Kamp-Lintfort. Dr. Mark Banysch war eineinhalb Jahre als Chefarzt im Ruhrgebiet und kehrt jetzt zurück nach Kamp-Lintfort. Welche Leitungsstelle er übernimmt.
Man habe „gemeinsam liebevoll festgestelllt“, so formulierte es der Geschäftsführer des St. Bernhard Hospitals, Josef Lübbers, „dass Dr. Mark Banysch nach Hause zurückkehrt“. Er ist nun Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Er folgt auf Dr. Gernot M. Kaiser. Dieser, so hieß es am Dienstag vor der Presse, habe einen Ruf an ein Großklinikum in Norddeutschland erhalten. Dort sei seine besondere Kompetenz gesucht worden.
„Er hat einen Leuchtturm hinterlassen. Der wird nun sehr gut weitergeführt“, ist Lübbers sicher. „Ich habe das Angebot gerne und ohne zu überlegen angenommen“, sagt der „Heimkehrer“. Er schätze die familiäre und professionelle Atmosphäre im Hause St. Bernhard, erklärte Dr. Mark Banysch vor dem Hintergrund der geplanten Krankenhausreformen. In seiner kurzen Zeit im Ruhrgebiet, wo viele Kliniken in Konkurrenz zueinander stehen, habe er dagegen „eine Verrohung der Sitten“ erlebt.
Im Gegensatz dazu sehe der 44-Jährige das Kamp-Lintforter Krankenhaus gut aufgestellt. Schon früh, nämlich 2017, habe man hier gemeinsam mit Kliniken in Viersen, Xanten und Geldern das Tumorzentrum Niederrhein etabliert. „Insofern ist eine Spezialisierung für uns nichts Neues“, sagt Banysch. Auch komme man so locker auf drei- oder viermal so viele Operationen wie von der Politik gefordert.
In über 90 Prozent der Fälle werde laparoskopisch (sogenannte Schlüssellochoperation) operiert, oft auch robotergestützt, und zwar „seit sieben Jahren mit hoher Qualität“, sagt der neue Chefarzt nicht ganz unbescheiden. Diese Schwerpunkte bei etwa Darm- oder Bauchspeicheldrüsentumoren wolle er, gemeinsam mit der Gastroenterologie und der Onkologie weiter ausbauen – in Zahlen und auch in der Qualität, blickt der Mediziner nach vorne. Seit 2019 ist das St. Bernhard Hospital als Kompetenzzentrum für minimalinvasive Chirurgie.
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„Wir können und wollen in Kamp-Lintfort nicht alles tun, wir geben gegebenenfalls an andere, in anderen Feldern spezialisierte Krankenhäuser ab“, ergänzt Conrad Middendorf von der St. Franziskusstiftung, zu der das Kamp-Lintforter Haus gehört. Das halte er für einen richtigen Ansatz, auch wenn andere Kliniken sich eher abgrenzten.
Ab März gibt es ein besonderes Angebot für Frauen
In Sachen Koloproktologie sei Kamp-Lintfort sowohl ambulant als auch stationär das größte Zentrum am Niederrhein, ist Dr. Banysch sicher. Allein in den Ambulanzen in Issum und im St. Bernhard Hospital würden 150 Patienten in der Woche behandelt. Proktologische Sprechstunden sollen weiter ausgebaut werden, ebenso wie Sprechstunden für Stoma-Patienten. „Es gibt nämlich dafür keine Anlaufstelle in der Region“, wundert sich Banysch. Ein besonderes Angebot macht seine Abteilung ab dem 1. März für Frauen: „Sie werden dann auch von Frauen behandelt.“ Auch Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Morbus ulcerosa sollen sich gut aufgehoben fühlen in bestimmten Versorgungszentren.
Man merke eben im Laufe der Zeit, wo Bedarf ist oder was Patienten noch bräuchten, erklärte Conrad Middenhoff, der dem neuen Chefarzt eine „exklusive Expertise“ bescheinigte. Er hob hervor, dass durch die frühzeitige Spezialisierung Patienten vom Niederrhein weite Wege etwa in die Unikliniken nach Düsseldorf oder Essen erspart blieben.
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Was gebraucht wird: Sprechstunden. „Früher gab es einmal die Woche eine koloproktologische Sprechstunde, jetzt gibt es sie an fünf Tagen“, freut sich der neue Chefarzt. Egal, ob Zweitmeinung oder Erstgespräch, viele ambulante Stellen seien mittlerweile geschlossen wegen Ärztemangels, hier könne das Kamp-Lintforter Krankenhaus viel auffangen. „Das sind eben keine einfachen Gespräche. Sie sind sehr zeitintensiv und erfordern eine gute Beratung und Führung. Das geht nicht in acht Minuten, die der Hausarzt dafür ansetzen dürfte“, erklärt Dr. Mark Banysch.
Großer Aufwand bei den Tumorkonferenzen
Viel Aufwand wird auch bei den Tumorkonferenzen betrieben, an denen zahlreiche Disziplinen beteiligt sind, um über einen Patienten und das weitere Vorgehen zu beraten. „Der Onkologe hat den Hut auf, aber teilweise sind bis zu 30 Ärzte beteiligt, um am Ende dem Patienten eine fundierte Empfehlung zu geben“, erklärt der Chefarzt, der nicht nur einmal in den vergangenen Wochen mit „Willkommen zu Hause“ von seinen Kollegen begrüßt wurde.