Wanne-Eickel. Volksfeste sollen kulturell anerkannt werden. Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, spricht im Interview über Rekorde und Kuriositäten - und wer im Kirmes-Clinch zwischen Düsseldorf und Crange die Nase vorn hat.


Wofür steht die Cranger Kirmes?


Albert Ritter: Die Cranger Kirmes ist Ruhrgebiet pur. Hier kommen während der Rummeltage rund 4,5 Menschen zusammen – das beweist, dass Kirmes die Leute anzieht. Kirmes ist ein Ereignis von dem auch die heimische Wirtschaft profitiert: Bei den Verkehrsunternehmen angefangen bis zu den Blumenhäusern, die Pflanzen für die Gastronomie verleihen.


Wie wichtig ist Tradition für den Rummel?


Ritter: Das zeigt doch schon, wie stark die Einwohner vor Ort sich mit der Kirmes identifizieren. Alleine 4400 Bürger haben sich beim traditionellen Umzug durch die Straßen vor der Cranger Kirmes beteiligt. Da ist das Sonnenstudio dabei, der kurdische Trachtenverein, die Tänzerin aus der Diskothek, die Kleingärtner, die Bergbaukapelle - das gibt es sonst nirgendwo.


Mittlerweile gibt es bei jeder Kirmes Rekorde und Kuriositäten. Kommt eine Kirmes ohne solche Sonderveranstaltungen nicht mehr aus?


Ritter: Diese Veranstaltungen gab es ja schon früher. Bei manchen Volksfesten wird die Weinkönigin gewählt – wir wählen hier Miss Crange. So etwas gehört dazu.


Was denken Sie über Kirmes-Fanclubs, die immer häufiger mit dabei sind?


Ritter: So etwas finden wir natürlich klasse – allerdings nur, wenn es Fanclubs sind, die seriös auftreten und sich nicht nur zum Trinken treffen.


Wie kann sich die Kirmes weiterentwickeln?


Ritter: Wir bemühen uns derzeit intensiv um die kulturelle Anerkennung von Volksfesten. Dies ist beim Schaustellerkongress ein Dauerthema. Außerdem gibt es Gespräche mit der Politik. Auch Volksfeste sind ein Teil des Weltkulturerbes. Dabei geht es uns nicht um Subventionen, sondern um eine Besitzstandswahrung. Bisher sind meist die Kommunen für die Ausrichtung der Kirmes verantwortlich. Wir wollen kein Spielball von kommunalen Mehrheiten werden, wenn es um den Fortbestand der Kirmes geht. Daher ist die Bestrebung auch eine Art Schutzstellung.


In Düsseldorf und Crange gab es zuletzt ein verbales Ping-Pong: Welche Kirmes ist denn nun die schönste?


Ritter: Düsseldorf ist die größte und schönste Kirmes am Rhein. Crange ist die allergrößte und allerschönste Kirmes am Kanal. Ich begrüße die Diskussion, weil sie zeigt, dass Nordrhein-Westfalen das Volksfestland Nummer eins ist – und nicht Bayern. Bei uns in NRW gibt es 3800 Volksfeste. Hier locken gleich zwei Veranstaltungen binnen weniger Tage ein Millionenpublikum an, das ist doch wunderbar.


Wo sind Sie also am liebsten?


Ritter: In Crange, weil ich aus dem Ruhrgebiet komme. Hier ist jeder Tag schön!

Das Interview führte Dirk Hein