Eine Thailänderin bringt asiatische Schärfe in den Kleingartenverein Aschebruch.

Sie hatte sich bewusst zurück gehalten. Hatte auf viele Scharfmacher verzichtet, der Deutsche an sich mag's halt nicht, wenn nach dem Essen der Rachen brennt. Den Geschmackssinn einiger Vereinskameraden hat Aranya Jerzembek dennoch überfordert: Es gab ein paar Kleingärtner, die ihr Thaifood nicht aufessen konnten – zu scharf war ihnen das Gericht aus Rindfleisch, Chili, Curry. Für Aranya war's dennoch ein schöner Abend. Denn den meisten schmeckte es ja, „und welche Frau freut sich nicht über Komplimente für ihre Kochkunst?”, fragt Karl-Heinz Jerzembek.

Der ist Parzellen-Pächter im Kleingartenverein Aschebruch und gewissermaßen verantwortlich dafür, dass das Buffet auf der 55-Jahr-Feier nicht nur aus Bratwurst und Buletten bestand, sondern auch aus Reis und Asia-Gemüse. Karl-Heinz (65) und Aranya (43) Jerzembek sind verheiratet, seit drei Jahren schon.

Nichts gilt als so deutsch wie die Schrebergärten, Hochburgen der Gartenzwerge und regulierter Heckenhöhe – die Thai fühlt sich wohl in dieser Umgebung. Mit den Vereinskameraden ihres Mannes versteht sie sich gut.

Aranya ist eine fröhliche Frau, sie lacht viel. Mit ihrem Deutsch hakt es ein wenig, sie und ihr Mann sprechen Englisch miteinander. Trotzdem kennt sie keine Berührungsängste, Aranya geht ohne Scheu auf Fremde zu. In der Eickeler Gärtner-Gemeinschaft hat sie sich daher schnell eingelebt. In der jerzembekschen Parzelle wachsen mitteleuropäische Pflanzen neben solchen, die Aranya zum Kochen braucht, Kartoffeln neben Koriander. Auch das Zitronengras, ohne das kein Thai-Gericht komplett ist, ziehen sie selbst, den Rest holen sie aus Asia-Supermärkten. „Wir sind nur sieben Monate im Jahr in Deutschland, über den Winter fahren wir in unser Haus in Bangkok”, sagt Aranya. Weil ihre Verwandten dort leben, und weil Klima und Lebensart Südostasiens ihrer beider Gesundheit gut tun. „Sobald wir wieder in Europa sind, kriegen wir sofort Probleme mit der Nase, die Augen fangen an zu tränen. Das habe ich in Thailand nie”, sagt Karl-Heinz Jerzembek. Der ehemalige Degussa-Controller reist seit zehn Jahren regelmäßig durch Asien, seine Frau teilt seine Rastlosigkeit. Zusammen waren sie in Kambodscha, Laos, Vietnam, demnächst wollen sie nach Myanmar. Ein klassisch-sesshaftes Leben können sich beide nicht mehr vorstellen. „I did always travel around (ich bin immer viel gereist)”, sagt Aranya, die aus der Provinz Phatthalung nahe der malayischen Grenze stammt. „Solange wir gesund bleiben”, sagt ihr Mann, „werden wir den Rhythmus beibehalten und zwischen Wanne-Eickel und Thailand pendeln.”

Übrigens: Manchmal haben Chili und Zitronengras auch bei den Jerzembeks Pause. So sehr Aranya die Gerichte ihrer Heimat liebt – ab und an packt sie der Heißhunger auf was Deftiges. Dann kommt Hausmannskost auf den jerzembekschen Tisch: Grünkohl, Kasseler oder Sauerkraut.