Die neue Influenza hat Herne noch nicht erreicht. „Wir hatten noch keinen Fall”, sagte gestern die stellvertretende Leiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheit, Dr. Kornelia Steinbach.

Allerdings habe sich das Amt schon mit Flugpassagieren aus Herne in Verbindung gesetzt, weil diese als Kontaktpersonen von infizierten Mitreisenden gemeldet worden waren. Die Angesprochenen „fühlten sich aber gesund”.

Für die Gesundheitsämter habe die aktuelle Hochstufung der „Schweinegrippe” auf Stufe 6 keine Auswirkungen, sie seien schon vorher durch das Robert-Koch-Institut informiert worden. Dank der „Vogelgrippe” existiert ein Pandemie-Plan, der auch bei Ausbreitung des neuen Virus A/H1N1 gilt. Sollten Erkrankungen in einer Schule auftauchen, wie jetzt in Düsseldorf, „müssen wir von Fall zu Fall entscheiden”, sagt Dr. Steinbach. „Wieviele sind betroffen? Wie krank sind sie?” Pauschale Handlungsanweisungen gebe es nicht.

„Wir sind in Herne extrem gut aufgestellt”, ist Dr. Bernhard Henning überzeugt, der stellvertretende ärztliche Direktor am Marienhospital. Sowohl mit dem Gesundheitsamt als auch mit den anderen Krankenhäusern sei man gut vernetzt. Das Marienhospital habe sich mit sicheren Schutzmasken eingedeckt und die Mitarbeiter geschult. „Wir haben jedes Jahr eine höhere Quote an Grippeschutzimpfungen”, ist Henning zuversichtlich, damit zumindest einen partiellen Schutz auch Jüngerer zu erreichen, die bei den großen Pandemien immer gefährdet gewesen seien.

„Jeder Verdachtsfall wird stationär aufgenommen”, sagt für das Ev. Krankenhaus Prof. Santiago Ewig, Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie, und zwar in ein Isolationszimmer. Werde bei schwerer Erkrankung schon vor dem Eintreffen der Diagnose mit dem Medikament „Tamiflu” behandelt, warte man bei kranken, aber stabilen Patienten ab, um den Wirkstoff „nicht unnötig zu verbreiten”. Wie im Marienhospital hat sich im EvK ein Verdachtsfall nicht bestätigt. Wer sich in die Krankenhaus-Ambulanz begebe, „sollte am besten nicht im Taxi oder mit dem Bus kommen”, rät Prof. Ewig.

„Der erste Weg ist der zum Hausarzt”, sagt Amtsärztin Dr. Steinbach, was Dr. Henning (Marienhospital) aufgrund der leichten Verläufe ebenso sieht. Lasse ein Schnelltest in der Praxis Zweifel, gehe ein Nasenabstrich an das Essener Universitätslabor.. „Die Ärzte wissen Bescheid”, versichert der Herner Ärztevereinsvorsitzende Dr. Heinz-Johann Struckhoff, der bei Stufe 3 bereits die Meldeformulare der Ständigen Impfkommission an die Kollegen verschickt hat. Er sieht keine Beunruhigung bei den Patienten. „Sie sollen sich die Hände waschen”, rät er mit der Gelassenheit des Praktikers, und: „Die Hände gehören nicht ins Gesicht.” Menschenmassen meiden, in den Ellenbogen niesen, empfehlen andere, und „das Händeschütteln und Begrüßungsküsschen unterlassen” (Dr. Steinbach), so sei das Ansteckungsrisiko klein zu halten,

Sollte A/H1N1 trotzdem um sich greifen, sind die Apotheken gerüstet. „Wir haben vorgesorgt”, sagt Apothekensprecher Heribert Lauck. Alle 42 Apotheken der Stadt könnten innerhalb von 24 Stunden aus einem Zentrallager mit „Tamiflu” beliefert werden. „Wir bekommen den Wirkstoff als Pulver”, erklärt Lauck, in den Apotheken würde er dann zu Tropfen verarbeitet. Die entsprechenden „Packmittel” seien vorrätig.