Herne. . Michelle Müntefering (32) soll im Wahlkreis 142 Herne/Bochum II für die SPD in den Bundestag. Dafür sprach sich am Dienstagabend der Unterbezirksparteitag der SPD mit breiter Mehrheit aus.

War das schon die Vorentscheidung? Michelle Müntefering (32) ist am Dienstagabend vom Herner SPD-Parteitag im Volkshaus Röhlinghausen bereits im ersten Wahlgang als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Herne/Bochum II gewählt worden. Sie erhielt 85 von 156 Stimmen; bereits 79 Stimmen hätten zur absoluten Mehrheit gereicht. Auf Anke Hildenbrand (49) entfielen 53 Stimmen, „Vorwärts“-Chefredakteur Uwe Knüpfer wollten nur 18 Genossen in die Bundestagswahl im Herbst 2013 schicken.Nach dem deutlichen Votum hielten es sich Knüpfer und Hildenbrand offen, ob sie am kommenden Dienstag auf der entscheidenden Wahlkreiskonferenz mit Bochum erneut antreten werden: Beide erklärten gegenüber der WAZ Mediengruppe, noch einmal „eine Nacht darüber schlafen“ zu wollen.

Bei der Wahlkreiskonferenz werden dann auch die Bochumer Delegierten mit im Boot sein: Sie stellen gut ein Drittel der rund 150 Stimmberechtigten.Deutliche Worte von BollmannMit Spannung hatte die SPD dem Wahlabend im Volkshaus entgegengefiebert. Nur vier Delegierte fehlten, und sogar die Zuschauerplätze reichten nicht aus. Einige Gäste mussten stehen. Die Kandidaten hatten eingangs noch einmal Gelegenheit, in einer fünfminütigen Kurzvorstellung sich und ihre Ziele zu präsentieren. Bereits der Beifall am Ende der Reden ließ erahnen, dass Müntefering das Rennen machen würde: Sie erhielt vor Hildenbrand, ebenfalls SPD-Ratsfrau, den größten Applaus.

Franz Müntefering saß ganz hinten im Saal

Uwe Knüpfer musste sich sogar einige Unmutsäußerungen anhören – auch deshalb, weil er die Redezeit kräftig überzog. Für Heiterkeit sorgte der 57-Jährige mit der Aufzählung seiner früheren acht Herner Wohnadressen: „Ich könnte hier auch als Taxifahrer arbeiten“, so der Wahl-Berliner. Wolle er aber nicht, sondern: „Ich will und kann im Bundestag vom ersten Tag an die starke Stimme Hernes sein.“ Das sah die große Mehrheit im Volkshaus anders.

Michelle Müntefering warf ihre große politische Erfahrung in die Waagschale. „Ich will für Herne da sein, ich möchte Politik zu meinen Beruf machen“, sagte sie in Anwesenheit ihres Mannes, der im hinteren Bereich des Saales Platz genommen hatte.

Anke Hildenbrand stellte – wie schon in früheren Runden – ihre Basisnähe heraus. Und: „Dreh- und Angelpunkt sind Arbeitsplätze. Das Ruhrgebiet ist ein Industriestandort und wird es auch bleiben“, so die Juristin.Partei-Chef Alexander Vogt hatte in seiner Begrüßung die intensive Diskussion im Vorfeld gelobt: „Ihr habt dazu beigetragen, dass unsere Partei offener geworden ist.“ Sein Vorgänger Gerd Bollmann machte auch ohne eine direkte Forderung an die Unterlegenen deutlich, was er nun von ihnen erwartet: dass sie ihre Kandidatur zurückziehen. „Der Unterbezirksparteitag hat als höchstes Organ der Herner SPD einen klaren Beschluss gefasst“, so der Bundestagsabgeordnete.