Moers. Als Claudia Scheppat hörte, dass ein Müllwagen ihre Tonne „verschluckt“ hatte, war sie verzweifelt - die Antwort der Enni machte es nicht besser.
Und plötzlich war sie weg. Der Müllwagen rollte an, schnappte sich die Biotonne – und sie plumpste in das Innere des Gefährtes. So geschehen an der Feldmannstraße in Moers-Repelen. „Meine Schwester hat das beobachtet. Der junge Mann von der Müllabfuhr hat direkt gesagt, dass wir eine neue Tonne bekommen“, sagt Claudia Scheppat, Besitzerin der Biotonne. Das war am 18. Januar 2024. Eine neue Biotonne fehlt allerdings bis heute. Wie kann das sein?
Bereits am folgenden Tag habe Scheppat nach eigenen Angaben bei der zuständigen Enni angerufen. Auch da hieß es: „Natürlich gibt es eine neue Tonne.“ Allerdings: Mit 14 Tagen Wartezeit müsse die Moerserin rechnen. Viel zu lange, sagt Scheppat, die mit ihrer Familie in einem Zweifamilienhaus lebt. „Wir haben die Tonne immer draußen, wenn Leerung ist. Wir brauchen sie.“
Warten auf die neue Biotonne: Moerserin ruft mehrmals an
Weitere Anrufe im Kundenservice-Center der Enni folgten, richtig weiterhelfen konnte ihr hier niemand, erklärt sie. „Da habe ich dann die wildesten Varianten gehört, wie ich mit der Situation umgehen kann“, sagt sie. „Unter anderem könnte ich den Müll ja im Keller lagern.“ Aussagen, die für Kopfschütteln bei Scheppat sorgen. „Ein anderer Mitarbeiter meinte zu mir: Wir sind 650 Mitarbeitende, da könne man nicht erwarten, dass alles rund läuft.“
Schließlich habe man Scheppat nach eigenen Angaben zugesichert, für den Übergang zwei Säcke zu schicken, die mit dem anfallenden Biomüll befüllt werden kann. „Das war am 1. Februar. Erst eine Woche später waren die Säcke dann da.“ Auch einen Termin für die Tonnenlieferung gibt es jetzt. Nachdem Enni sie laut der Moerserin zunächst für den 30. Januar angesetzt hatte, verschob sich der Termin auf den 2. Februar, jetzt schließlich auf den 13. Februar. „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Tonne dann auch kommt“, so die frustrierte Moerserin.
Enni in Moers: Panne im IT-System
Die Meldung der Moerserin über die verschluckte Tonne habe bei Enni einen „routinemäßigen Prozess“ angestoßen, wie Enni-Sprecher Herbert Hornung auf Anfrage der Redaktion berichtet. „Anders als bei den Abfuhren haben wir im Änderungsdienst für Tonnenwechsel wöchentlich ein Einsatzfahrzeug im Stadtgebiet unterwegs“, erklärt er. In der Tat habe Enni dabei die Auslieferung der Ersatztonne für den 30. Januar datiert. „Zu unserem Bedauern müssen wir feststellen, dass es hier im Abstimmungsprozess zu einem Fehler gekommen ist.“
Laut Hornung habe ein Mitarbeiter im internen IT-System ein falsches Steuerungszeichen gesetzt. Statt „Ersatz durch Verlust“ habe der zuständige Fahrer den Hinweis „Ersatz nach Beschädigung“ erhalten. Dieser hatte Ende Januar die beschädigte Tonne vor Ort gesucht – vergeblich, die Tonne war ja nicht mehr da. Für die Panne entschuldigt sich der Enni-Sprecher. „Das können wir aber bei den tausenden Kundenanliegen leider nie ganz ausschließen.“
Moerserin bekommt Leerung der Biotonne nicht erstattet
Auch, dass die als Ersatz dienenden Säcke erst eine Woche später ankamen, sei so nicht geplant gewesen. „Leider sind die Säcke auf dem Postweg offensichtlich erst am 8. Februar zugestellt worden. Auch das bedauern wir“, so Hornung. Jetzt kündigt Enni die Zustellung der neuen Biotonne für die kommende Woche an. Hoffnung, dass Claudia Scheppat die ungenutzte Leerung der Tonnen erstattet kriegt, braucht sie sich nicht zu machen.
Hornung: „In der Tat ist es so, die Abfuhr von Bioabfällen 26-mal im Jahr mit einer festen Jahresgebühr angeboten wird. Viele Kunden machen davon in der Summe keinen Gebrauch, müssen im Rahmen des Solidarprinzips der kommunalen Abfallentsorgung die Gebühr aber vollständig zahlen. So ist eine Kostenerstattung hier und auch im Fall einer Nichtleerung in der Gebührensatzung nicht vorgesehen.“ Die Bereitstellung der zwei kostenfreien Säcke sei bereits eine Handlung aus Kulanz gewesen. Der Sprecher kündigt an, dass die Mitarbeitenden weiter hinsichtlich der richtigen Kundenansprache sensibilisiert werden sollen.
Enni in Moers: 1800 Abfalltonnen in 2023 verloren gegangen
- 2023 sind bei der Enni rund 1800 Abfalltonnen abhandengekommen, durch Diebstahl, Feuer oder auch Verlust über die Schüttung in die Sammelfahrzeuge.
- „Gerade bei Bioabfällen kann dies insbesondere im Frühjahr und im Herbst vorkommen, wenn besonders viele Bioabfälle anfallen und die Tonnen sehr schwer sind. Dann kann es vorkommen, dass die Tonnen beim Kippen aus der Verankerung der Schüttungen reißen und in das Presswerk fallen“, so Hornung.
- Dies sei bei jährlich mehr als einer Million Leerungen allein im Moerser Stadtgebiet aber „kein Massenphänomen“.
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