Kamp-Lintfort. Zwei große Träger für Kitas in Kamp-Lintfort - Stadt und Awo - verkünden: Derzeit keine Schließung oder Verkürzung. Dennoch ist Personal gesucht.
Es mag „nur eine Momentaufnahme“ sein, wie der Erste Beigeordnete Christoph Müllmann warnt, aber derzeit läuft es einigermaßen rund in den sechs städtischen Kitas. Keine Voll- oder Teilschließungen stünden in Rede, auch keine Verkürzung der Betreuungszeit. Was nächste Woche kommt, weiß niemand. In anderen Bereichen stellt Müllmann nämlich durchaus angespannte Personalsituationen wegen vermehrter Krankheitsfälle fest.
Und erst in der vergangenen Woche musste eine dreigruppige städtische Kita teilschließen. Der Grund: kranke Erzieherinnen. „Glücklicherweise konnten wir das mit den Eltern kommunizieren und die waren sehr verständnisvoll“, erklärt Müllmann. Wenn eine Gruppe weniger als sonst betreut werden kann, dann wird versucht, Eltern zu finden, die nicht dringend auf die Betreuung ihres Kindes angewiesen sind, und diese werden dann gebeten, tageweise ihr Kind zu Hause zu lassen.
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Zwar sucht die Stadt Kamp-Lintfort dauerhaft nach Erzieherinnen oder Erziehern per Anzeigen, doch sind laut Müllmann alle Stellen aktuell besetzt, auch die beiden Springerstellen. Was aber nicht zwingend von Dauer sein muss: „Die Fluktuation ist groß“, so der Beigeordnete. Häufig werde vor allem für befristete Stellen gesucht, etwa als Mutterschutz-Vertretungen. Wie viele Erzieherinnen und Erzieher bei der Stadt Kamp-Lintfort angestellt sind, weiß er nicht genau: „Über 150, vielleicht an die 200“, schätzt er. Daran, Prämien für Erzieher zu zahlen, damit sie bei der Stadt arbeiten, denke die Verwaltung nicht. „Damit kannibalisiert man nur den Markt“, findet der Dezernent. Es sei doch nichts gewonnen, wenn die städtischen Kitas Personal haben, aber die der anderen Träger nicht, findet er.
Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist da nicht fies vor. Sie lockt auf Indeed mit 3000 Euro Prämie interessierte Erzieherinnen und Erzieher. Mit fünf Kitas ist die Arbeiterwohlfahrt einer der größeren Trägerin Kamp-Lintfort. Rabea Usai, Fachbereichsleiterin für Kitas, erklärt, in jeder Awo-Kita sei eine Stelle zu besetzen. „Wir stellen immer ein paar Leute mehr ein als gesetzlich nötig, das kommt uns jetzt natürlich zugute“, so Usai. Sie kann ebenso wie der städtische Beigeordnete verkünden: keine Gruppenschließungen, keine Verkürzung der Öffnungszeiten. „Das gilt allerdings für Awo-Kitas in anderen Städten im Kreis keineswegs“, schränkt sie ein.
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Kurzes Forschen in den Unterlagen ergibt: Im vergangenen halben Jahr gab es gerade mal sieben Meldungen wegen Personalmangel aus Kamp-Lintfort, zwei Mal musste eine Kita für wenige Tage früher schließen. „Wir sind da personell recht stabil“, fasst Rabea Usai zusammen. Gleichwohl windet sie keine Blümchen drum: „Wenn die Erzieherinnen und Erzieher am gesetzlichen Limit arbeiten, dann sind das harte Tage.“ Ebenso wie die Stadt Kamp-Lintfort kann sich die Awo schon mal behelfen, indem sie Personal kurzfristig von einer in die andere Kita verschieben kann. Keine Lösung auf Dauer. Und dass es Bewerbungen hagele auf die Stellenausschreibungen, nein, davon könne nicht die Rede sein. Rabea Usai erklärt, bei der Awo setze man in Sachen Fachkräftemangel vor allem darauf, selbst auszubilden. Aktuell seien es 31 Azubis, die hoffentlich bald in Awo-Kitas arbeiten. Auf Personaldienstleister, die die Brisanz im Fachkräftemangel an Kitas schon längst für sich entdeckt haben, möchte man bei der Awo allerdings nicht setzen. „Das möchten wir schon aus eigener Kraft schaffen.“
Dass das mit den Fachkräften nicht so einfach ist, muss der Träger Lebenshilfe derzeit leidvoll erfahren. Statt wie geplant mit fünf Gruppen ist die Kita Abenteuerland in der ehemaligen Hauptschule Niersenberg nur mit zwei Gruppen an den Start gegangen. Bis zum nächsten Kita-Jahr soll das behoben sein, hofft der Träger.