Hamburg. .

Loki Schmidt ist tot. Die Frau des Altkanzlers Helmut Schmidt (SPD) starb im Alter von 91 Jahren in Hamburg.

Dunkelblauer Hosenanzug, ein wenig Lippenstift, kurzes dunkles Haar, dezenter Schmuck und stets ein freundliches Lächeln: Dieses Bild ist in der Öffentlichkeit von Hannelore „Loki“ Schmidt, der Ehefrau von Alt-Kanzler Helmut Schmidt, seit Jahrzehnten bekannt. „Ich war nie ein richtiges Mädchen, ich war ein wüster Schläger“, erinnerte sie sich im hohen Alter von 84 Jahren in ihrer Autobiografie an die Rangeleien mit den Jungs aus der Nachbarschaft. In der Nacht zum Donnerstag starb Loki Schmidt im Alter von 91 Jahren in ihrer Heimatstadt Hamburg, in ihrem Zuhause im Stadtteil Langenhorn.

Hannelore Schmidt wurde 1919 in Hamburg geboren. Gemeinsam mit zwei Geschwistern wuchs sie als Tochter eines Betriebselektrikers in bescheidenen Verhältnissen im Stadtteil Barmbek auf. 1931 wurde der Vater arbeitslos, worauf die Mutter als Näherin arbeitete. Schon mit zehn Jahren lernte sie Helmut Schmidt kennen, denn beide besuchten dieselbe Schulklasse. „Wir waren von Anfang an befreundet“, erinnerte sich Loki in ihren Memoiren an den Anfang ihren langen und glücklichen Beziehung. Nach dem Abitur absolvierte sie ein pädagogisches Studium und wurde Lehrerin. „Eigentlich wollte ich Biologin werden, aber das scheiterte an den Studiengebühren“, sagte sie einmal.1942 heiratete sie den ein Jahr jüngeren Offizier Helmut Schmidt - und finanzierte ihm nach dem Zweiten Weltkrieg sein Studium in Hamburg. In der Zeit arbeitete sie selbst als Volks- und Realschullehrerin. Zwei Jahre nach der Geburt von Tochter Susanne kam 1944 Sohn Moritz zur Welt, der nach nur sieben Monaten auf tragische Weise starb. In ihren Memoiren berichtete die passionierte Raucherin auch von den vielen Fehlgeburten, die sie erlitten hat.

Seite 1976 ging Loki Schmidt für den Naturschutz „hausieren“

Acht Jahre lang, von 1974 bis 1982, war die Hanseatin an der Seite von Helmut Schmidt Hausherrin im Bonner Kanzleramt. Als „Angeheiratete der Politik“, wie sie es einmal selber nannte, führte sie an der Seite ihres Poltiker-Ehemanns Helmut „ein etwas seltsames anderes Leben“. Zu den schwärzesten Tagen an der Seite des Bundeskanzlers zählte sie rückblickend jene im Jahr 1977 während der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer durch die Rote Armee Fraktion (RAF). „Helmut und ich haben damals ausgemacht, wenn einer von uns beiden gekidnappt wird, darf der andere keine Forderungen der Kidnapper erfüllen“, erinnerte sie sich. Vom Sturz des Bundeskanzlers Helmut Schmidt 1982 erfuhr sie während eines Aufenthalts in Brasilien.

Seit 1976 machte sich Loki Schmidt den Namen ihres Mannes zunutze, um für den Naturschutz „hausieren zu gehen“. Sie mochte sich nicht mehr nur auf Schirmherrschaften als Kanzlergattin zurückziehen und rief die „Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen“ ins Leben. Die Ex-Kanzlergattin intensivierte ihre Arbeit im Dienst gefährdeter Pflanzen und begleitete jedes Jahr junge Wissenschaftler auf Forschungsreisen um die Welt. „Ich bin penetrant neugierig geblieben“, bekannte die auch im hohen Alter noch äußerst populäre Loki.Seit 1980 benannte sie im Namen der Stiftung die „Blume des Jahres“. Viele Buchveröffentlichungen über botanische Themen folgten, so auch 1997 das erfolgreiche Grundlagenwerk „Die Botanischen Gärten in Deutschland“. Für ihre öffentlichkeitswirksamen Verdienste um die Botanik wurde sie vielfach ausgezeichnet, etwa mit einem Ehrensenatorinnen-Titel der Hamburger Universität. 2005 äußerte sie sich in „Mein Leben für die Schule“ zur Bildungspolitik. Drei Jahre später erschien das Buch „Erzähl doch mal von früher“.

„Wir konnten immer gut miteinander reden und auch zanken“

Das Erfolgsrezept ihrer knapp sieben Jahrzehnte währenden Ehe mit Helmut Schmidt war für die Hamburger Ehrenbürgerin ganz einfach: „Wir konnten immer gut miteinander reden und auch zanken.“ Richtig gezankt, „dass die Fetzen flogen“, hätten sie sich in ihren vielen Ehejahren aber nie. Auch hat sie ihr grenzenloser Optimismus trotz zahlreicher Krankenhaushalte in den vergangenen Jahren nie verlassen. Noch zuletzt, im Zusammenhang mit dem Erscheinen ihres Erinnerungsbuches „Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde“, hatte Loki Schmidt den großen Wunsch geäußert, den 70. Hochzeitstag mit ihrem Helmut im Juni 2012 noch erleben zu wollen. Dies blieb ihr nun verwehrt.

Loki Schmidt war erst vor kurzem von einem Krankenhausaufenthalt nach Hause gekehrt. Sie war im September nach einem Sturz in die Klinik eingeliefert worden. Wenige Tage nach ihrer Entlassung kämpfte sie noch mit den Folgen der Fußoperation. Es gehe der Ehefrau des früheren Bundeskanzlers nicht gut, sagte ein Bürosprecher des Altkanzlers Anfang des Monats. Die 91-Jährige müsse sich nun in ihrem Zuhause im Hamburger Stadtteil Langenhorn erholen. Loki Schmidt reagiere nicht voll oder gar nicht, hieß es. Ihr Gatte sei „tief beunruhigt und erschüttert“. Helmut Schmidt sagte alle seine Reisen ab, darunter auch eine lange vorbereitete nach China. Bereits 2008 hatte Loki Schmidt nach einem Sturz wochenlang im Krankenhaus gelegen. (dapd)