Moers. Beim Job-Speed-Dating in der Enni-Eventhalle zeigt sich: Der Personalmangel trifft alle Berufsbereiche. Diese Fachkräfte sind besonders gefragt.
Lautes Stimmengewirr erfüllt den Raum. In mehreren Reihen sind Tische und Stühle aufgestellt – wie bei einem Speed-Dating. Das ist es zwar auch, was an diesem Donnerstag in der Moerser Enni-Eventhalle stattfindet, jedoch suchen Teilnehmer hier nicht den Partner fürs Leben, sondern eine neue Arbeitsstelle. Der Bildungsträger Fachwerk Kreis Wesel hat im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit Wesel zum Job-Speed-Dating geladen. „80 Arbeitssuchende sind eingeladen, 20 verschiedene Arbeitgeber innerhalb von jeweils 10 Minuten kennenzulernen“, erklärt Rainer Henke, Geschäftsführer des Fachwerk. Zuvor haben die Teilnehmer des Job-Speed-Datings an einem dreitägigen Seminar teilgenommen, in dem sie Bewerbungen geschrieben und Kurzprofile in Form von Flyern erstellt haben, die sie nun den Arbeitnehmern präsentieren können.
Die gute Vorbereitung der Bewerber scheint positiv bei den Firmen anzukommen. „Die Teilnehmer sind super gebrieft worden“, zeigt sich Stephanie Jansen, Projektmanagerin des Moerser Speditionsunternehmens Kahl, zufrieden. Das Unternehmen sei zum ersten Mal bei dem Job-Speed-Dating dabei, jedoch sicherlich nicht das letzte Mal, betont auch Personalsachbearbeiterin Pia Christineke: „Wir hatten bisher zwei Termine und bei beiden bekamen wir tolle Bewerbungen, qualitativ auf einem sehr hohen Niveau.“ Händeringend würde die Moerser Firma derzeit Berufskraftfahrerinnen und -fahrer suchen. „Wobei wir eigentlich in jedem Segment Personal benötigen“, lautet die Aussage der beiden Kahl-Mitarbeiterinnen.
Verschiedenste Berufsfelder präsentieren sich: Fachkräftemangel auch bei Moerser Firmen allgegenwärtig
Dass der Fachkräftemangel in allen Berufsbereichen derzeit allgegenwärtig ist, zeigt auch die große Spannbreite der einzelnen Unternehmen, die sich beim Job-Speed-Dating präsentieren: Neben dem Modeunternehmen Braun stellen auch die Stadt Moers, die Elektrotechnikfirma Etec oder aber auch die Systemischen Hilfen Niederrhein ihre Berufsfelder vor. Der Freie Träger im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe suche derzeit vor allem Integrationshilfen, erklären die Mitarbeiterinnen Nicole Brinkmann und Heike Schmitz. Auch sie zeigen sich begeistert von den bisherigen Bewerbern. Eine von ihnen ist Stefanie Chandrasegaram. „Ich komme gerade aus meiner zweiten Elternzeit und möchte nun wieder Fuß im Berufsleben fassen“, begründet sie, warum sie am Job-Speed-Dating teilnimmt. Die gelernte Einzelhandelskauffrau hatte bereits Gespräche bei Büsch und Braun. „Das Gespräch bei den Systemischen Hilfen war sehr positiv und ich bin nicht abgeneigt, mal etwas komplett anderes auszuprobieren“, erklärt sie.
Stephan Weber hingegen will bei seinem erlernten Beruf bleiben. Er ist seit drei Monaten arbeitssuchend. Als Gas- und Wasserinstallateur hat er jedoch bereits „ein ziemlich positives Gespräch“ bei der Duisburger Regh Gruppe geführt, die sich auf die Bereiche Rohr- und Kanaltechnik, sowie Sanitär- und Heizungstechnik und Immobilienmodernisierung spezialisiert hat. Auch bei Verkäuferin Susanne Schmitz hat sich der Besuch des Job-Speed-Datings gelohnt. Sie hat eine Einladung für die kommende Woche zum Bewerbungsgespräch bei der Bäckerei Büsch erhalten.
Job-Speed-Dating in Moers: Unternehmen kämpfen um Bewerber
Dass die Erfolgschancen, mit einem Bewerbungsgesprächstermin nach Hause zu gehen, durch das Job-Speed-Dating hoch sind, erklärt sich Jan Niklas wie folgt: „Ich finde es hier einfacher mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen und sich zu präsentieren. Die Atmosphäre ist eher wie auf einer Messe und nicht wie bei einem Bewerbungsgespräch.“ Er hat gerade seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration abgeschlossen und „wurde leider nicht übernommen“, sei jedoch positiv gestimmt, beim Job-Speed-Dating einen potenziellen neuen Arbeitgeber kennenzulernen.
Diese legen sich für ihre Bewerber mächtig ins Zeug und locken auf ihren Plakaten mit festen Arbeitsverträgen, Urlaubs- sowie Weihnachtsgeld oder hohen Vergütungen. Schließlich müssten die Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels um jeden Bewerber kämpfen, bestätigt auch Rainer Henke. Das Job-Speed-Dating sei dabei ebenfalls eine große Hilfe, erklären Nicole Brinkmann und Heike Schmitz. Schon nach der ersten halben Stunde resümieren sie: „Unsere Anwesenheit hat sich schon jetzt gelohnt.“