Moers. Ralf Schäfers hat den Goldenen Meisterbrief bekommen. Er blickt auf eine erfolgreiche Zeit als Glaser zurück. Wie der Job sich verändert hat.

Eigentlich wollte Rolf Schäfers Goldschmied werden. „Aber die einzige Stelle, die es bei uns in Recklinghausen gab, wurde immer mit Frauen besetzt“, berichtet er. Aus dem heute 73-Jährigen wurde doch noch etwas, nämlich ein erfolgreicher Glasermeister und Glasbautechniker. Gerade empfing er den Goldenen Meisterbrief aus den Händen des Innungsobermeisters Thomas Schulmeyer am Firmenstandort Glas Schäfers an der Thomas-Edison-Straße 11 in Genend.

50 Jahre Meister – in der Glaserei habe sich so einiges geändert: „Ich habe mir die ersten Brötchen in der Lehre noch mit Bleiverglasungen in Kirchen verdient“, schildert der Jubilar. Gern erinnert er sich dran, wie seine Ausbildungsfirma in Gelsenkirchen-Buer in den 60-er Jahren mehrfach im Jahr in Kanada und den USA neue Kirchen mit Bleiverglasungen versah. „Wir durften damals sogar eine der größten Bleiverglasungsflächen der Welt für eine Universitätshalle in Minnesota anfertigen.“ Dieser Bereich des Glaserhandwerks sei heute leider so gut wie ausgestorben.

Ein fast ausgestorbener Zweig des Glasers; Bleiverglasung, hier bei einem Schulgebäude in Essen.
Ein fast ausgestorbener Zweig des Glasers; Bleiverglasung, hier bei einem Schulgebäude in Essen. © Ulrich von Born / NRZ | Ulrich von Born (uvb)

Doch dafür, ergänzt Sohn Christian (40), selbst heute Meister und mit dem Vater Geschäftsführer der Firma, gebe es heute andere Sparten, die nach dem Glaserhandwerk riefen. Wie die großen Fenster in den Neubausiedlungen, wo unter anderem auch Duschen, Spiegel, Türen, Vitrinen oder auch Terrassenüberdachungen aus gutem, haltbarem Glas gefertigt würden. Zu den Kunden bei Glas Schäfers zählten aber auch die Industrie und Kommunen.

Manche wollen Glas als Fußboden

Selbst Fußböden aus Glas ordert die Kundschaft. Paradebeispiel: „Das Terminal 2 im Frankfurter Flughafen bekam einen Glasboden von uns“, berichtet der Senior stolz. Wobei der Handwerker als Glasbautechniker – eine Prüfung, die man als Glasermeister zusätzlich absolvieren müsse – für Pläne und die Statik zuständig sei. Selbst Treppenstufen aus Glas habe man schon zum Auftrag bekommen. Und: Auftraggeber seien selbst schon Escada, Prada oder Chanel gewesen, für die man zwischen Hamburg und München Glasbauarbeiten in Läden erledigt habe.

Zum Einsatz kommt heute moderne Technik in der Fertigungshalle in Genend. Von Glashütten angeliefert, warten dort sechs Meter lange und über drei Meter große und 300 bis 500 Kilo schwere Glasplatten auf ihren Zuschnitt für den Kunden – für die Fräs- und Schnittarbeiten von einem Kran bewegt und per Computer gesteuert. „Früher mussten wir sowas mit acht Leuten schleppen“, erinnert Schäfers sich.

Über Umwege kam der gebürtige Hertener nach Moers, wo er anfangs als Betriebsleiter arbeitete. 1992 machte er sich am Bernsweg selbstständig, 2009 zog man ins Gewerbegebiet Genend an den jetzigen Standort. 14 Mitarbeiter beschäftigt Glas Schäfers heute.

Hektik in der Coronazeit

An die Hektik während der Coronazeit, als allerorten Schutz-Glasscheiben installiert wurden, erinnern sich Sohn Christian und Mutter Gabriele, Prokuristin der Firma, noch gut. Für viel Arbeit sorgten ab und an auch die Sommerstürme, bei denen das Gartenmobiliar umherfliege. „Die heutigen Verglasungen verzeihen aber viel mehr als früher“, merkt der Innungsobermeister an.

Bereut habe er nie, dass er Glasermeister geworden sei, blickt Rolf Schäfers auf die vergangenen Jahrzehnte zurück. „Glas ist ein so interessantes Material, so vielfältig in der Anwendung“, bekundet er. Leider, merkt Christian Schäfers an, gebe es auch im Glaserhandwerk so gut wie keinen Nachwuchs. Daher bilde man derzeit auch nicht aus.