Kamp-Lintfort. Dagmar Eberl kämpfte vor kurzem noch um ihr Leben. Ein minimal-invasiver Eingriff in Kamp-Lintfort schenkt ihr nun neue Kraft - wie es gelang.
Mit einem Lächeln spricht Dagmar Eberl über das, was sie sich für die kommenden Wochen und Monate vorgenommen hat. Behutsames Training, um wieder fitter zu werden. „Essen, was das Zeug hält“, um zu Kräften zu kommen. Und ein neues Haustier soll sie künftig begleiten. Ein Hund? Eine Katze? „Am liebsten beides“, sagt Dagmar Eberl. Dass die 64-Jährige diese Zukunftspläne machen kann, ist alles andere als selbstverständlich. Noch vor wenigen Monaten war sie schwerstkrank und kämpfte um ihr Leben. „Es war richtig knapp“, weiß sie. Überlebt hat sie dank eines Hochrisiko-Eingriffs im St. Bernhard-Hospital, wie das Krankenhaus in einer Mitteilung an die Redaktion berichtet.
„Mitra-Clip-Verfahren“ heißt die Methode, mit der die Ärzte der Klinik für Kardiologie am Kamp-Lintforter Krankenhaus bereits seit fünf Jahren erfolgreich arbeiten. Dabei werden undichte Herzklappen zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer – die so genannten Mitralklappen – mit einer Klammer wieder zusammengeführt und -gehalten. Das Besondere an dem Verfahren: Der Clip wird mit einem Katheter durch die Leiste eingeführt und mithilfe von Ultraschall- und Röntgenbildern platziert. Die Behandlung ist also ohne große Operation am offenen Herzen möglich.
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„Damit ist dieser Eingriff gerade für die Patienten gut geeignet, für die eine Operation zu gefährlich wäre“, erklärt Dr. Klaus Kattenbeck, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Elektrophysiologie am St. Bernhard-Hospital. Zwar wird der Mitra-Clip unter Vollnarkose eingesetzt. „Unsere Anästhesie ist aber in der Kardio-Anästhesie so erfahren, dass das auch bei schwerstkranken Herz-Patienten kein Problem ist“, so der Mediziner weiter.
Individuell in den Blick nehmen
Der Chefarzt und sein Team verfügen über eine umfangreiche und jahrelange fachliche Expertise. Zudem ist das Haus mit seinen modernen Herzkatheter-Laboren, Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) und Computer-Tomographie (CT) sowie umfassenden Möglichkeiten für elektrophysiologische Untersuchungen technisch bestens ausgestattet.
Im Team, dem so genannten „Heart-Team“, nehmen die verantwortlichen Mediziner jeden Patienten, dessen Verfassung und Befunde ganz individuell in den Blick. Gemeinsam entscheiden sie, welche Behandlung die jeweils beste ist. Zu diesem Team gehören neben Klaus Kattenbeck als federführendem Kardiologen auch seine Oberärzte Dr. Sandor Toth, Dr. Maria-IlvaTente, Dr. Wehbi Al-Hariri sowie Dr. Gero Frings als Chefarzt der Anästhesie und der Chefarzt der Herzchirurgie des Herzzentrums Duisburg, Prof. Jochen Börgermann. Seit Jahrzehnten arbeiten die Kardiologie in Kamp-Lintfort und das Herzzentrum Duisburg eng und vertrauensvoll zusammen.
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Im Fall von Dagmar Eberl hat sich das Heart-Team für die Anwendung des Mitra-Clip-Verfahrens entschieden. Nach mehreren schweren Lungenentzündungen, Vorhofflimmern, weiteren Komplikationen und wochenlangem Aufenthalt auf der Intensivstation habe die kritische Verfassung der 64-Jährigen eine Operation nicht zugelassen. „Sie war schwerstkrank. Mithilfe des MitraClip-Verfahrens konnten wir Frau Eberl einige Jahre mehr Lebenszeit schenken und ihre Lebensqualität erheblich verbessern“, resümiert Klaus Kattenbeck. „Das ist schon eine tolle Erfolgsgeschichte.“
Dagmar Eberl nickt. „Wie ich mich heute fühle, ist gar kein Vergleich mehr zu früher“, sagt sie. Vor dem Eingriff sei sie so kraftlos gewesen, dass sie nicht mehr ohne Hilfe vom Boden aufstehen konnte. An Schlaf war nur im Sitzen zu denken, da sie im Liegen keine Luft bekam. Mittlerweile kann Dagmar Eberl wieder gehen, sich bewegen – und durchatmen: „Heute habe ich ein ganz anderes Lebensgefühl.“