Der Kreisbogen des Bellevue-Riesenrads ist gerade geschlossen worden, nur anderthalb Stunden später ist das Karussell fertig bestückt mit allen Gondeln. Auf dem Festplatz in Crange wächst die Kirmes heran, Stück für Stück.

Schwerlastkrane recken ihre stählernen Ausleger in den Sommerhimmel, statt Mandelduft ziehen Dieselschwaden durch die Kirmesgassen, die sich nach und nach bilden. Oberbürgermeister Horst Schiereck spielt auf „das pure Vergnügen”, das diesjährige Kirmesmotto an: „Das fängt für die Wanner schon beim Aufbau an.” Und während Vertreter von Stadt, Feuerwehr, DRK und Polizei die Details der bevorstehenden 574. Cranger Kirmes vorstellen, ziehen die Schaulustigen schon von Losbude zu Bayernfesthalle, vom Bierstand zur Wildwasserbahn.

„Löcher” müssen noch an einigen Stellen gestopft werden. Tief im Westen ist die Fläche für die Achterbahn unbesetzt. Der Fünffach-Looping dreht noch bis Sonntag in Düren seine Runden, so dass in der nächsten Woche für den Aufbau in Crange gerade einmal vier Tage verbleiben. An der Kirmeskreuzung mit dem Steinmeisterstand und dem neuen Almhüttendorf fehlt das 26 Meter hohe Flash, dessen Arm nach vorn ins Publikum schaukelt. Platzmeisterin Sabine Marek: „Das ergibt an dieser Stelle ein ganz tolles Kirmesbild.” Fehlt noch der Tower-Turm, ein 35 Meter hoher Schau- und Belustigungsbetrieb, den man mit eigener Wadenkraft erklimmen kann. In Düsseldorf konnte die Kirmesattraktion nur mit erheblicher Verspätung an den Start gehen, in Crange soll er vom ersten Tag an spielbereit sein. Zu den Premierengästen wird auch Sabine Marek gehören: „Ich war selbst noch nicht drin, deshalb werde ich den Tower auf jeden Fall am Freitag ausprobieren.”

Trotz Wirtschaftskrise und Kaufzurückhaltung blicken die Schausteller mit Zuversicht auf die zweite Hälfte der diesjährigen Saison, die bekanntlich mit dem Start der Cranger Kirmes eingeläutet wird. Wolfgang Lichte, Sprecher der Herner Schausteller: „Die Besucherzahlen sind gleich, der Umsatz ist nicht eingebrochen.” Und Albert Ritter, Präsident des Bundes Deutscher Schausteller, ergänzt: „Es wird wieder etwas mehr ausgegeben auf den Festplätzen. Deshalb erhoffen wir uns erquickliche Umsätze.” Er will den halben Liter Bier für vier Euro verkaufen, die Fahrt mit dem Riesenrad kostet in Crange 4,50 Euro statt fünf Euro wie in Düsseldorf. Ritter verweist auf Kosten, die andere Gewerbetreibende nicht haben: „Schausteller beziehen doppelt so teuren Baustellenstrom und müssen hohe Mieten für Schwerlastkrane zahlen.” Da kommen sie gerne nach Crange. Ordnungsdezernent Meinolf Nowak verrät, warum: „Wir haben die Gebührenordnung für die Standplätze auf der Cranger Kirmes seit sieben Jahren nicht verändert.” Albert Ritter verweist zudem auf den großen Vorteil, den eine Kirmes biete im Gegensatz zu einem Vergnügungspark: „Man kann sich auf einem Rummelplatz amüsieren, auch ohne einen Cent auszugeben.”

Zu den bewährten Attraktionen neben Riesenrad und Wildwasserbahn zählt in diesem Jahr die Boxbude, die nach einjähriger Pause wieder Station in Crange macht. Trotz des zweiten Auftritts in Crange ist auch das Almhüttendorf eine Neuheit. Es steht dort, wo immer das französische Dorf zu finden war. Der üppig dekorierte Mix aus Biergarten und Veranstaltungsbühne fällt in diesem Jahr durch seine offene und lichte Gestaltung auf. Schaun wir mal, ob sich auch dieses „Dorf” zu einem Kirmes-Treffpunkt entwickelt.