Herne. . Wie Firmen die Notlage von Bürgern ausnutzen. Franz Jittenmeier in Herne sollte 278 Euro für drei Minuten Arbeit hinblättern. Die Verbraucherberatung gibt Tipps. Dort sagt man, Schwarze Schafe würden sogar 500 Euro für die Arbeit berechnen.

Es ist so ziemlich jedem schon einmal passiert: Die Haustür zugezogen und den Schlüssel vergessen. Wer dann keinen Ersatz findet, ist auf einen Schlüsseldienst angewiesen. Das kann teuer werden, manchmal sogar sehr teuer, wie Franz Jittenmeier jetzt leidvoll erfahren musste. „Für drei Minuten Arbeit sollte ich 278 Euro berappen“, schimpft der 74-Jährige.

„Der Schlüsseldienst hat meine Notlage voll ausgenutzt. Ich habe Diabetes, muss also regelmäßig meine Tabletten einnehmen. Die befanden sich natürlich im Haus“, erklärt der ehemalige Inhaber eines Herner Planungsbüros. Ausgerechnet die Feuerwehr, die er anrief, gab ihm den Tipp. Die habe im Internet per Suchmaschine über den Begriff „Schlüsseldienst Herne“ einen Betrieb gefunden, der aber letztendlich nicht aus Herne kam, sondern den Anfahrtsweg von Mülheim aus berechnete.

Der Schlüsseldienst wollte nach getaner Arbeit sofort Geld sehen, Jittenmeier handelte den Betrag schließlich auf 188 Euro herunter. „Ich war sauer. Ich kenne keine Firma, die mit einer derart hohen Gewinnspanne arbeitet.“

Einfacher Vorgang, der vielleicht 80 Euro kosten sollte

Auch Corinna Reisewitz, Juristin bei der Verbraucherzentrale in Düsseldorf, findet den Preis deutlich überzogen: „Eine Türöffnung geht oft erschreckend einfach vonstatten, sogar ohne den Einsatz von Werkzeugen. Das sollte dann für 80 Euro machbar sein.“

Mit anfänglich 300 Euro sei Franz Jittenmeier sogar noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen. „Schwarze Schafe berechnen bis zu 500 Euro für Arbeit, Anfahrt und Mehrwertsteuer.“

Corinna Reisewitz rät: „Nehmen Sie immer einen Schlüsseldienst, der vor Ort angesiedelt ist. Die haben oft Rufumleitungen. Fragen Sie deshalb immer nach, woher der Service anreist und wie teuer die Angelegenheit wird. Wenn die Firma den Preis nicht nennen will, wenden Sie sich an einen anderen Schlüsseldienst!“ Teurer als üblich werde es aber auf jeden Fall zu ungünstigen Tages-, bzw. Nachtzeiten: „Wer Heiligabend um 23 Uhr ohne Schlüssel dasteht, muss mit erhöhten Preisen rechnen. Dann sollte man lieber eine Nacht auf der Couch bei Freunden verbringen“, rät die Juristin.

Bei Gefahr im Verzug solle man sich an die Feuerwehr wenden. Aber das hat Franz Jittenmeier ja getan – und dort den zweifelhaften Tipp erhalten.