Kamp-Lintfort. Mein real-Markt in Kamp-Lintfort schließt. Was Verdi über die Folgen sagt und wie jetzt die Chancen für eine Nachnutzung stehen.
Seit Montag ist es traurige Wahrheit: Auch die mein real-Filiale in Kamp-Lintfort gehört nach Auskunft der insolventen SB-Warenhauskette Real zu den 45 Märkten, die spätestens zum 31. März 2024 geschlossen werden. Damit verlieren auch die Beschäftigten in Kamp-Lintfort ihren Arbeitsplatz.
Für viele kommt das endgültige Aus für den mein real-Markt in Kamp-Lintfort allerdings nicht überraschend. Alexander Dold, Vorstand des Objektvermieters Interra-Immobilien: „Es war schon lange klar, dass das so kommen würde.“ Für ihn sei damals eher der Verkauf an die Unternehmerfamilie Tischendorf „überraschend“ gewesen: „Die Chance, dass Tischendorf es schaffen würde, war aber gering“, so Dold. Schon seit Wochen sei Interra Immobilien in Gesprächen mit möglichen Nachmietern. Die gute Nachricht für Kamp-Lintfort: „Die Verhandlungen mit potenziellen Nachmietern laufen, darunter auch mit einem Mieter aus dem Lebensmittelbereich als Ankermieter“, so Dold, der auch für andere Standorte der mein real-Märkte gute Chancen auf eine schnelle Nachnutzung sieht. Allein in Kamp-Lintfort gebe es „mehr interessierte Mieter als vorhandene Fläche“, so Dold zur Attraktivität des Standortes.
Nur gedeckelte Abfindungen
Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kaßler, bei Verdi NRW zuständig für den Bereich Handel, kann seinen Unmut über das Vorgehen der SCP Group nicht verhehlen. Auch Verdi hatte am Montagabend von der Schließung erfahren, dem Vernehmen nach erreichte auch die Kamp-Lintforter Belegschaft die Nachricht erst am Montag. Es sei „ein Skandal“, dass man den Beschäftigten, die jetzt in die Arbeitslosigkeit entlassen würden, wegen der Insolvenz wohl nur gedeckelte Abfindungen zahlen werde – nämlich maximal das 2,5-fache eines Monatsentgeltes, so Kaßler. Er hatte bereits nach der Nachricht von der Insolvenz gegenüber dieser Redaktion kritisiert, dass die „Insolvenz in Eigenverantwortung“ benutzt werde, um „kostengünstig das Geschäft abwickeln zu können.“ Jetzt gehe es darum sicherzustellen, „dass alles sauber über die Bühne geht.“
Noch Anfang dieses Jahres war Hoffnung aufgekeimt: Da hieß es, dass in den Kamp-Lintforter mein real-Markt investiert werden solle, so wie auch in alle anderen 62 Real-Niederlassungen. Man werde keine Standorte schließen oder verkaufen, sondern in alle investieren, versicherte Tischendorf damals. Im Mai dann hatte die SCP Group die 63 mein real-Märkte von Tischendorf zurückerworben.
Betrieb wohl bis Ende März
Dass die Nachricht vom endgültigen Aus des Marktes für die Mitarbeitenden eine traurige Nachricht ist, dessen ist sich Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt bewusst: Bei allem Schlimmem gebe es aber auch eine gute Nachricht: „Kamp-Lintfort ist ein Nachfragestandort, wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Referenzstandort schnell neu beleben können.“
In einer Pressemitteilung der SB-Warenhauskette hieß es am Montag, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung sei „letztlich unumgänglich, um eine geordnete Restrukturierung von real zu ermöglichen“. Bojan Luncer, Vorsitzender der Geschäftsführung der real GmbH: „Trotz intensiver Bemühungen ist die Schließung von Märkten angesichts der schwierigen Lage der real GmbH jedoch unvermeidlich.“ Man werde die „schwierige Übergangsphase“ für die Mitarbeitenden so respektvoll und fair wie nur möglich gestalten und führe derzeit mit dem Betriebsrat Gespräche mit dem Ziel, Interessenausgleich und Sozialplan abzuschließen. Oberste Priorität habe insbesondere die Sicherstellung der Lohn- und Gehaltszahlungen an alle Beschäftigten. Der Geschäftsbetrieb der von der Schließung betroffenen mein real-Märkte werde bis Ende März 2024 normal fortgesetzt.