Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn setzen Landwirt Stefan Bonsels und seine Tochter Hanna auf den Anbau besonderer Bäume. Was die Paulownia-Bäume können.
Bäume statt Rüben – bei Landwirt Stefan Bonsels und Tochter Hanna auf dem Benedenshof in Niep ist das seit 2021 Realität. Da pflanzte das innovative Duo auf fünf Hektar Ackerland 4000 Bäume. Die Plantage mit den hierzulande noch ungewöhnlichen Paulownia- oder Blauglockenbäumen soll nicht nur ein neuer Betriebszweig sein. „Wir wollten auch etwas gegen das schlechte Image der Landwirtschaft tun, die oft als klimaschädlich gescholten wird“, sagt Hanna Bonsels (23).
Als kleines mittelständisches Unternehmen in der Landwirtschaft müsse man auch in Zeiten des Klimawandels innovativ sein und über den Tellerrand hinaus blicken, schildert Hanna Bonsels weiter. Sie selbst arbeitet gerade in Bonn am Master of Science der Nutzpflanzenwissenschaften (dem einstigen Diplom Agraringenieur ähnlich). Inhalt ihrer Arbeit ist – natürlich – die Paulownia-Plantage.
Paulownia ist ein wahrer Wunderbaum
Tatsächlich könnte man Paulownia als wahren Wunderbaum bezeichnen. „Er produziert in nur 12 Jahren bestes Holz mit guten Eigenschaften für die Möbelindustrie. Es ist sehr leicht und enthält wegen des schnellen Wachstums viel Luft, was Wärme isoliert“, erklärt Hanna Bonsels. Zudem habe das Holz einen höheren Flammpunkt (bei 400 Grad) als herkömmliche Holzarten, wie beispielsweise die Fichte, die schon bei 280 Grad brenne. Der nützliche Exot aus Ostasien könne sich nicht einmal unkontrolliert verbreiten, da er kein Saatgut produziere.
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Darüber hinaus: „Wegen des schnellen Wachstums und der hohen Photosynthese-Rate speichert Paulownia in drei Jahren so viel Kohlenstoff, also CO2, wie eine Buche in 15 bis 20 Jahren“, zählt Hanna Bonsels weitere Supereigenschaften auf. Entsprechend hoch sei auch die Sauerstoff-Produktion. Zudem brauche Paulownia keine Pflanzenschutzmittel und nur sehr wenig Dünger. „Es ist eine Low-Input-Pflanze.“ Diese spende ihrem Besitzer mit ihren blauen Blüten obendrein bis zu einer Tonne Honig pro Hektar. Und: „Die Bäume halten auch Dürre gut aus“, erklärt Hanna Bonsels.
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Jetzt sind die Bäume auf der Plantage bereits etwa 6,5 Meter groß. Wenn sie nach 12 Jahren zehn Meter groß sind, wird geerntet. Damit ist die Plantage nicht etwa tot: „Der Baum schlägt wieder aus. Somit kann bis zu fünfmal geerntet werden“, weiß Hanna Bonsels. Bereits jetzt interessiere sich die Möbelindustrie für das Holz. Es fehle derzeit jedoch noch an den großen, verlässlichen Mengen an Paulownia-Holz. Was die eigene Plantage angehe, so sei das Neukirchen-Vluyner Klimatechnik-Unternehmen Trox der Abnehmer. „Man will unser Holz als Ersatz für das energieaufwändige Aluminium in den Klimaanlagen verbauen.“
Das Paulownia-Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Was in Zukunft ebenfalls eine Einnahmequelle sein könnte: „Das sind CO2-Zertifikate. Wir sparen 30 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr mit unserer Plantage. Viele Unternehmen wie beispielsweise die Lufthansa bieten den Kunden inzwischen an, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern oder zu neutralisieren, indem man Zertifikate von klimafreundlichen Projekten kauft.“ Alles zusammen genommen rechne man bei der Baumplantage im Schnitt mit höheren Erlösen als beispielsweise mit Raps oder Rübe, zieht Hanna Bonsels ein wirtschaftliches Fazit.
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Das Projekt Paulownia-Plantage am Benedenshof wird wissenschaftlich begleitet vom Bio Innovation Park Rheinland e.V. in Rheinbach, wo alle Daten gesammelt und ausgewertet werden. Dort führt man Wirtschaft und Wissenschaft, vorhandenes Wissen und neue Ideen im Rheinland zusammen. Zahlreiche Unternehmen, Universitäten und Kommunen sind Mitglied im Bio Innovation Park Rheinland.