Moers. 28 Jahre lang hat Yasmin Pieper den einzigen Friseursalon in Moers-Utfort betrieben, nun gibt sie den Standort auf. Wie es nun weitergeht.
Ihr Salon in Utfort ist ihr Baby, das sagt Yasmin Pieper selbst. Vor 28 Jahren hat die Friseurmeisterin auf der Marktstraße den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – und sich mit ihrem „Hair.Club“ schnell über die Grenzen des Moerser Stadtteils hinaus einen Namen gemacht. Zum 1. September gibt sie den Standort aber auf. Zu schwierig sei die Suche nach neuem Personal. Eine Nachfolgerin steht schon bereit.
Im November haben zwei ihrer Mitarbeiterinnen aus gesundheitlichen Gründen und aufgrund des Alters aufgehört. „Neun Monate lang habe ich über Instagram, Facebook und Zeitungsannoncen versucht, neues Personal zu finden. Aber es war niemand dabei, der ausreichend fachlich ausgebildet ist und ins Team passt“, schildert Pieper bedauernd. Seit Corona sei die Suche nach Personal „extrem schwer“ geworden, da sich viele Friseurinnen und Friseure während der Lockdowns beruflich neu orientiert hätten. Künftig wird Pieper lediglich die Filiale an der Landwehrstraße in der Moerser Innenstadt weiterbetreiben, wo es keinen personellen Engpass gebe.
Salon in Moers-Utfort: Friseurmeisterin aus Kamp-Lintfort übernimmt Leitung
1995 hatten noch viele Menschen der Friseurin von der Eröffnung in Utfort abgeraten, der Stadtteil sei „totes Gebiet“, hieß es damals. Doch der Standort habe viele Vorteile, wie Yasmin Pieper betont: „Wir haben hier eine Monopolstellung, da es in Utfort keinen anderen Friseur gibt. Außerdem gibt es Parkplätze direkt vor der Tür, was vielen Kunden wichtig ist.“ Von diesen Vorteilen möchte fortan die neue Inhaberin Hülya Ulu profitieren, die den Salon mitsamt bestehendem Personal übernimmt.
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Die Friseurmeisterin war zuvor viele Jahre in der Kamp-Lintforter Innenstadt angestellt und möchte nun die treue Stammkundschaft in Utfort von sich überzeugen. Dafür hat die 53-Jährige schon fleißig Flugblätter in Utfort und den benachbarten Stadtteilen verteilt. Die beste Werbung für eine Neueröffnung sei aber die Mundpropaganda. Yasmin Pieper rührt jedenfalls schon kräftig die Werbetrommel für ihre Nachfolgerin: „Ich weiß, dass der Salon bei meiner Freundin Hülya in besten Händen ist. Das erleichtert mir das Loslassen.“
Friseursalon in Moers-Utfort bekommt neues Design – und anderen Namen
Die beiden Frauen kennen sich aus der gemeinsamen Ausbildungszeit in der Friseurschule, ihre Kinder gingen gemeinsam in die Kita an der Marktstraße, direkt gegenüber des Salons. Diesen will die neue Inhaberin optisch nach ihren Vorstellungen umgestalten. Neben klassischen Haarschnitten spielen auch Kosmetikbehandlungen und Nagelmodellage in den Überlegungen für ihren neuen Salon eine Rolle.
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Weitere Veränderung: Der bisherige „Hair.Club“ wird ab September den Namen „Haarkunst“ tragen. „Jedes Handwerk ist eine Kunst, auch das Friseurhandwerk. Viele junge Menschen wissen leider gar nicht, wie schön dieser Beruf ist“, erklärt Ulu. Sie übernimmt übrigens nicht nur das Geschäft, sondern ebenfalls die Problematik des Fachkräftemangels – und sucht noch Vollzeit- und Teilzeitkräfte.
Moers-Utfort: „Leute freuen sich, dass der einzige Friseur im Stadtteil erhalten bleibt“
Um die Personalplanung in Zukunft zu sichern, soll die Tradition der Ausbildung von Nachwuchsfriseurinnen und Friseuren in Utfort fortgesetzt werden. Schon einige Innungsbeste hätten ihre ersten Handgriffe mit Kamm und Schere in dem Moerser Salon erlernt, berichtet Yasmin Pieper stolz. Diese Auszeichnung sei ein schöner Lohn für den hohen Aufwand. „Die Kosten für die Ausbildung liegen bei etwa 30.000 Euro, staatliche Unterstützung gibt es nicht. Wir Friseurbetriebe investieren viel Zeit, Kraft und Geld“, sagt Pieper.
Dass die Zukunft des Friseurhandwerks gesichert wird, liege sicherlich auch im Interesse der Menschen in Utfort. Das habe Hülya Ulu aus vielen Gesprächen schon vor ihrem offiziellen Start erfahren: „Ich wurde mit offenen Armen empfangen“, berichtet sie. „Die Leute freuen sich, dass der einzige Friseur in ihrem Stadtteil erhalten bleibt.“