Herne. . Am Tag nach dem Überfall auf einen Herner Juwelier sind die Opfer fertig. Der Ladenchef hinter dem Tresen ist geschockt, seine Ehefrau, die alles mit ansehen musste, telefoniert hektisch in der Ecke, die Tochter ist aus ihrer Mittagspause herbeigeeilt, um den Eltern für ein paar Minuten beizustehen.

Und doch: Das Geschäft auf der Bahnhofstraße hat am Freitag, am Morgen nach dem Überfall, wie immer geöffnet. „Sofort Bargeld für Altgold zu Höchstpreisen“ prangt auf einem Schild vor dem Schaufenster, über der Tür steht „Ihr Gold zu Geld“. An dieser Stelle haben Unbekannte am Donnerstagabend kurz nach Geschäftsschluss gewartet. Als ein Mitarbeiter des Juweliergeschäfts um 19.08 Uhr vor der Ladentür Schmuck und Geld in einen Wagen laden wollte, schlugen die Räuber zu: Aus einem grauen VW-Sharan mit Düsseldorfer Kennzeichen, so berichtet Polizeisprecher Volker Schütte, sprang ein Maskierter heraus, bedrohte den 23-jährigen Angestellten mit einer Pistole, drückte ihn zu Boden und schlug ihm dann die Waffe vor den Kopf. Seine Ehefrau, berichtet der Ladenbesitzer, war Zeugin des brutalen Überfalls. Mehr sagen wollen sie beide nicht: „Wir alle stehen unter Schock.“

Ein Komplize stahl die Behälter mit den Wertsachen, sprang mit seinem Kompagnon ins Auto, und ein dritter Täter, der am Steuer saß, gab Gas. Die beiden Täter vor dem Pkw waren mit einem gelben Tuch maskiert, auf dem sich schwarze Punkte befinden.

Organisierte Täter

Die Räuber, so Polizeisprecher Schütte, „waren organisierte Täter“. Sie hätten nicht nur den Zeitpunkt ausbaldowert, an dem ein Mitarbeiter mit Wertsachen das Geschäft verlässt, sondern auch die Flucht penibel geplant. So wechselte das Trio in Herne-Mitte an der Kantstraße das Fluchtfahrzeug und stieg in einen roten Passat mit Dortmunder Kennzeichen um. Von dort, so hätten Zeugen berichtet, ging die Flucht weiter bis zur Einmündung Klopstock-/Mörickestraße, wo die Täter erneut umstiegen – diesmal in einen schwarzen Kleinwagen mit dem Kennzeichen „RE“. „An dieser Stelle“, so Schütte weiter, „verliert sich die Spur.“

Immerhin: Es bleiben die verlassenen Fluchtfahrzeuge, allesamt kurzgeschlossen, mit falschen Kennzeichen versehen und offenbar gestohlen. Die Täter, sagt Schütte, haben zwar den Inhalt von Feuerlöschern in den Wagen verteilt, offenbar, um Spuren zu verwischen. Aber: „Wir haben eine sehr gute Spurenarbeit erledigen können.“

Angaben zur Beute macht die Polizei (noch) nicht. Der überfallene Angestellte blieb zur Beobachtung im Krankenhaus.