Herne. Herne ist Autostadt: In Wanne-Eickel wird jetzt das Elektrofahrzeug Tropos Able gebaut. Eröffnungsfeier wurde wegen der Corona-Krise abgesagt.

Die Rahmenbedingungen könnten wahrlich besser sein: Mit dem Start der Coronavirus-Pandemie hat das neue Werk für Elektrofahrzeuge auf dem ehemaligen Heitkamp-Gelände seinen Betrieb aufgenommen. Tropos Motors Europe stellt in Wanne-Eickel Nutzfahrzeuge für Unternehmen und Kommunen her – wegen Corona aber zunächst „auf kleinerer Flamme“, sagt Tropos-Chef Jörg Mosolf zur WAZ.

Der Chef der Mosolf-Gruppe aus Kirchheim/Treck bei Stuttgart hält die Produktions- und Vertriebsrechte für die Fahrzeuge des US-Autoherstellers Tropos Motors. Am Heitkampsfeld hat er Hallen bezogen, in denen nun das Modell Tropos Able in zwei Varianten zusammengesetzt wird. Das Elektro-Transportfahrzeug ist 3,70 Meter lang und 1,40 Meter breit und hat laut Unternehmen – je nach Modell – eine Geschwindigkeit von bis zu 40 beziehungsweise bis zu 80 km/h und kommt auf eine Reichweite von rund 80 beziehungsweise 200 Kilometer. Der Preis: ab 18.000 Euro.

Gruppe will von Herne aus in ganz Europa Fuß fassen

Das Modell Tropos Able gibt es in zwei Varianten.
Das Modell Tropos Able gibt es in zwei Varianten. © Mosolf-Gruppe

Im ersten Jahr, so die Pläne noch zum Jahresende 2019, sollten 2500 Autos in Wanne gebaut werden. Diese Zahl sei wegen der Coronavirus-Ausbreitung nicht mehr zu erwarten, sagt Mosolf. Der Nachschub an Material verzögere sich um bis zu zwei Monate, außerdem dürfte es zunächst weniger Aufträge geben: „Die Menschen haben nun andere Sachen im Kopf.“ Soll heißen: Kommunen und Firmen, für die das Transportfahrzeug gedacht ist, müssen sich aktuell um andere Dinge kümmern als um den Test und Kauf von Fahrzeugen. Beeindrucken lassen will sich der Firmenchef davon aber nicht: „Das sind äußere Umstände, die wir nicht ändern können.“

„Grundsätzlich hat sich an unserem Plan nichts geändert“, stellt der Gruppenchef klar. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zum Start hält Mosolf an seinen ambitionierten Plänen fest. Von Herne aus will die Gruppe mit ihrem Tochterunternehmen Tropos nach und nach in ganz Europa Fuß fassen. Trotz der Corona-Krise seien die Nachfrage und das Interesse bei Kunden „sehr groß“. Zwei Fahrzeuge am Tag würden bereits gebaut, die ersten knapp 30 seien schon fertig. Ebenso produziert würden verschiedene Aufbauten: Gedacht seien die Fahrzeuge unter anderem für Firmen, etwa Bäcker oder Handwerker sowie Städte, Liefer- und Paketdienste, Landwirte oder Sportstätten. Je nach Nutzungsart würden entsprechende Aufbauten angeboten – oder „nur“ eine Ladefläche.

Große Einweihungsfeier wurde gestrichen

Mosolf-Gruppe wurde 1955 gegründet

Das Unternehmen Horst Mosolf Spedition und Transporte wurde 1955 von Horst Mosolf in Kirchheim unter Teck (Baden-Württemberg) gegründet. Standbein der Mosolf-Gruppe ist heute die Automobilindustrie in Europa. Dazu gehören nach eigenen Angaben unter anderem Fahrzeugtransporte, Werkstattdienste, Sonderfahrzeugbau, Industrielackierungen und Fahrzeugrecycling.

Die Gruppe beschäftigt nach Unternehmensangaben 2800 Mitarbeiter, betreibt 38 Technik- und Logistikzentren, hat 1000 Fahrzeugspezialtransporter, 350 Doppelstockwaggons und zwei Binnenschiffe. Jahresumsatz 2018: 417 Millionen Euro. Vorstandsvorsitzender ist Jörg Mosolf, Jahrgang 1956

Eine große Einweihungsfeier, die in dieser Woche in den neuen, zunächst für fünf Jahre angemieteten Hallen in der Nähe des Hauptbahnhof Wanne-Eickel mit dem Oberbürgermeister sowie Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden stattfinden sollte, ist wegen der Corona-Krise ersatzlos gestrichen worden. Vorstellen kann sich Mosolf aber eine Händlertagung, bei der Autos und Vertriebspläne vorgestellt werden könnten, vielleicht im Herbst.

Zunächst einmal hofft der Gruppenchef aber, dass so schnell wie möglich wieder Normalität ins Land einziehen kann. Immerhin: Ausfälle wegen Infektionen gebe es bislang nicht: Alle 15 Mitarbeiter seien an Bord. Komme die erhofft Normalität, dann will Mosolf 50 Mitarbeiter beschäftigen.

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