Kreis Wesel. Der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie kehrt im Januar zu den alten 19 Prozent zurück. Für Kunden könnte es deshalb teurer werden.

Lange hatten sich Gastronomen, Verbände und Politiker gegen eine Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent in der Gastronomie ausgesprochen – jedoch ohne Erfolg. Denn seit wenigen Tagen ist klar: Vom kommenden Januar an zahlen Gäste im Restaurant wieder zwölf Prozent mehr Steuern auf ihre Mahlzeit. Für Hans Jürgen Rüffert, Vorsitzender der Kreisgruppe Wesel des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), ein großer Fehler.

„Das ist nicht nur für die gesamte Branche eine schlechte Nachricht, sondern auch für die gesamte Gesellschaft“, erklärt der Dehoga-Chef. Schließlich gebe es nur wenige Betriebe, die es sich leisten könnten, diese Kosten nicht an die Kundschaft weiterzugeben. „Und das könnte dann zu einer Endlosspirale führen“, befürchtet Rüffert.

Darum wurde die Mehrwertsteuer herabgesetzt

Seit Beginn der Coronapandemie befinde sich die Branche in einer finanziell angespannten Lage. Als Kundschaft ausblieb und die Umsätze sanken, wurde die Mehrwertsteuer für Speisen vor Ort von 19 auf sieben Prozent herabgesetzt. Günstiger wurde es für die Kunden trotzdem nicht – im Gegenteil. „Durch die Energiekrise ist alles teurer geworden: die Lebensmittelpreise, die eigenen Energiekosten und durch die Inflation auch die Löhne.“

Im Restaurant stiegen in den vergangenen drei Jahren also die Preise weiter an. Laut Statistischem Bundesamt liegt der durchschnittliche Preisanstieg für die Hauptspeise bei rund 20 Prozent. Das Essen im Fastfoodrestaurant wurde sogar knapp 25 Prozent teurer. „Wenn die Mehrwertsteuer jetzt wieder zu den 19 Prozent zurückkehrt, wird es im Restaurant bald noch teurer. Und wenn dadurch weniger Kundschaft kommt, reicht irgendwann auch eine Preiserhöhung von zwölf Prozent nicht mehr aus.“

Diese Betriebe trifft es am härtesten

Laut dem Dehoga-Vorsitzenden, der selbst das Art Inn Hotel in Dinslaken betreibt, wird die Rückkehr zum alten Steuersatz allerdings nicht alle Betriebe gleichermaßen schwer treffen. „Etablierte Restaurants, die schon eine breite Stammkundschaft haben, werden die steigenden Kosten noch am ehesten abfangen können. Schwierig wird es für die jüngeren Betriebe, die sich erstmal einen Namen machen müssen.“ Rüffert befürchtet daher, dass es besonders unter diesen Betrieben zu einer Insolvenzwelle kommen könnte. „Und wenn das passiert, bleiben auch die erhofften Steuereinnahmen aus.“ Das Bundesfinanzministerium hatte im September das Volumen der Umsatzsteuerreduzierung auf 3,4 Milliarden Euro beziffert.