An Rhein und Ruhr. . Welch beeindruckende Kraft dieser Sturm tatsächlich hatte, konnte man gestern dort spüren, wo die Böen ungebremst übers Land zogen. Wer auf der Halde Haniel stand, der musste sich nur nach vorne lehnen – der Wind ließ einen Menschen beinahe schweben. Tosend zog Sturmtief „Friederike“ über den künstlichen Berg – und die Mondlandschaft an der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein wirkte bei dem Lärm noch unwirtlicher als sonst.
Welch beeindruckende Kraft dieser Sturm tatsächlich hatte, konnte man gestern dort spüren, wo die Böen ungebremst übers Land zogen. Wer auf der Halde Haniel stand, der musste sich nur nach vorne lehnen – der Wind ließ einen Menschen beinahe schweben. Tosend zog Sturmtief „Friederike“ über den künstlichen Berg – und die Mondlandschaft an der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Niederrhein wirkte bei dem Lärm noch unwirtlicher als sonst.
Doch der Orkan zeigte gestern auch seine brutalen Seiten: In Emmerich starb ein 59-Jähriger, in Lippstadt verunglückte ein Transporterfahrer tödlich, im Sauerland ließ ein Feuerwehrmann sein Leben, zudem wurden mehrere Menschen schwer verletzt. Der Wind deckte Dächer ab, entwurzelte Bäume, drückte Lastwagen wie Spielzeugautos von den Straßen.
Auf den Tag elf Jahre nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“ beherrschte gestern das Wetter unser Bundesland. Hier erreichte der Sturm an einigen Orten eine Windgeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde. Erst gegen 16 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst Entwarnung. Feuerwehr, Rettungsdienste und Katastrophenschutz mussten bis zum Abend zu über 10 000 Einsätzen ausrücken.
Der Straßenverkehr
Auf vielen Autobahnen und Landstraßen in der Region gab es große Probleme. Die beiden Rheinbrücken bei Rees (B57) und Emmerich (B220) mussten gesperrt werden, nachdem ein Lastwagen auf die Seite gekippt war. Auch in Duisburg gab es einen ähnlichen Unfall: Auf der A59 hatte sich ein Lkw im Brückengeländer verfangen und musste geborgen werden. Ebenso gesperrt wurde die A3 zwischen Hünxe und Dinslaken, weil Bäume und Baustellenteile auf der Fahrbahn lagen. In Moers befreite die Feuerwehr einen eingeklemmenten Mann aus seinem Auto.
Der Bahnverkehr
Die Bahn und andere Schienenanbieter kapitulierten gestern: Bis zum Betriebsschluss am Freitagmorgen um drei Uhr wurde der Zugverkehr komplett eingestellt. An vielen Bahnhöfen herrschte deshalb Chaos. So strandeten etwa in Essen hunderte Reisende, viele versuchten sich zu organisieren und ein Taxi zu teilen. An den Taxi- und den Infoständen bildeten sich lange Schlangen. Die Bahn teilte an Reisende Hotel- und Taxigutscheine aus, in einigen Bahnhöfen wurden Hotelzüge eingesetzt. Insgesamt waren in NRW zehntausende Fahrgäste betroffen. Auch am Freitag werde es weiter „erhebliche Probleme“ im Verkehrsablauf geben, sagte eine Sprecherin. Sie riet allen Reisenden, sich online über den Stand zu informieren.
Der Schulunterricht
So mancher Schüler dürfte sich gestern über den Sturm gefreut haben, blieben doch zahlreiche Schulen geschlossen. Bei vielen Eltern herrschte Verwirrung: Während manche Schulen die Schließung bereits am Vortag angekündigt hatten, beendeten andere Schulen erst am Vormittag nach der ersten oder zweiten Stunde den Unterricht. Schulministerin Yvonne Gebauer wies Kritik zurück. Die Schulleitungen könnten in Abstimmung mit den Schulträgern frei entscheiden, ob sie aufgrund extremer Wetterverhältnisse die jeweilige Schule schließen oder den Unterricht vorzeitig beenden. Dies sei die verbindliche Rechtsgrundlage, betonte Gebauer. Die Eltern könnten zudem für sich entscheiden, ihre Kinder zuhause zu lassen. Gebauer erinnerte die Schulen an ihre Fürsorgepflicht. „Die Schulen müssen offen gelassen werden, damit die Kinder in Sicherheit sind.“ Es sei bekannt gewesen, dass es einen gewaltigen Sturm geben würde. In so einem Fall sei es „nicht von Vorteil, wenn man erst im Auge des Sturms eine Entscheidung trifft.“
Der Flugverkehr
Auch mehrere Flughäfen strichen aus Sicherheitsgründen Flüge. Am Flughafen Düsseldorf wurden 37 Starts und Landungen annuliert. Auf dem Flughafengelände seien Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden, sagte ein Airport-Sprecher. So seien etwa Gepäckcontainer gesichert und die Flugzeughallen geschlossen worden. Am Flughafen Köln/Bonn wurden 13 Flüge zu anderen Airports umgeleitet. Am Flughafen Niederrhein in Weeze ruckelte mancher Anflug mehr als üblich und Passagiere dankten per Handschlag dem Piloten fürs sichere Aufsetzen.
Und sonst? Am Niederrhein machte die Stromversorgung große Probleme. Gegen 12 Uhr waren nach Angaben des Netzbetreibers „Westnetz“ in den Kreisen Kleve und Wesel rund 50 000 Menschen ohne Strom – entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste hatten die Stromleitungen beschädigt. Laut einer „Westnetz“-Sprecherin waren am Nachmittag noch 7000 Menschen ohne Strom.
In Köln wurde die direkte Umgebung des Doms teilweise abgesperrt. „Vorsicht Steinschlag!“ warnte ein Schild. Kleinere Steinschläge an dem Bauwerk durch Verwitterung oder Kriegsschäden sind nicht ungewöhnlich. Bei Sturm erhöht sich das Risiko deutlich. Auch das direkt am Dom gelegene Römisch-Germanische Museum wurde wegen des Sturms vorübergehend geschlossen. Besucher könnten es aufgrund der kräftigen Böen rund um den Dom nicht sicher betreten. „Da hat es Leute schon von den Füßen geholt“, berichtete eine Sprecherin. „Das ist mit die windigste Ecke überhaupt.“
Aus vielen Städten und Regionen kamen auch kuriose Nachrichten. So wehte der Wind in Düsseldorf ein Dixiklo über die Straße – ob mit oder ohne Inhalt, war nicht bekannt. In Hamminkeln mussten Polizisten eine Herde Wasserbüffel in Schach halten, nachdem ein umgekippter Baum den Weidezaun zerstört hatte. In Isselburg knickte der Flügel einer Mühle ein. In Wesel legte die Müllabfuhr ihre Arbeit nieder.