Neukirchen-Vluyn. Immer mehr Stunden brauchen einige Fahrschüler mittlerweile, um ihren Führerschein zu erlangen. Vluyner Fahrlehrer erklären, warum das so ist.

Schnell die Theoriestunden abhaken und dann auf die Straße: So, sagt Swen Urh, sah das zu Beginn seiner Zeit als Fahrlehrer aus. „Die meisten Schüler waren in ein paar Monaten durch mit dem Führerschein, brauchten zwischen 18 und 25 Fahrstunden“, so Urh, der seit 25 Jahren im Job ist und Vluyns älteste Fahrschule leitet. Mittlerweile gibt es noch zwei weitere Filialen in Moers. An allen drei Orten mache er die gleiche Erfahrung: „35 Stunden sind Standard geworden, 40 auch keine Ausnahme mehr“, erzählt er. Und bis zum erfolgreichen Abschluss dauere es in vielen Fällen dann bis zu einem Jahr.

Den Trend bestätigt auch eine neue ADAC-Studie, wonach knapp 60 Prozent mehr als sechs Monate bis zur Fahrerlaubnis brauchen. Die Gründe, meint der Fahrschullehrer, seien vielfältig. „Der Verkehr ist natürlich anders als vor ein paar Jahrzehnten.“ Er sieht aber auch die Fahrschüler selbst in der Pflicht. „Wir merken oft, dass die jungen Erwachsenen vorher kaum aktiv am Verkehr teilgenommen haben, kein Rad fahren, im Bus und auf dem Beifahrersitz viel aufs Handy schauen“, erklärt Urh.

Das sieht auch Holger Nick von der gleichnamigen Fahrschule auf der Mozartstraße so. Seit 30 Jahren bringt er jungen Menschen das Fahren bei. „Aber es wird leider immer schwieriger, an sie heranzukommen und auch, ihnen das System Verkehr näherzubringen.“

Und Gabi Krisp von der Fahrschule Krisp in Neukirchen-Vluyn ergänzt: „Die Wartezeiten bei den Ämtern, wo die Anträge gestellt werden, sind zudem viel länger geworden.“ Und nicht nur dort: „Nach dem Abschluss der Fahrausbildung dauert es sechs bis acht Wochen, bis die Schüler einen Platz für die praktische Prüfung beim Tüv bekommen“, schildert Krisp, die seit 1995 in der Fahrschule an der Niederrheinallee tätig ist. „Das waren mal ein bis zwei Wochen.“

So komme hinzu, dass viele Jugendliche bei entsprechend langen Wartezeiten und langen Schultagen keine hohe Motivation hätten, sich in den Unterricht zu setzen. „Und die Eltern zahlen sowieso in den meisten Fällen, da gibt es auch wenig Druck, schnell fertig zu werden“, fügt Holger Nick hinzu.

Warum der Führerschein im nächsten Jahr teurer wird

Wer dann noch viele Fahrstunden brauche, zahle auch mehr, sagt Swen Urh. Generell seien die Preise in seiner Fahrschule in den vergangenen zwei bis drei Jahren aber relativ stabil geblieben. Zumindest, was die Anmeldungsgebühren für Theorie und Praxis angeht. Anders sieht es bei den Fahrstunden aus, 60 Euro kostet derzeit eine – genau wie in der Fahrschule Krisp, bei Holger Nick kostet sie noch 54 Euro. 2024 sollen die Preise aber hochgehen.

Denn – wie überall – gilt: Der Sprit ist teurer geworden, Energie, Miete und die Anschaffung neuer Autos auch. „Wegen des neuen Führerscheins B197 müssen wir mehr Fahrzeuge bereithalten, die aber die meiste Zeit herumstehen und Kosten verursachen“, erklärt Nick. Der Führerschein B197 erlaubt es den Schülern, die Prüfung in einem Automatikfahrzeug abzulegen und danach ohne Einschränkung alle Fahrzeuge der Klasse B fahren zu dürfen.

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Die Fahrschüler zahlen derweil mittlerweile laut ADAC-Studie mehrheitlich (60 Prozent) zwischen 2500 und 3500 Euro für den Lappen. 22 Prozent zahlen sogar mehr als 3500 Euro. Damit ist die Fahrerlaubnis zwar allgemein deutlich teurer geworden als noch vor etwa drei bis vier Jahren – in den Vluyner Fahrschulen ist man von diesen Preisen aber weit entfernt. „Preise über 3000 Euro sind die absolute Ausnahme. Da muss schon richtig viel schief gelaufen sein“, sagt Krisp. 2000 bis 2500 Euro seien es im Regelfall. Und, das ist Swen Urh wichtig, im besten Fall behalte man den Führerschein für 60 Jahre oder mehr. Da seien 2500 Euro gut angelegtes Geld. „Fast jeder Urlaub ist teurer.“