Kreis Wesel. Stürme oder Tornados verursachen schwere Schäden an Häusern und Autos, auch im Kreis Wesel. Ein Versicherungsexperte erklärt, was zu tun ist.
- Schwere Stürme und ein Tornado fegten in den vergangenen Wochen durch den Kreis Wesel
- Der Niederrhein sei aber keine „Tornado-Alley“, sagt der Deutsche Wetterdienst
- Ein Versicherungsexperte gibt Tipps, wie das Eigenheim am besten abgesichert ist.
Schwere Gewitter, Hagel, Stürme und Überschwemmungen – Extremwetterlagen haben sich durch den Klimawandel verschärft. In der vergangenen Woche deckte eine Fallböe in Moers Dächer ab und entwurzelte Bäume. Eine Woche zuvor fegte ein Tornado durch Xanten-Birten und sorgte dort für eine Schneise der Zerstörung. Die Angst, dass sich vor allem solche gefährlichen Luftwirbel auf den flachen Niederrhein-Ebenen verstärkt bilden könnten, ist groß. Einen Beweis dafür gibt es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) aber nicht.
Tornados im Kreis Wesel: So groß ist die Gefahr
Grundsätzlich gebe es in Deutschland keine Tornado-Alley wie in den USA, sagt DWD-Sprecher und Tornadobeauftragter Andreas Friedrich, auch nicht am Niederrhein. „Solche Tornados können sich in Deutschland überall bilden“, so Friedrich weiter, der auch nicht davon ausgeht, dass sich die Zahl der Wirbelstürme in der Bundesrepublik signifikant erhöht hat. Vielmehr sei die Dunkelziffer kleiner geworden, weil unter anderem durch Handy-Aufnahmen mehr Tornados dokumentiert würden.
Die Zahl der möglichen Tornados in Deutschland beziffert Andreas Friedrich auf etwa „50 bis 80 pro Jahr“. Zum Vergleich: In den USA gebe es jedes Jahr mehr als tausend dieser Stürme. Dagegen kämen sogenannte Fallböen, wie vergangene Woche in Moers, hier weitaus häufiger vor. Sie seien nur nicht so bekannt. Fallböen entstehen, wenn kalte Luft in einem Gewitter auf den Boden fällt und sich horizontal ausrichtet. Dabei könnten Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreicht werden, schreibt der DWD auf seiner Internetseite.
Ist der Sturm abgezogen, stellt sich häufig die Versicherungsfrage. Die Wohngebäudeversicherung decke Sturm- und Hagelschäden ab, sagt Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale. Das schließe Tornados mit ein. „Ab Windstärke 8 spricht man von einem Sturm, dann greift in der Regel auch die Versicherung“, sagt Opfermann. Ganz wichtig: Elementarschäden, wie zum Beispiel Überschwemmungen oder andere Wasserschäden, sind nicht automatisch mitversichert, diese müssten über die Wohngebäude- oder Hausratversicherung extra abgesichert werden, so der Versicherungsexperte. Eine Hausratversicherung decke Schäden etwa an Gartenmöbeln ab, beim Auto müsse wenigstens eine Teilkasko-Versicherung vorhanden sein.
Unwetterschäden im Kreis Wesel: So ist man richtig abgesichert
Drei Schritte nennt Philipp Opfermann essenziell für eine unkomplizierte Schadensregulierung: Sicherung des Gebäudes, Dokumentation der Schäden und schnelle Information der Versicherung. „Machen Sie aussagekräftige Fotos des Schadens“, sagt Opfermann, „bei Bedarf holen Sie sich Zeugen dazu, die den Sturm und das Datum bestätigen.“ Grundsätzlich gebe es bei Sturmschäden nicht so häufig Probleme, allerdings komme es darauf an, dass man umfangreich und vernünftig abgesichert sei. Opfermann empfiehlt, alle Policen regelmäßig auf Aktualität zu überprüfen. „Beim Hauskauf gehen die Policen oft mit dem Haus ungeprüft auf den neuen Eigentümer über“, so Opfermann. Diese könnten einige Jahre alt und nicht mehr aktuell sein. Zum Beispiel, wenn das Haus erweitert worden sei. Informiere man den Versicherer nicht darüber und passe den Versicherungsschutz nicht an, könne die Versicherung nach einem Schaden die Leistungen kürzen.
Aktuelle Erweiterungen, eine neue Heizungsanlage mit Wärmepumpe oder auch ein neuer Parkettboden – am besten informiere man die Versicherungen über sämtliche Neuerungen. Grundsätzlich sollte man sein Eigenheim und damit die oft größte Anschaffung im Leben möglichst gut absichern. Eine Erweiterung der Wohngebäudeversicherung um die sogenannte Elementarschadenversicherung etwa koste „oft nicht so viel mehr“, gebe aber viel mehr Sicherheit, so Opfermann mit Blick auf die gestiegenen Starkregenereignisse. Schließlich könne man Extremwetterlagen nicht ändern. „Aber zumindest ein guter Versicherungsschutz gibt ein gutes Gefühl und bewahrt im Schadensfall vor weiterem Ärger.“
>>>So schützt man sich<<<
Ob nun Tornado oder Fallböe, in beiden Fällen sollte man sich dringend in Sicherheit bringen. Heißt: weg von Türen und Fenstern, am besten in den Keller gehen, um sich vor umherfliegenden Gegenständen zu schützen, die durch Fenster und Türen krachen könnten.
Ein Auto selbst bietet laut DWD ebenfalls keinen Schutz, da es vom Tornado problemlos dutzende Meter in die Höhe geschleudert werden könne. Vielmehr müsse man den Tornado umfahren, da die meisten dieser Stürme nicht mehr als 100 Meter breit seien. Ein Abstand von einem Kilometer reiche aus.