Als die kleine Hannah am 18. Februar im Wittener Marien-Hospital per Kaiserschnitt mit 25+1 Schwangerschaftswochen auf die Welt geholt werden musste, wog das Frühchen gerade einmal 420 Gramm.

Am Wochenende konnte die Kleine nach monatelanger moderner Intensivmedizin nach Hause, nach Eickel, entlassen werden.

Wegen einer Schwangerschaftserkrankung hatte sich Hannahs Mutter Mitte Februar an das Wanner St. Anna-Hospital gewandt. Dort wurde zunächst alles versucht, um eine Frühgeburt zu vermeiden. Doch nach fünf Tagen musste die schwangere Eickelerin in das Wittener Marien-Hospital verlegt werden, das zum Verbund der St. Vincenz-Gruppe Ruhr GmbH gehört: Mutter und ungeborenem Kind drohten durch eine Schwangerschaftsvergiftung schwere Schäden, so das Anna-Hospital, das Kind wurde per Kaiserschnitt geholt.

Seitdem hat Hannah den Kampf um ihr Leben aufgenommen - unterstützt von dem Wittener Ärzte- und Pflegeteam, das noch nie zuvor ein so kleines Baby zu versorgen hatte - und natürlich durch den Einsatz der Eltern, vor allem der Mutter, die jeden Tag an Hannahs Seite war. Einfach war der Start nicht: Das unfertige Herz hat zwei Löcher, der kleine Körper war von Infektionen geschwächt, „manchmal hing alles am seidenen Faden”, sagt Oberarzt Bahman Gharavi. Tag und Nacht kümmerte sich das Team um die Kleine.

Stressvermeidung

In der Frühgeborenenversorgung geht die Medizin zunehmend weg von der Apparate-Medizin. Es muss nicht immer der Brutkasten sein. Vielmehr gilt der Kontakt zur Mutter als ausschlaggebend für eine positive Entwicklung des Babys. „Sobald es möglich ist, legen wir es auf den Bauch der Mutter. Studien zeigen, dass diese Lage gut für die Entwicklung ist”, so der Oberarzt. Moderne Intensivmedizin müsse beides sein: professionelle Versorgung und Stressvermeidung. So werden zum Beispiel Baby-Intensivräume öfter abgedunkelt, ruhig und möglichst stressfrei gehalten. Im Brutkasten sind kleine Hängematten angebracht, um ein enges Schaukel zu simulieren. Wie im Bauch der Mutter.

Unter Medizinern ist das nicht unumstritten. Kritiker bezeichnen das als „Kuschelmedizin”. Oberarzt Gharavi hält dagegen: „So werden mehr Frühchen ohne Behinderungen ins Leben gelassen.” Kuscheln stimuliere wichtige Körperfunktionen.

Kämpferherz

Die kleine Hannah hat es geschafft. Sie wiegt jetzt 2100 Gramm und ist bis auf einen kleinen Herzfehler nach Auskunft des Anna-Hospitals, das ihre Entwicklung erfolgt hat, vollkommen gesund. Insbesondere gebe es keine Hinweise auf eine Schädigung des Gehirns. Sogar eine erste Impfung habe Hannah bereits erhalten und gut vertragen. Eine Herzoperation wird sie noch durchstehen müssen. Aber bis jetzt hat sie vor allem eins bewiesen: Ein Kämpferherz.