Herne/Bochum. .
Sie steuerte im September 1989 den Doppelwagen der U35 bei der Jungfernfahrt zwischen Herne und Bochum: Erinnerung an Loki Schmidt.
Sie hatte ein Versprechen gegeben und sie hat es eingelöst – auch wenn, von ihr nicht zu verantworten, zehn Jahre dazwischen lagen. Loki Schmidt, am vergangenen Donnerstagnachmittag verstorben, beförderte Herne und Bochum vor 21 Jahren in das Zeitalter des modernen öffentlichen Personennahverkehrs.
1979, damals war ihr Mann Helmut noch Bundeskanzler, versprach sie dem Bochumer Oberbürgermeister Heinz Eikelbeck, ins Ruhrgebiet zu kommen, um den ersten Wagen der städteverbindenden U35 zu fahren, die damals erst auf dem Papier existierte. Was sie nicht ahnte: Dass es bis zum 2. September 1989 dauern würde, bevor sie Gelegenheit bekam, dieses Versprechen einzulösen und dass sie dafür statt aus Bonn aus dem Norden würde anreisen müssen, denn ihr Mann war zu diesem Zeitpunkt schon seit sieben Jahren kein Kanzler mehr. Die weitere Anreise hat die burschikose Loki aber in Kauf genommen: Vor Tau und Tag sei sie in Schleswig-Holstein aufgebrochen, wird sie in der WAZ zitiert. Sie war auf jeden Fall pünktlich, um um 10.22 Uhr den Hebel im Führerhaus auf „volle Fahrt“ zu stellen und den mit Blumen geschmückten ersten Wagen der U35 von Herne nach Bochum zu steuern. Mikrofonerfahren ließ sie die ersten Fahrgäste per Durchsage kurz vor dem Passieren der Stadtgrenze wissen: „Wir fahren jetzt 80.“ Ansonsten aber, so die WAZ, habe Loki Schmidt den Doppelwagen sanft gleiten lassen. Die Jungfernfahrt der U35 dauerte etwa 20 Minuten.
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Die Frau des Altbundeskanzlers war nicht die einzige Prominente, die an jenem 2. September nach Herne gereist war, um die U35 „mit großem Bahnhof“ auf den Weg zu bringen. Auch Arbeitsminister Norbert Blüm, der Bundesverkehrsminister Friedrich Zimmermann vertrat, war bei der Jungfernfahrt dabei. Ihn begrüßten die Bürger allerdings nicht mit freundlichem Applaus, sondern mit einem gellenden Pfeifkonzert. Aber Blüm wäre nicht Blüm, hätte er die Situation nicht schnell umgedreht: „Ich gönne Euch viele Blümchen im Ruhrgebiet“, witzelte er, nicht zuletzt in Richtung der damals hoch aktuellen Diskussion über den Verkehr auf der Straße und der Schiene.
Christoph Zöpel, Minister für Verkehr in Nordrhein-Westfalen, geriet geradezu ins Schwärmen und sah auf Herne goldene Zeiten zukommen: Autos, so seine Überzeugung, würden auf der Herner und Bochumer Straße bald keine Rolle mehr spielen.