Moers. Kann ich meinen Vertrag kündigen? Wieso sind die Preise von Enni so teuer? Während einer Telefonaktion hat Enni Fragen von Kunden beantwortet.
Hohe Energiepreise, unverständliche Abrechnungen und gestiegene Abschläge führen derzeit bei vielen Enni-Kunden zu Unmut – und vor allem zu vielen Fragen. Diese konnten Leserinnen und Leser am Mittwoch während der Telefonaktion der NRZ an drei Enni-Expertinnen stellen. Nancy Kleinefeld, Leiterin Abrechnung, Susanne Pfeufer, Vertriebsleiterin der Enni, und Suad Nader, Leiterin des Enni-Kundenservices, beantworteten unter anderem Fragen zu Verträgen, Abrechnungen und der Dezember-Soforthilfe.
Ich bin unzufrieden mit meinem Preis. Komme ich aus meinem Vertrag wieder raus?
Susanne Pfeufer: Kunden, die einen Fix-Vertrag abgeschlossen haben, kommen leider nicht aus ihrem Vertrag heraus. Es gibt auch kein Sonderkündigungsrecht, da Enni den Kunden mit den Fest-Verträgen für zwei Jahre Planungssicherheit anbietet, die auf aktuellen Marktkonditionen zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses basiert. Wir arbeiten aber gerade an einer Lösung mit der wir im Zuge derzeit fallender Preise im Rahmen dieses laufenden Vertrages unseren Kunden ab dem 1. Januar 2024 eine Preisreduzierung anbieten können. Die bereits eingekaufte Menge zu dem teuren Preis wird aber auch weiterhin Bestandteil des Vertrages bleiben, der dadurch um ein Jahr verlängert werden muss. Wir können jetzt nur die gesunkenen Preise im Markt seit Anfang diesen Jahres mit in die Kalkulation aufnehmen und eine Art Mischpreis anbieten.
Viele unserer Kunden hatten auch schon vorher Festpreisprodukte. Die Preissteigerungen, die es bereits seit Mitte des Jahres 2021 gibt, haben diese Kunden in 2021 und in 2022 nicht gespürt, weil sie diesen Festpreis hatten. Auch wenn es ein schwacher Trost ist: Das Festpreis-Modell hat je nach Vertragslaufzeit für Kunden also bis heute auch schon Vorteile.
Warum ist der Preis bei Enni teurer als bei anderen Anbietern?
Pfeufer: Dabei geht es um die Beschaffungsstrategie und den Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Wir können natürlich nichts darüber sagen, wie ein anderer Energieversorger seine Energie beschafft, ob er seine Energie drei Jahre vorher beschafft, also vor der Energiekrise, oder ob er es kurzfristig beschafft und erst heute die Menge einkauft, die er morgen verkaufen will. Der Vertrag einiger unserer Kunden ist zu einer ganz unsicheren Zeit ausgelaufen, in der niemand wusste, wie es weitergeht.
Wir haben anderthalb Jahre nur steigende Preise an den Energiebörsen gesehen. Wir als Enni kaufen für unsere Festpreisprodukte mit einem Vorlauf von 18 Monaten ein. In kleinen Teilmengen kaufen wir also anderthalb Jahre im Voraus ein, kalkulieren dann den Preis und bieten diesen unseren Kunden an.
Das war für genau die Kundengruppe, deren Festverträge bis Ende 2022 ausgelaufen sind, ein sehr hoher Preis. Deswegen können wir auch den Unmut der betroffenen Kundinnen und Kunden verstehen, wenn sie sehen, dass der Preis auf dem Energiemarkt im letzten halben Jahr schrittweise immer weiter gesunken ist. Deswegen arbeiten wir ja an der Mischpreis-Lösung.
Wieso bekommen Neukunden derzeit einen besseren Preis als Kunden, die sich im Vorjahr gebunden haben?
Pfeufer: Heute ist die Enni natürlich auch in der Lage, einen günstigeren Preis anzubieten, weil wir Energie derzeit günstiger einkaufen können. Im September 2022 lag der Preis für einen Neukunden im bundesweiten Durchschnitt bei 70 Cent pro Kilowattstunde. Aber man kann nicht die Vergangenheit mit der Gegenwart vergleichen. Die Anbieter, die heute vielleicht einen sehr günstigen Preis anbieten, haben im Oktober des vergangenen Jahres auch einen deutlich höheren Preis angeboten. Die Kunden, die dort in Festpreisverträgen sind, bezahlen auch mehr als ein Neukunde heute. Man kann aber eben nicht heute den Wettbewerb mit dem vom vergangenen Jahr vergleichen. Da vergleicht man verschiedene Beschaffungszeitpunkte.
Wann kann ich mit meiner Abrechnung rechnen?
Nancy Kleinefeld: Eigentlich sollten alle Kunden, die ihre Abrechnung zwischen März und Juni hätten bekommen sollen, ihre Abrechnung bekommen haben. Es gibt allerdings noch wenige Kunden, bei denen uns Angaben wie der Zählerstand zur Berechnung fehlen. Diese werden nun aber nachgearbeitet.
Wo auf der Rechnung erkenne ich wie die Dezember-Soforthilfe verrechnet wird?
Kleinefeld: Auf der zweiten Seite der Rechnung, unter dem Rechnungsbetrag sind die Entlastungen, auch die gesetzliche Soforthilfe aus Dezember 2022, aufgeführt.
Warum werde ich erst ab 1. März 2023 entlastet und nicht ab 1. Januar 2023?
Suad Nader: Die Kunden werden rückwirkend ab dem 1. Januar entlastet, jedoch ist der 1. März das Umsetzungsdatum gemäß dem sogenannten Strom-/Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz.
Warum ist die Abrechnung bei Nachtspeicherkunden so hoch?
Kleinefeld: Kunden, die einen Nachtspeicher als Heizung nutzen, haben auch sehr hohe Verbräuche und spüren den Preisanstieg besonders. Auch für diese Kunden war der Strompreis rückwirkend bereits vom 1. Januar mit 40 Cent gebremst worden. Leider hat der Bund für diese Kunden die Preisbremse ab 1. August angepasst, die nun nur noch 28 Cent für den Nachttarif beträgt.
Warum habe ich innerhalb kurzer Zeiträume zwei Abrechnungen erhalten?
Kleinefeld: Für einige Kunden, die ein Fixpreisprodukt abgeschlossen haben, ist im Abrechnungszeitraum 2021/22 fälschlicherweise eine Umlagensenkung berücksichtigt worden. Das haben wir korrigiert. Wie in allen Verträgen ist die Preisbremse auch für diese Kundengruppe aber final umgesetzt und die Kunden haben ihre Jahresverbrauchsabrechnung erhalten.
Wird auch in meinem Festpreisvertrag die Preisbremse berücksichtigt?
Nader: Alle gesetzlichen Vorgaben werden natürlich auch in allen Vertragen berücksichtigt.
Mein Stromvertrag läuft im Dezember aus. Warum kann ich nicht jetzt schon mit den aktuellen Preisen einen neuen Vertrag abschließen?
Pfeufer: Wir machen allen Kunden gerne ein Angebot, das rechtzeitig vor Vertragsende bei allen Kunden mit auslaufenden Verträgen ankommt. Der Preis für Verträge ab dem kommenden Jahr bildet sich gerade erst noch. Das bedeutet aber auch, dass die günstigen Preise, die Kunden jetzt am Markt sehen, in ihrem kommenden Angebot berücksichtigt werden.