Moers. Dach abgedeckt, Fenster kaputt: Das schwere Gewitter am Mittwoch hat in Moers-Kapellen große Schäden hinterlassen. So haben Anwohner es erlebt.
Der Sturm ist verzogen, doch der Schaden im Moerser Stadtteil Kapellen ist am Tag nach dem schweren Unwetter nicht zu verkennen. Unter Hochdruck arbeiten Männer in orangenen Enni-Uniformen daran, die vielen Zweige, Äste und sogar Baumstämme von den Straßen zu schaffen. Auch zahlreiche Dachdecker haben sich bereits früh auf ihre Leitern begeben, um Schäden an den Häusern der Kapellener Bürgerinnen und Bürger zu beheben.
Die Moerser Feuerwehr berichtete, dass die kräftigen Böen Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt hätten, bis zu 70 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Personen seien nicht zu Schaden gekommen. „Die Heftigkeit hat uns erwischt“, sagte ein Sprecher. Die Einsätze dauerten bis Abend an. Berichte über eine angebliche Windhose über Moers hatte die Feuerwehr aber nicht bestätigt.
Tornado in Moers? Das sagt der Deutsche Wetterdienst zum Unwetter
Die Schilderungen von Anwohnern legen jedoch nahe, wie die Gerüchte entstehen konnten. Mariusz Szymecki war gerade mit Erneuerungsarbeiten an einer Fensterbank im ersten Stock seines Hauses beschäftigt. Dabei wurde der Kapellener durch seinen handwerklich begabten Schwager unterstützt – der gegen 15 Uhr auf einem Baugerüst werkelte. „Plötzlich sind die Blätter auf dem Boden in einen Wirbel geraten. Wir dachten, es wäre ein Tornado“, schildert Szymecki.
Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes hielt einen Tornado in Moers auf Nachfrage dieser Redaktion für „nicht undenkbar“, jedoch mangele es an Augenzeugenberichten und Aufnahmen zum Beweis. Deutlich wahrscheinlicher habe es sich bei dem Unwetter in Kapellen jedoch um Gewitterfallböen gehandelt, die in der Region deutlich häufiger auftreten und Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen könnten.
Unwetter in Moers-Kapellen: Anwohner hat „so etwas noch nie erlebt“
„Zum Glück konnte sich mein Schwager noch mit einem Sprung in das offene Fenster retten.“ So beschränkt sich der Schaden auf einige Dellen an den beiden Autos des Moersers, die Versicherung ist bereits eingeschaltet. Nach nicht einmal zwanzig Sekunden sei der kurze, aber folgenschwere Sturm vorbei gewesen – sofort kehrte die Sonne zurück. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Szymecki.
Uwe Graw hat das Wetterphänomen dagegen gar nicht selbst miterlebt. Durch einen Anruf seiner Tochter auf seiner Arbeit erfuhr er, dass das Dach seines Hauses auf der Ewaldstraße abgehoben ist. „Die Firstbalken standen senkrecht, auch der Beton hat sich gelöst“, berichtet er. Die zersplitterte Glasscheibe des gegenüberliegenden Gebäudes zeigt eindrucksvoll, mit welcher Wucht der Sturm die Ziegel vom Dach des Moersers gerissen haben muss.
Gewitter deckt Dach von Moerser Anwohner ab: „Hauptsache es regnet nicht rein“
Immerhin sind bereits nach wenigen Stunden Handwerker vor Ort gewesen, um den gröbsten Schaden zu mildern und das Haus mit einer Plane zu schützen, sagt Graw. Bis sein – übrigens erst kürzlich kernsaniertes – Haus wie vorher aussieht, werden noch einige Termine mit Handwerkern und Versicherung folgen: „Aber die Hauptsache ist, es regnet nicht mehr rein.“
Dass das lokale Unwetterereignis, das aus den Niederlanden herbeigezogen ist, ausgerechnet der Stadtteil im Moerser Süden so schwer getroffen hat, hat bei Michael Schweer Erinnerungen geweckt. „Damals beim Orkan Kyrill war es bei uns auch besonders schlimm“, sagt der Bewohner der Elisenstraße. Er hat das Unwetter sicher aus seinem heimischen Büro heraus erlebt. „Auf einmal wurde alles dunkel, beim Blick aus dem Fenster habe ich mich wie in der Waschstraße gefühlt“, sagt der Kapellener mit Blick auf die starken Regenfälle. Sein Haus ist jedoch verschont geblieben, die Äste im Garten hat er bereits weggeräumt. Seine Nachbarinnen und Nachbarn, die weniger Glück hatten, werden die Folgen des Unwetters noch länger beschäftigen.
Moers-Kapellen war von Gewitter besonders betroffen
Gegen 15 Uhr war die Gewitterfront über die Stadt gezogen. Insgesamt 17 Einsatzstellen waren abzuarbeiten, schreibt die Feuerwehr. Meist ging es um umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste. Auf dem Kirchweg in Schwafheim stürzten Bäume unter anderem auf ein Wohnhaus. Auch Hauptstraßen seien von Bäumen versperrt gewesen, heißt es.
Besonders betroffen war Moers-Kapellen: An der Friedrich-Ebert Straße, Amalienstraße, Wernerstraße und Ewaldstraße wurden laut Feuerwehr mehrere Dächer ganz oder teilweise abgedeckt. In der Siedlung sei erheblicher Sachschaden entstanden. Auf der Nahestraße stürzten Bäume auf drei Autos.
Unwetter wütete auch in Duisburg und Dinslaken
Auch in Dinslaken und Duisburg hatte das Gewitter für viele Einsätze gesorgt. Sturmböen hatten in Duisburg mehrere Bäume entwurzelt. Einen Straßenzug in Neuenkamp traf es besonders heftig. In Dinslaken musste die Feuerwehr teilweise Pumpen einsetzen, um Wasser aus tieferliegenden Räumen zu beseitigen. (red/dpa)