Neukirchen-Vluyn. Auf der Drüenstraße werden die ehemaligen Obdachlosenheime derzeit saniert. Was geplant ist und wann die ersten Mieter einziehen können.

Noch braucht es einiges an Fantasie um sich vorstellen zu können, dass aus den ehemaligen Obdachlosenheimen an der Drüenstraße bald 24 Wohnungen entstehen sollen. Doch die Bauarbeiten sind in vollem Gange, die ersten beiden der sechs Gebäude haben bereits neue Dächer und Fenster erhalten. Für die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau, die das Grundstück 2021 von der Stadt erwarb, ist es ein besonderes Projekt: „Es ist die erste geförderte Modernisierung, die wir als Gesellschaft durchführen“, sagt Geschäftsführer Gerd Hübsch bei der Baustellenbegehung. Bund und Land fördern die Sanierung, so dass es dann möglich ist, die Wohnungen nach Fertigstellung für 6 Euro/qm (Kaltmiete) anzubieten.

„Das war ein interessanter Prozess für uns, wir würden das gerne häufiger machen, trotz einiger bürokratischer Hürden“, so Hübsch. Im November 2023 kam der Förderbescheid, danach konnten die Bauarbeiten am Bestand starten. Ein Abriss der Häuser aus dem Jahr 1957 kam unter anderem aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht in Frage. Zudem: „Die Bausubstanz ist gut, ebenso der Grundriss“, erklärt Hübsch. Trotzdem muss jetzt viel erneuert werden: Nach Dächern und Fenstern folgt nun der Putz, im Mai sollen die Innenarbeiten in den vorderen beiden Gebäuden beginnen. Alle 24 Wohnungen, vier pro Gebäude, sind 73 Quadratmeter groß und haben einen Balkon, manche sogar zwei. Sie erhalten allesamt barrierefreie Bäder. Im Keller befinden sich zudem noch Abstellräume.

3,5 Millionen Euro Baukosten geplant

Gerd Hübsch (links), Geschäftsführer der Grafschaft Moers, und Hendrik Brieger, technischer Leiter, vor den zu sanierenden Gebäuden in Neukirchen-Vluyn.
Gerd Hübsch (links), Geschäftsführer der Grafschaft Moers, und Hendrik Brieger, technischer Leiter, vor den zu sanierenden Gebäuden in Neukirchen-Vluyn. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Geheizt werden soll idealerweise mit Fernwärme, klappt das nicht, ist eine Wärmepumpe geplant. Die Gebäude werden nach Effizienzhaus 55-Klasse saniert, das heißt, sie benötigen nur 55 Prozent der Energie eines Neubaus. Insgesamt 3,5 Millionen Euro Baukosten hat die Grafschaft Moers für das Projekt an der Drüenstraße veranschlagt. Dazu gehört auch die Freianlagenplanung rund um die ehemaligen Obdachlosenheime. Das Grundstück ist alles in allem 6500 Quadratmeter groß, dahinter geht es direkt ins Grüne.

Um die Abholzung einiger Bäume hatte es im vergangenen Jahr Ärger gegeben, Nachbarn hatten ihren Unmut geäußert. Doch das Fällen sei notwendig gewesen, weil die Bäume teils nicht mehr gesund waren, teilte die Stadt damals mit. „Außerdem müssen wir im Brandfall auch Zufahrtswege für die Feuerwehr gewährleisten“, erklärt Hübsch. Um ein Konzept für die Begrünung der Freiflächen werde sich nach Fertigstellung der Wohnungen ein Landschaftsarchitekt kümmern, so der Geschäftsführer. Stellplätze sind ausschließlich an der Straße geplant. Ein dezentes Farbkonzept soll die einzelnen Gebäude voneinander unterscheidbar machen.

Erstes Projekt mit Kameraüberwachung

Innenansicht: Die Gebäude wurden bis auf ihre Bausubstanz zurückgebaut.
Innenansicht: Die Gebäude wurden bis auf ihre Bausubstanz zurückgebaut. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Für die Grafschaft ist es auch das erste Projekt, bei dem sie mit Kameraüberwachung arbeitent. Die soll nicht nur vor Diebstahl von Baustoffen schützen, sondern auch vor illegaler Müllablagerung. „Bis es hier richtig losging, haben wir ständig größere Mengen Abfall gefunden, die einfach abgeladen wurden“, sagt Hendrik Brieger, Technischer Leiter bei der Grafschaft. Noch bis Ende des vergangenen Jahres hatten auch Obdachlose das Objekt als Unterschlupf genutzt. „16 Jahre Leerstand haben den Gebäuden natürlich nicht gut getan, die Dachfläche war eingewachsen, viel Grün in den Räumen“, so Brieger. All das musste zunächst entfernt werden.

Im Sommer 2025 sollen die ersten beiden Gebäude dann bezugsfertig sein, im Laufe des folgenden Jahres die anderen vier. Die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau kümmert sich auch um die Vermietung, Interessierte können sich daher direkt an die Gesellschaft wenden. „Wir haben schon viele Anfragen bekommen“, erzählt Brieger. Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Ralf Köpke freut sich, dass die Arbeiten jetzt Fahrt aufnehmen. „Wir brauchen auch in Neukirchen-Vluyn dringend sozial geförderten Wohnraum, daher ist das ein Vorzeigeprojekt.“