Moers. Das Gesundheitszentrum Niederrhein am St. Josef Krankenhaus kündigt das Aus zum Ende des Jahres an. „Ich war entsetzt“, sagt eine Kundin.

Diese Post hat Ursula Kabbeck erschüttert: Als das Gesundheitszentrum Niederrhein im St. Josef Krankenhaus ihr kürzlich mitteilte, was sich zum Ende des Jahres beim Bewegungsbad ändert, war die 83-Jährige wenig begeistert. „Ich war entsetzt, als ich den Brief bekam, dass die das schließen wollen“, sagt sie im Gespräch mit der NRZ. Ende Dezember soll dort Schluss sein.

Seit Jahren besucht die Seniorin dort regelmäßig die Kurse zur Wassergymnastik. Das sei aus therapeutischen Gründen eine „hervorragende Sache“, schwärmt die Moerserin. Neues Knie, neue Hüfte und im vergangenen Jahr auch noch ein Brustwirbel gebrochen – vor dem Hintergrund all dieser Ereignisse steht für sie außer Frage: Sie muss etwas für ihre Beweglichkeit und die Fitness tun. Für Ursula Kabbeck bietet der Standort am St. Josef viele Vorteile. Da sie auf einen Rollator angewiesen ist, kommt ihr das Arrangement dort gelegen; so kommt sie beispielsweise mit der Gehhilfe bis zu den Duschen.

Das Krankenhaus benennt die Energiekosten

Und dann erhielt sie Ende September den Brief, aus dem sie im Gespräch mit der Redaktion von „gestiegenen Energiekosten“ zitiert und davon, dass „eine weitere Subventionierung ausgeschlossen“ sei. Man wünsche ihr, dass sie alternative Lösungen bei anderen Anbietern finden werde. Für die Kundin eine Katastrophe. „Alternativ gibt es nichts im Umkreis“, konstatiert sie. Erste Erkundigungen hat die zupackende Frau schon eingeholt. Allerdings mit mäßigem Erfolg.

Was die anderen Kursteilnehmer machen? Unklar. „Alles ältere Semester“, sagt Kabbeck. Erst wenn die Senioren das Bewegungsbad verlassen haben, sinkt der Altersschnitt. Dann ist das Babyschwimmen angesetzt. „Die haben die Preise schon angehoben“, erklärt die Moerserin. 8,50 Euro mal zwölf Einheiten zahlt sie derzeit. Und sie würde auch zehn Euro bezahlen, wenn es notwendig wäre.

Von der Entscheidung sind etliche Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer betroffen. Wöchentlich finden im Bewegungsbad nach Angaben des St. Josef Krankenhauses etwa 100 Kurse statt. Dabei handelt es sich um 65 interne Angebote und 30 externe Kurse – wie zum Beispiel der Rheumaliga.

„Die Energiekosten sind nicht mehr zu halten“, sagt Geschäftsführer Ralf H. Nennhaus auf NRZ-Anfrage. Die Temperatur im Becken betrage 32 Grad, es gebe hohe hygienische Auflagen. Nennhaus weiß um den Umstand, dass es nicht viele Alternativen im Umkreis gibt.

Beim Geschäftsführer klingen die Entwicklungen allerdings etwas weniger endgültig, als der besagte Brief vermuten lässt. „Es ist das letzte Wort noch nicht gefallen“, führt Nennhaus an. Man habe aber Verträge mit Kündigungsfristen, gibt er zu bedenken. Insofern hat das Krankenhaus die Kursteilnehmer fristgerecht informieren müssen.

St. Josef in Moers ist mit Anbietern im Gespräch

Derzeit sei man mit Anbietern im Gespräch, die das Bewegungsbad übernehmen wollen, heißt es. Eine Entscheidung werde noch im Oktober fallen. Einfach dürften die Verhandlungen nicht sein angesichts einer sechsstelligen Summe, die das St. Josef nach eigenen Angaben draufzahlt.

Geschäftsführer Nennhaus gibt sich aber zuversichtlich: Er gehöre selbst zu jenen, die das Babyschwimmen erhalten wollen, sagt er mit Blick auf dieses spezielle Angebot der frühkindlichen Förderung. Und dass die Wassergymnastik als gezieltes Training einen Krankheitsverlauf, respektive Genesungsprozess positiv beeinflussen kann, ist auf der Onlinepräsenz des Gesundheitszentrums nachzulesen.