Moers. Über den Moersbach führt nun eine neue Brücke vom Freizeitpark zum Schlosspark. Was der Neubau kostet und warum nicht nur Menschen profitieren.
Petra Bellinger geht in die Hocke, zusammengefaltete Baupläne lugen aus ihrer Hosentasche heraus. Mit ihrem prüfenden Blick will die Bauleiterin sichergehen, dass die Träger der neuen Brücke zwischen Schloss- und Freizeitpark in Moers genau in die vorgehämmerten und mit der Flex bearbeiteten Einbuchtungen passen: „Für die richtige Verbundwirkung vom Beton zur Stahlbrücke muss alles genau aufliegen“, weiß die bei der Lineg beschäftigte Brückenexpertin. Für die drei Bauarbeiter plus den Führer des Baukrans bedeutete das am verregneten Donnerstagmorgen: Millimeterarbeit.
Nach mehreren Versuchen ist Bauleiterin Bellinger zufrieden, die sechs Tonnen schwere Brücke steht. Das 4,20 Meter breite und 7,30 Meter lange Bauwerk bietet ab Anfang September einen rutschfesten und barrierefreien Zugang zum Park vom Hugo-Otto-Weg aus. Dafür sollen zeitnah noch Rampen angebaut werden, der Durchstich durch den Wall ist bereits erfolgt. Zuvor befand sich an der Stelle der jetzigen Stahlbrücke ein Durchlass, also ein einbetoniertes Rohr, das viele Spaziergänger nicht als Möglichkeit zur Überquerung des Moersbaches wahrgenommen haben, berichtet Petra Bellinger.
Bauarbeiten im Freizeitpark Moers: Neue Brücke kostet 140.000 Euro
Seit März haben die Bauarbeiten im Moerser Freizeitpark angedauert, währenddessen war das Areal weitgehend abgesperrt. „Viele Menschen sind aber durch das Gewässer gelaufen, um einen Umweg durch den Park zu vermeiden“, sagt die Bauleiterin. Auch durch Vandalismus, gestohlene Schilder und Bauzäune habe ihr Team wichtige Zeit verloren. Doch nun steht die rund 140.000 Euro teure Querungshilfe, die durch das Land NRW gefördert wird. Auch die Stadt Moers beteiligt sich mit 25.000 Euro für einige Anpassungsarbeiten.
Bevor Parkbesucherinnen und -besucher die Brücke nutzen können, werden noch Handlauf und Geländer angebracht, auch ein kleiner Platz zum Verweilen mit Blick auf das Geschehen im Moersbach soll noch entstehen. Schließlich sollen nicht nur Menschen von der neuen Brücke profitieren, sondern auch die Lebewesen, die unter ihr entlangschwimmen. „Die Brücke ist ein Teil der naturnahen Renaturierung des Moersbaches“, erklärt Bellinger. Eine wichtige Rolle bei der Erweiterung der Artenvielfalt soll die neu angelegte Fischtreppe spielen.
Renaturierung des Moersbaches: Diese Fische leben in dem Moerser Gewässer
Sie besteht aus mehreren Ebenen von großen Steinen, die in das Wasser eingelassen wurden. „Eine Fischtreppe ist besonders wichtig, um den Höhenunterschied im Gewässer auszugleichen“, weiß Lineg-Biologin Nina Felgenhauer. Zudem soll so eine bessere Durchgängigkeit des Fließgewässers gewährleistet werden. Diese Neuerung soll den Fischen beim Schwimmen gegen die Strömung des Moersbaches helfen.
Zwischen Bettenkamper Meer und Aumühle ist der Moersbach bereits renaturiert wurden. Mit dem jetzt dazukommenden Stück bemisst sich die Strecke des renaturierten Gewässers mittlerweile auf einige durchgängige Kilometer, berichtet Felgenhauer. Und das Projekt kann bereits erste nennenswerte Erfolge aufweisen: „Schon jetzt können wir Stichlinge, Rotfedern oder Rotaugen in dem Ökosystem wahrnehmen. Wir erhoffen uns, dass sie jetzt noch weiter wandern können.“