Kamp-Lintfort. Auch nächste Woche wird in Kamp-Lintfort der Zechenpark zur einzigartigen Kulisse. Manche Besucher haben eine besondere Beziehung zum Geschehen.

Es liegt definitiv nicht am leckeren Glühwein, dass die Besucher des Weihnachtsmarktes im Zechenpark nur alles rosa und rot sehen. In warmes, rotes Licht getaucht ist die Zechenkulisse. Fast schon kitschig, so einzigartig ist die Atmosphäre. Und das ist es, was den Gästen immer als erstes einfällt, wenn sie eine Beurteilung über das jetzt dritte Event abgeben sollen. Nicht eine einzige negative oder annähernd kritische Stimme. „Traumatmosphäre hier, Note Eins plus“, ist die einhellige Meinung.

Friedlicher und gemütlicher geht’s nicht mehr. Strahlend nimmt Andreas Lorat gerade seine Grubenlampe am Stand mit den vielen Bergmanns-Utensilien entgegen. Die war nicht unten im Pütt im Einsatz wie die, die er von seinem Vater geerbt hat, aber der ehemalige Bergmann ist glücklich. Mit 16 Jahren hat er am 15. August 1978 auf der Zeche mit seiner Ausbildung begonnen und hat die Kohle quasi mit zu Grabe getragen. 2011 war für ihn Schicht im Schacht, weil er so viel gearbeitet hatte, dass er sogar noch anderthalb Jahre auf seinem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben hatte. Immer in der Nachtschicht hat er malocht, erzählt seine Frau Angelika. Eine echte Bergmannsfamilie, die die schweren Arbeitsjahre mitgetragen hat. Auch Tochter Anna Marie Corkowski, für die Papa früher tagsüber immer präsent war, weil er nachts arbeitete, hat das Bergmanns-Gen im Blut. „Der Weihnachtsmarkt hier vor der Zechenkulisse ist unbeschreiblich schön“, sagt sie.

Auch die jungen Gäste, die mit dem Bergbau nichts zu tun haben, sind völlig fasziniert. Drei junge Frauen aus Repelen genießen die Leckereien, haben sich viel zu erzählen und kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Kim Krause (31) kennt viele Weihnachtsmärkte. „Ich war schon in Essen, Duisburg, Münster, Oberhausen und Aachen. Es gibt viele, die wirklich schön sind, aber die Atmosphäre hier ist nicht zu toppen“, findet sie. Jenny (32) und Lisa (31) können sich da nur anschließen. „Vor allem die Live-Musik finde ich toll. Und die Sängerin kann wirklich gut singen“, sagt Kim. Dieser gelungene Mix von beleuchteter Industriekulisse, Live-Musik und einem guten Verhältnis von Kunsthandwerk und Imbiss-Buden mache den Charme dieses Weihnachtsmarktes aus.

Wo früher sonst malocht wurde

Was nach der Landesgartenschau aus dem Gelände mit Bergbaukulisse geworden ist, erstaunt selbst den Beigeordneten der Stadt, Dr. Christoph Müllmann. „Wir haben ja 2021 mitten in der Coronakrise den ersten Weihnachtsmarkt mit extremen Beschränkungen gewagt. Aber jetzt können wir richtig durchstarten. Da geht noch viel“, sagt er voller Energie und Freude.

Die Hütten würden eingelagert und gepflegt. Am kommenden Wochenende gibt es wieder an derselben Stelle den Weihnachtsmarkt im Zechenpark. „Und am dritten Adventswochenende werden die Hütten zum Kloster Kamp gebracht, wo es noch einmal festlich zugeht.“ Am Samstag, 16. Dezember, ist von 14 bis 20 Uhr auf dem Abteiplatz geöffnet, am Sonntag, 17. Dezember, von 11 bis 20 Uhr. Die Erlöse kommen caritativen Einrichtungen zugute.

Schneemänner aus Holz und Filzstiefel

In der Tat gibt’s ein breites Spektrum von hübschen selbstgemachten Dekoartikeln. Da warten liebevoll gestrickte Einhörner mit pinkfarbenen, rosa und grünen Nasen und einer wilden Mähne auf Käufer. 9,90 Euro kosten die niedlichen Fabeltierchen, liebevoll verarbeitet, wie alles auf dem Markt. Auch Schneemänner aus Holz, elegante und warme Mützen, handgemachte Weihnachtsstiefel aus Filz, kleine Lichthäuschen und hübsche Deko für die Feiertage bieten viele Highlights zum Gucken und Kaufen.

Gehäkelte Einhörner gibt‘s auch.
Gehäkelte Einhörner gibt‘s auch. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Völlig privat mit seiner Frau Ursula und Freunden ist auch der Beigeordnete der Stadt, Christoph Müllmann anzutreffen. Er versichert glaubhaft, dass er nicht anwesend ist, weil er ein Argusauge auf das Geschehen haben möchte. Er ist gerne hier und freut sich, dass die Ideen, die die Stadt zusammen mit Mo-Event entwickelt hat, so prima angenommen werden. „Wir kennen hier so viele Leute, die die Stände betreiben und haben so viele Freunde, die Atmosphäre hier ist umwerfend“, sagt auch Nedeljku Kant, die mit ihrem Mann Manfred von Mo-Event für den weihnachtlichen Zauber gesorgt hat.

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Stefan Büschken, ein „Ureinwohner“ von Kamp-Lintfort, hat eine ganz besondere Beziehung zu der Location und zum Weihnachtsmarkt, den er umwerfend gelungen findet. „Als Kinder haben wir uns im Bus zur Schule immer auf die Sitze gestellt, wenn wir hier an der Zechenmauer vorbeigefahren sind. Weil das immer so geheimnisvoll war. „Jetzt sind wir hier auf dem Weihnachtsmarkt. Die Atmosphäre vor der Zechenkulisse ist einfach fantastisch“, findet er und freut sich schon auf das nächste Event am kommenden Wochenende.