Herne. „Ich komme aus Arab-Land und will Amok laufen in MCG.” So lautete eine Nachricht, die nur wenige Tage nach den tragischen Ereignissen in Winnenden die mehr als 1000 Schüler der Mont-Cenis-Gesamtschule (MCG) bedroht hatte.
Zum Glück entpuppte sich die Ankündigung als leere Drohung. Ende vergangener Woche fiel im Prozess um den 15-jährigen Trittbrettfahrer das Urteil am Bochumer Amtsgericht.
N., selbst Schüler am MCG, wurde zu einem 60-stündigen sozialen Trainigskurs verurteilt. „Angesichts des jugendlichen Alters” des Angeklagten sei ihm das als „die erzieherisch sinnvollste Maßnahme” erschienen, erklärt Richter Werner Pattard das milde Urteil. Von einer bloßen Ermahnung bis hin zu einer fünfjährigen Jugendstrafe wäre „rein theoretisch” alles möglich gewesen – im Jugendstrafrecht gibt es im Gegensatz zum Erwachsenenstrafrecht nur ein mögliches Strafmaß, das alle möglichen Straftaten abdeckt. Mit seinem Urteil hielt sich Pattard eng an die Vorschläge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, die beide für einen Erziehungskurs plädiert hatten.
Trainingskurs soll soziales Verhalten vermitteln
Der Kurs solle N. „soziales Verhalten und Verantwortung” vermitteln, sowie „die Auswirkung dessen, was er selbst tut, auf die Gesellschaft”, so der Richter. Er gehe nicht davon aus, dass der Schüler eine Handlung wie die Amok-Drohung wiederholen würde. Der 15-Jährige hatte während der Verhandlung Reue gezeigt.
Am 17. März hatte N. über das Internet-Chatprogramm MSN die Bombe virtuell platzen lassen. Neben seiner Amokdrohung schrieb er weiter: „Wer hilft mir? See me in Action! Sagt das keinem Lehrer der Schule.” Genau das taten allerdings einige Schülerinnen, die N.'s Nickname, seinen Chat-Spitznamen, erkannt hatten. Sie erzählten Schulleiter Udo Müller, was sie gelesen hatten. Müller konnte N. später der Polizei übergeben.
Polizei immer wieder mit Amok-Drohungen konfrontiert
So glimpflich war der Amoklauf in Winnenden nicht abgelaufen. 16 Menschen starben durch die Hand eines ehemaligen Schülers der Albertville-Realschule. Mit Drohungen, die solche Bluttaten ankündigen, werde die Polizei „immer wieder” konfrontiert, so Sprecher Frank Plewka von der Polizei Bochum, die auch für Herne zuständig ist. „Direkt nach Winnenden waren es vielleicht ein, zwei, drei mehr.” Häufungen habe es hier nicht gegeben.
Landesweit sei die Zahl der Amokdrohungen aber gestiegen, gibt Plewkas Kollege Stefan Klüner an. „Das ebbt jetzt wieder ab.” Zum Glück – denn selbst eine nicht ernst gemeinte Drohung lässt die Polizei ausrücken. Klüner: „Wir müssen jedem noch so kleinen Hinweis nachgehen.”
Teurer Spaß für den Steuerzahler
Trittbrettfahrer kamen bisher den Steuerzahler teuer zu stehen, denn dieser kam letztlich meistens für die Kosten auf. Seit Ende Juni gilt nun aber ein neuer Erlass des Innenministeriums. Dieser verfügt, dass zukünftig die Täter für die entstandenen Kosten aufkommen müssen; Ausnahmen muss die Polizei begründen.
Bei Großeinsätzen können schnell mehrere tausend Euro zusammenkommen; allein eine Mannstunde entsprechend einem Polizisten, der eine Stunde lang im Einsatz ist, schlägt mit ca. 45 Euro zubuche.