus unserer Sicht ist die Klinik-Suche für den medizinischen Laien nicht einfach zu handhaben
Jörg Verfürth, Pressesprecher das St. Bernhard Hospitals

Der Klinik-Atlas hatte eigentlich zum Ziel, auch als Laie schnell und unkompliziert für das eigene Krankheitsbild ein spezialisiertes Krankenhaus zu finden. Auch hier sehen die Kamp-Lintforter Mediziner einen weiteren Kritikpunkt an der Suchmaschine, nämlich die mangelnde Bedienfreundlichkeit. „Aus unserer Sicht ist die Klinik-Suche nach ICD- oder OPS-Codes für den medizinischen Laien nicht einfach zu handhaben“, heißt es. Der ICD-Code ist der, der auf Krankmeldungen den Befund verschlüsselt. Der OPS-Code ist ein Operationen- und Prozeduren-Schlüssel, wie er beispielsweise bei Abrechnungen verwendet wird. Auch da sieht der Pressesprecher „Verbesserungsbedarf“.

Lange Vorbereitungszeit und mäßiges Ergebnis

„Wir hatten uns bei der langen Vorbereitungszeit des Klinik-Atlas eine inhaltlich deutliche bessere Plattform zur Information der Patientinnen und Patienten gewünscht“, fasst der Pressesprecher vorsichtig zusammen.

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Überhaupt: Fakt ist, dass die Suche zunächst in der Regel auf große Häuser wie Uni-Kliniken verweist - einfach aufgrund der höheren Fallzahl. Ob das immer sinnvoll ist, stellt der Pressesprecher infrage. „Das können die doch gar nicht leisten, wenn jetzt alle nur noch dort behandelt werden wollen“, sagt er. Es gebe sicher bestimmte Indikationen, bei denen die Kliniken über besonders große Erfahrung und Expertise in der Behandlung verfügen sollten. Gleichwohl gebe es viele Erkrankungen, die in der Regel in den wohnortnahen Krankenhäusern auch „sehr gut behandelt werden“ können, stellt Verfürth klar. Und die Nähe sei für manchen auch ein Mehrwert.

Nicht nur die ganz Großen können es

Denn auch hier bestehe oftmals eine besondere Expertise durch viele Behandlungsfälle. Dies werde ja durch Zertifizierungen regelmäßig geprüft und bestätigt. Das gelte nicht nur für die großen Uni-Kliniken, sondern auch für Kliniken in der Größe des St. Bernhard Hospitals. Und ein bisschen Eigenwerbung darf sein: Unter anderem durch Vernetzung und Zentrenbildung (etwa das Tumorzentrum Niederrhein) oder durch spezialärztliche ambulante Versorgung unternehme das St. Bernhard Hospital bereits seit Jahren wichtige Schritte in Richtung der besonderen Spezialisierung.