Wesel/Voerde/Dinslaken. Die VRR-Gremien haben über die Reaktivierung der Walsumbahn von Duisburg bis Wesel entschieden. Die Infos zu den Zeitplänen und Haltestellen.
Es gibt grünes Licht für eines der größten Infrastrukturprojekte am Niederrhein: Am Mittwoch (22. März) hat sich der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) mit der Reaktivierung der Walsum-Bahn beschäftigt. und für die Planungen gestimmt. Die Bahnstrecke soll vom Duisburger Norden über Dinslaken und Voerde bis nach Wesel für den Personenverkehr reaktiviert werden – nachdem bereits der VRR-Ausschuss für Verkehr und Planung diese Pläne freigegeben hat, galt der finale Beschluss nur noch als Formsache.
„Für den Verkehrsverbund Rhein Ruhr ist der Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur von großer Bedeutung. Reaktivierungen von Schienenstrecken wie der Walsumbahn bergen großes Potenzial für ein verbessertes Angebot zur Anbindung des ländlichen Raumes an angrenzende Ballungszentren und sind damit ein wesentlicher Bestandteil für eine Mobilitätswende“, sagte VRR-Vorstandssprecherin Gabriele Matz.
Walsumbahn: Ausbau bis Wesel kostet mindestens 275 Millionen Euro
Es wird also der große Wurf, auf den die anschließenden Planungen dann ausgerichtet werden: die Verlängerung der Strecke bis in die Hansestadt. Diese Variante wird als wirtschaftlich eingestuft, selbst bei einer Kostensteigerung von bis zu 30 Prozent. Nach den derzeitigen Kalkulationen dürfte allein der Bau der Infrastruktur rund 275 Millionen Euro kosten – dazu kommen noch die Planungskosten.
Dass der Ausbau sein Geld wert ist, davon sind die VRR-Vertreter überzeugt. Für den Bereich Voerde/Wesel wird mit 1600 Fahrgästen am Tag gerechnet, in Oberhausen könnten mehr als 12.000 Menschen die Walsumbahn täglich nutzen. Geplant ist eine Verlängerung der S-Bahnlinie S 3 vom Oberhausener Hauptbahnhof über den Duisburger Norden, anschließend weiter nach Dinslaken und Voerde bis Wesel. Der rechtsrheinische Kreis Wesel wird damit an das S-Bahn-Netz des Ruhrgebietes angeschlossen, angedacht ist ein 30-Minuten-Takt, also zwei Fahrten pro Stunde und Richtung. Zusätzlich soll die Regionalbahn RB 31 von Xanten, über Moers und Duisburg bis nach Walsum verlängert werden – die beiden Rheinseiten im Kreis Wesel können also durch den Zug ein Stück näher aneinanderrücken.
„Wir hätten damit eine optimale Erweiterung des Nahverkehrsangebotes am Niederrhein, dadurch würde die Attraktivität des rechtsrheinischen Raumes deutlich erhöht“, sagt Frank Berger. Der CDU-Politiker ist nicht nur Fraktionsvorsitzende seiner Partei im Kreistag, sondern auch Mitglied des VRR-Verwaltungsrates, er hat also am Mittwoch selbst über die Walsumbahn abgestimmt.
Wie wichtig eine zweite Zugverbindung zwischen Wesel, Voerde, Dinslaken und dem Ruhrgebiet ist, wird sich in den nächsten Wochen wieder zeigen: Viele Pendlerinnen und Pendler würden sich schon jetzt eine Ausweichmöglichkeit wünschen, wenn die bisherige Strecke wegen des Betuwe-Ausbaus erneut für einen längeren Zeitraum gesperrt oder teilgesperrt ist. „Die Walsumbahn könnte ein Bypass für die Betuwe-Linie werden“, sagt Berger und denkt dabei auch an den Güterverkehr.
Die Walsumbahn könnte um das Jahr 2030 herum fertig werden
Der Christdemokrat erwartet, dass noch deutlich mehr als die kalkulierten Fahrgäste einsteigen, wenn die neue Linie erstmal da ist. „Wenn das Nahverkehrsangebot bequemer wird, werden mehr Menschen es nutzen. Auch im Freizeitverkehr wird die Strecke attraktiv“, so Berger. Er geht davon aus, dass auch die Straßenbahnlinie 903 in Dinslaken profitiert, auch wenn die Strecken zum Teil parallel verlaufen. „Die Straßenbahn wird dann nicht mehr so voll sein“, sagt der CDU-Fraktionschef.
Nach dem Beschluss werden die Planungen jetzt konkret angegangen. Der VRR und die Kommunen werden mit dem Land in Verhandlung treten, das bereits Planungsmittel bewilligt hat. Später wird auch mit der Deutschen Bahn gesprochen, ihr gehört die Strecke, die weitgehend besteht. Aufwendig wird allerdings die Anbindung nach Wesel: Denn dafür muss eine Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal gebaut werden.
Im Kreis Wesel sind neben dem Bahnhof der Hansestadt derzeit Haltepunkt in Spellen, Voerde-West, Möllen und Dinslaken-Eppinghoven vorgesehen, in Duisburg sind es Overbruch, Walsum, Fahrn, Marxloh, Hamborn/Röttgersbach, Neumühl, außerdem Oberhausen-Buschhausen. Bis dort wirklich die ersten Züge halten, dürfte es aber noch dauern. „Eine Inbetriebnahme könnte Anfang der 2030er Jahre realisiert werden“, schreibt der VRR auf Anfrage der Redaktion.
Frank Berger hält den Start der Walsumbahn ebenfalls bis 2030 für realistisch, dann müsste aber alles reibungslos laufen – bei Großprojekten sicher keine leichte Herausforderung. Stichwort: Anwohnerklage. Der CDU-Vertreter geht davon aus, dass es diese geben wird – setzt aber darauf, die Anwohnerinnen und Anwohner mit berechtigten Anliegen (etwa Lärmschutz oder Sicherheitsbedenken) zu überzeugen. „Die meisten Gründe, die dagegen sprechen, sind ausräumbar“, meint Berger.